Karl Geiger krönt ein perfektes Wochenende in Klingenthal: Vor Heimpublikum ist der Oberstdorfer trotz teils turbulenter Bedingungen nicht zu schlagen und feiert seinen zweiten Sieg in Folge. Dominator Stefan Kraft lässt hingegen wichtige Punkte liegen.
Mit Weiten von 141 und 141,5 Metern sicherte sich Karl Geiger auch am Sonntag den Sieg in Klingenthal. Der Oberstdorfer erzielte am Sonntagabend insgesamt 297,9 Punkte und setzte sich in einem spannenden Wettkampf gegen Gregor Deschwanden aus der Schweiz durch, der mit 138 und 146,5 Metern (293,6 P.) erstmals in seiner Karriere auf dem Podest landete. Der dritte Platz ging mit Andreas Wellinger (137,5 und 146,5 m; 293,1 P.) an einen weiteren Springer des DSV.
Schon nach dem ersten Durchgang führte Geiger das Feld an. Vor 4.500 Zuschauern in der Vogtland-Arena lag der 30-Jährige zur Halbzeit noch vor den beiden Slowenen Anze Lanisek und Lovro Kos, die bei zunehmend schwierigen Bedingungen im Finaldurchgang noch punktgleich auf den vierten Platz zurückgefallen sind und damit das erste Podium für Slowenien in diesem Winter knapp verpasst haben.
Bundestrainer sieht noch Reserven
„Das ist unglaublich, es war ein geiler Wettkampf und hat mega Spaß gemacht. Hätte mir das vorher jemand erzählt, hätte ich das nicht geglaubt. Dass es schon jetzt zweimal für ganz oben reicht, hätte ich nie gedacht“, jubelte Geiger im Anschluss.
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Trotz des zweiten Siegs in Folge sieht Bundestrainer Stefan Horngacher noch Verbesserungspotenzial: „Es gibt schon noch ein paar Reserven, es ist noch nicht ganz hunterprozentig. Aber er ist in einem Rhythmus, hat eine Entschlossenheit in seinem Sprung“, analysierte Horngacher in der ‚ARD‘ und lobte auch den drittplatzierten Andreas Wellinger, der ebenso wie Deschwanden im zweiten Durchgang mit 146,5 Metern den bestehenden Weltcup-Schanzenrekord von Michael Uhrmann aus dem Jahr 2011 eingestellt hat.
Auch aus mannschaftlicher Hinsicht haben sich die deutschen Skispringer zweieinhalb Wochen vor dem Auftakt der Vierschanzentournee wieder glänzend präsentiert. Neben Geiger und Wellinger landeten aus der Mannschaft von Bundestrainer Stefan Horngacher mit Pius Paschke (8.) und Stephan Leyhe (10.) zwei weitere DSV-Skispringer unter den Top Ten. Weitere Weltcuppunkte sammelte außerdem Lokalmatador Martin Hamann als 27.
Kraft nur Neunter: Fettner bester ÖSV-Springer
Der in dieser Saison bislang dominierende Stefan Kraft hatte vor allem im ersten Durchgang mit vergleichsweise schwierigen Windbedingungen zu kämpfen und ging mit dem fünften Platz in den Finaldurchgang. Mit 131 Metern leistete sich der Österreicher erstmals in diesem Winter einen schwächeren Wettkampfsprung, fiel noch auf den neunten Platz zurück. „Die Gunst der Stunde war sicher nicht ganz bei mir. Der zweite Sprung war aber leider auch nicht gut, da war ich zu spät. Da ist mal ein Sprung im Wettkampf missglückt, vom Wind war es nicht ganz einfach. Klingenthal war ein kleiner Rückschlag, aber wir werden etwas daraus mitnehmen und uns in Engelberg von unserer besten Seite zeigen“, sagte Kraft im Anschluss. Bester Österreicher war an diesem Tag somit Routinier Manuel Fettner auf Rang sechs.
Hinter ihm landete Ryoyu Kobayashi auf dem siebten Platz, doch auch der Japaner dürfte sich am Sonntag mehr ausgerechnet haben, nachdem er die Qualifikation im Vorfeld noch für sich entschieden hatte.
Norwegen und Polen weiterhin mit Schwierigkeiten
Weiterhin schwer tun sich auch die Skispringer aus Norwegen: Marius Lindvik lag zur Halbzeit immerhin noch auf dem zehnten Platz, fiel im Finale dann aber auf Rang 18 zurück. Bester Mann aus dem Team von Chefcoach Alexander Stöckl war damit Daniel-André Tande als Zwölfter, gefolgt von Gesamtweltcup-Titelverteidiger Halvor Egner Granerud (13.).
Und auch die polnische Krise scheint sich fortzusetzen – mit Piotr Zyla (22.) und Dawid Kubacki (28.) schafften nur zwei Polen den Sprung in den Finaldurchgang, waren im Kampf um die vorderen Plätze aber erneut ohne Chance.
Am kommenden Wochenende macht der Weltcup der Skispringer im schweizerischen Engelberg Station. Auf der Titlisschanze stehen dann die letzten beiden Einzel-Wettbewerbe vor der Vierschanzentournee auf dem Programm, schon am Freitag finden Training und Qualifikation statt.
Mehr dazu gleich hier bei skispringen.com.
Ich gratuliere der gesamten deutschen Mannschaft in der Vorbereitung auf die neue Saison alles richtig gemacht. Diese Jahr passt das Material, man sieht jetzt deutlich, die Nationen die es letzte Saison übertrieben haben Polen, Norwegen und Slowenen sind weg von der Spitze. Obwohl bei den Slowenen habe ich schon wieder größere Anzüge gesehen, eine Bitte an die Fis beobachtet das ganz genau
@Blacksheep: Ich stimme dir bedingt zu. Ich habe auch geschrieben, nachhinein ist man immer schlauer. Man sollte vielleicht abwarten. Fakt ist: nach der Verkürzung hat Aufwind ein wenig nachgelassen. Kraft , Kobayashi,Lanišek haben darunter gelitten. Aber , es ist wie es ist. Beim Freiluftsport ist schwierig, alle gleich zu behandeln. Ich freue mich auf jeden Fall für Karl, aber auch für Gregor. Sein erstes Podium. Skisprungzirkus braucht starke Schweizer
Stefan Kraft war nie Dominator, trotzdem hat er zwei Mal Gesamtwertung des Weltcups gewonnen. Und unzählige weitere Titel. Für mich erstaunlich dass er am Anfang der Saison so stark performt. Bisher war er erst zur Tournee Sieg Kandidat, mal schauen wie die Saison weiter verläuft.
ich finde, die Verkürzung nach Sprung von Gregor Deschwanden war falsch. Natürlich nachhinein ist man immer schlauer, aber ohne Verkürzung wäre Wettbewerb noch interessanter. Gewonnen am Ende doch der richtige, ich hoffe nur das Karl und Andreas bis zur Tournee die Form beibehalten.
@Freund
Gregor Deschwanden sprang Schanzenrekord, da ist es nachvollziehbar und verantwortungsbewusst, dass vor dem besten Springer der laufenden Saison der Anlauf verkürzt werden muss.
Im vergangenen Jahr gab es bei der Tournee heftige Kritik von Granerud, weil die Jury vor seinem Sprung nicht den Anlauf verkürzen ließ und sein Trainer reagieren musste.
ein geiles skisprung wochenende im vogtland .
Was für ein großartiges Sport-Wochenende!
Interessant – man merkt, dass Stefan Kraft doch nicht so unschlagbar ist, wie es zunächst schien – und wie er sich selbst vermutlich vorkommt. Ein Dominator wie bspw. Kobayashi oder Granerud in den letzten Jahren ist er jedenfalls nicht. Das österreichische Team ist insgesamt nicht mit der Schanze zurechtgekommen. Ich denke, dass die Saison noch interessant wird.
Hoffentlich auch mit vielen spannenden aber fairen Wettkämpfen