Mit der Veröffentlichung der Kader für die Skisprung-Saison 2020/2021 hat der polnische Skiverband eine kleine Revolution vollzogen. Was dahinter steckt und wie die Mannschaft nun aussieht, erfahren Sie bei skispringen.com.
Mit großer Spannung war die Kaderbekanntgabe des Polnischen Verbandes (PZN) erwartet worden. Diese wurde sogar mit Datum und genauer Uhrzeit angekündigt. Warum war vorher unklar, doch das Erstaunen danach war umso größer: Denn die PZN verkündete, dass die neue Nationalmannschaft aus zwölf Springern bestehen wird. Warum wird erst auf den zweiten Blick ersichtlich. Und auch das Echo im Nachgang fiel recht gemischt aus. skispringen.com beleuchtet die Situation.
Völlig neu ist die Größe der Mannschaft nicht, gab es doch vor der Einführung der Quotenregel im Skisprung-Weltcup durchaus Mannschaften, die zehn oder mehr Springer umfassten. Doch, seit die FIS festlegte, dass im Normalfall (ausgenommen zwei nationale Gruppen je Saison) maximal sieben Athleten pro Nation starten dürfen, beriefen die Nationalverbände selten mehr als sieben Springer für ihre ranghöchste Mannschaft. Somit ist der polnische Weg ein völlig anderer als üblich.
National- und B-Kader fusionieren
Mit der Entscheidung, zwölf Springer zu nominieren, kehrte die PZN auch davon ab, Nationalmannschaft und B-Kader zumindest auf dem Papier zu trennen. Denn durch die Fusionierung gibt es faktisch keinen B-Kader mehr. Alle vom Verband für tauglich befundenen Springer, die in oder nach 2000 geboren wurde, gehören nun der Nationalmannschaft an. Somit wird das, was im Alltag bereits umgesetzt wird, nämlich viele gemeinsame Trainingseinheiten und Rotation zwischen Welt- und Continental-Cup, auch in formaler Hinsicht umgesetzt.
Zum letztjährigen Sextett, Stefan Hula, Maciej Kot, Dawid Kubacki, Kamil Stoch, Jakub Wolny und Piotr Zyla, stoßen mit Klemens Muranka, Andrzej Stekala, Pawel Wasek und Aleksander Zniszczol vier weltcuperfahrene Springer und mit Kacper Juroszek und Tomasz Pilch zwei nun ehemalige Junioren dazu. Bartosz Czyz, der im vergangenen Winter noch im B-Kader geführt wurde, wurde von der Liste gestrichen. Maciej Maciusiak, der zuletzt für das B-Team verantwortlich war, rückt nun in den Trainerstab um Michal Dolezal auf, der nun insgesamt drei Assistenten an seiner Seite hat. Zusätzlich gibt es ein siebenköpfiges Reserve-Team, das von Zbigniew Klimowski betreut wird, der zuletzt Co-Trainer von Michal Dolezal war. Ihn ersetzt Daniel Kwiatkowski.
Kot befürwortet Kombi-Lösung
Das erste öffentliche Statement von einem Springer lieferte Maciej Kot in einem Instagram-Interview mit ‚TVP Sport‘: „Bis zur Verkündung wusste ich davon auch nichts. Für mich ist das Auflösen der Trennung der beiden Kader jedoch eine positive Überraschung. Wir sind nun sehr breit aufgestellt, sowohl auf Trainer- als auch auf Springerseite. Wir haben ohnehin zuletzt sehr eng zusammengearbeitet und Ressourcen gebündelt, um einen einfachen Übergang zwischen beiden Gruppen zu haben. Das ist eine gute Lösung und jetzt holen wir hoffentlich noch mehr heraus.“
Das Echo von Beobachtern und Fans in den sozialen Netzwerken war gespalten. Die Befürworter schlossen sich Kots Ansicht, dass der Austausch zwischen den beiden Lagern ohnehin so intensiv war, dass die Umstellung gar nicht so groß sei. Die Kritiker zeigten sich skeptisch, ob die Maßnahme aufgrund der Gruppengröße wirklich förderlich sei, schließlich seien nach Training mit kleineren Gruppen nachweislich bessere Ergebnisse erzielt worden. Den letztgültigen Beweis für oder gegen das Konzept wird zweifelsfrei die kommende Saison liefern.
Polen erweitert Damen-Mannschaft
Nur kleine Änderung gab es hingegen bei den Damen. Nachdem mit Kamila Karpiel, Nicole Konderla, Kinga Rajda, Joanna Szwab und Anna Twardosz im vergangenen Jahr erstmals eine Nationalmannschaft berufen wurde, wurde diese nun auf sechs Springerinnen erweitert. Wiktoria Przybyla, die Polen bei den Olympischen Jugendspielen in Lausanne vertrat und im FIS-Cup zwei Mal in die Top Ten sprang, ist das einzige neue Mitglied in Lukasz Kruczeks Team.
Im Junioren-Team sind vier Springerinnen gelistet. Marcelina Beltowska und Wiktoria Polanowska behielten ihren Status aus der vergangenen Saison, während Paulina Cieslar und Joanna Kil auch verletzungsbedingt diesen verloren. Mit Natalia Slowik und Sara Tajner nominierte PZN jedoch zwei vielversprechende Talente neu, die erst 2006 geboren wurden. Aufgrund ihres jungen Alters dürfen sie jedoch erst in der Saison 2021/2022 an Wettkämpfen in Welt-, Continental- und FIS-Cup teilnehmen.
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