ÖSV-Adler springen hinterher

Vierschanzentournee: Heinz Kuttin spricht über österreichisches Debakel

Foto: GEPA

Nach dem K.o.-Aus von Stefan Kraft sind die österreichischen Skispringer bei der 66. Vierschanzentournee im Kampf um den Gesamtsieg chancenlos. Bei skispringen.com spricht Cheftrainer Heinz Kuttin über die aktuelle Situation.

Ohne jede Chance auf den Gesamtsieg reisen die österreichischen Skispringer zum Bergisel: Nach dem vorzeitigen Ausscheiden von Stefan Kraft beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen gibt es keine Hoffnung mehr auf einen österreichischen Gesamtsieg. So schlecht waren die ÖSV-Skispringer bei der Vierschanzentournee zuletzt vor 39 Jahren.

Vor den beiden Heimspringen zeigt sich Cheftrainer Heinz Kuttin enttäuscht und selbstkritisch. „Zuerst muss man das jetzt verarbeiten, das ist ganz klar. Da ist jetzt keiner himmelhochjauchzend. Das ist eine Situation, die kein Team haben möchte“, erklärte Kuttin im Gespräch mit skispringen.com.

Kuttin: „Die Tourneewertung ist weg, der Druck wird abfallen“

Der Chefcoach, der im April 2014 die Nachfolge von Alexander Pointner angetreten hat, möchte sich von den in Österreich aufkommenden Diskussionen aber nicht aus der Ruhe bringen lassen. „Ich weiß, dass drumherum sehr viel diskutiert wird. Das ist in einer Phase, so wie es jetzt läuft, auch ok“, so Kuttin vor dem ersten Heimspringen am Bergisel: „Für mich ist es wichtig, dass unser Team da jetzt weiter gut arbeitet. Wir wissen woran es liegt und werden versuchen, dass wir nun von Tag zu Tag denken. Die Tourneewertung ist weg. Der Druck wird abfallen.“

Ex-Coach Pointner kritisiert Kuttin

Schon im Vorfeld des Bergiselspringens hagelt es heftige Kritik. Allen voran Ex-Cheftrainer Alexander Pointner kritisiert die Arbeit seines Nachfolgers. „Für das ÖSV-Team bedeutete der Bewerb auf der ‚Heimschanze‘ in Garmisch den absoluten Tiefpunkt. Da zählen jetzt keine Ausreden mehr, denn man hat es geschafft, einen der derzeit weltbesten Springer völlig zu verunsichern. Einerseits dadurch, dass Stefan Kraft für das Versagen seiner Kollegen gegenüber den Medien geradestehen musste, obwohl es während der Tournee das Wichtigste ist, absolut bei sich zu bleiben“, schrieb Pointner in seiner Kolumne für die ‚Tiroler Tageszeitung‘.

„Andererseits ließ das sture Verharren im Arbeitsmodus nie die Sicherheit aufkommen, die ein Springer für einen wichtigen Wettkampf braucht. Die gestrige plötzliche Erkenntnis von Heinz Kuttin, dass jetzt mit dem Analysieren Schluss sei, weil sich die ‚Jungs‘ ja nicht mehr ’spüren‘, kommt viel zu spät. Das ‚Sich-Spüren‘ braucht ein langfristiges Konzept und funktioniert nicht von heute auf morgen“, so Pointner weiter.

Bergisel: Ticket-Vorverkauf läuft schleppend

Die ausbleibenden Erfolge der österreichischen Adler wirkt sich auch auf den Ticket-Vorverkauf aus. Während sowohl das Auftaktspringen in Oberstdorf, als auch das traditionelle Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen ausverkauft waren, werden in Innsbruck weniger Zuschauer als in den vergangenen Jahren erwartet.

» Alle Termine im Überblick: Die Vierschanzentournee kommt nach Österreich

Erstmals seit vielen Jahren ist das Bergiselspringen im Vorfeld nicht ausverkauft, rund 15.000 der insgesamt 22.500 Tickets sind bislang verkauft.

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Über Anna Baumgartner 11 Artikel
Seit 2011 im Team von skispringen.com. Mit familiären Wurzeln in Polen und der Schweiz skisprungbegeistert seit eh und je. Neben ihrer journalistischen Tätigkeit für das Skispringen arbeitet sie an ihrer Promotion und ist schreibend und organisierend im Kunst- und Kulturbereich unterwegs.

15 Kommentare

  1. Im Sport gibt es nun mal nur einen Gewinner, 2., 3., 4. und viele Verlierer.
    Alle haben hart trainiert, allein das ist bewundernswert. Abgesehen davon findet bei jedem Sportler viel im Kopf statt. Mental Training ist ebenso wichtig wie Technik. Werner Schuster meistert seine Aufgabe als Trainer hervorragend, Hut ab! Von Jahr zu Jahr hat er die Mannschaft und jeden einzelnen Springer aufgebaut. Skispringen und Golf ähneln sich. Man braucht im entscheidenden Moment den flow, muss loslassen und gleichzeitig muss ein Rädchen ins andere greifen bei dem komplizierten Bewegungsablauf. Ich bin Mannschaftsgolferin und fiebere für die deutschen Adler und ihren herausragenden Trainer mit. Toi, toi, toi Jungs, wünsche Euch guten Wind, für mich seit ihr großartig,es muß nicht ein Sieg werden. Richard, ich glaube daran, dass Du Weltcupführender bleiben wirst.Du hast den flow

  2. Österreich war über die Jahre zu verwöhnt. Jetzt hat die goldene Generation aufgehört zu springen ( ausser Schlierenzauer).Und Kraft hat einwenig Form verloren. Man muss den jungen Springer Vertrauen geben und Sie in Weltcup starten lassen. Und aus österreichischen Sicht muss man eingestehen dass villeicht nich mehr so viele Stars auf ein mal kommen (Morgenstern, Schlierenzauer, Kofler, Loitzl, auch Martin Koch).7 Tournee Siege hintereinander (einige Österreicher hier haben Deutschland ausgelacht) kommen wahrscheinlich nicht wieder. Die Wachablösung hat schon im Teambewerb in Sochi stattgefunden

    • Lieber „Freund“,
      sehe es genauso wie Du.Und das Schöne am Sport ist doch, dass sich Gewinner und Verlierer abwechseln. Jeder einzelne Springer, jede Nation hat sich sein,ihr Highlight verdient. Hier gibt es keine Dauerrente, Erfolge müssen immer wieder neu durch hartes Training erarbeitet werden. Das macht den Sport aus!!! lieben Gruß Rike

  3. Man darf jetzt nicht den Kopf hängen lassen. So ein Ergebnis ist die logische Konsequenz, wenn Kraft einmal nicht die Leistung bringt, die man von ihm gewohnt ist. Das kann in Innsbruck schon wieder ganz anders werden.

    Trotzdem: Letztes Jahr hatten wir noch 3 Springer in den Top 10 der Weltcupwertung, davon sind wir dieses Jahr noch weit entfernt. Aber ich bin mir sicher, dass der eine oder andere Athlet sich bis zu den Olympischen Spielen noch steigern wird. Es braucht Geduld und Lockerheit, mit Verbissenheit funktionierts auf keinen Fall!

  4. Der Heinz Kuttin ist ein ganz sicher toller Kerl, aber als Trainer nicht unbedingt das gelbe vom Ei. Es gibt bessere. Er sollte doch wenigstens, wie alle Anderen auch, die Freigabe mittels Fahne für seine Springer selbst durchführen. Der Springer wird dadurch auch sicher zusätzlich motiviert.
    Ich war selbst durch meinen skispringenden Sohn, der vor kurzem aufhörte, ca.10 Jahre in dieser Sportart nicht nur am Rande der Sprunganlagen tätig.
    Kuttin hat’s als Nachfolger von Poitner nicht gerade leicht, ich meine
    aber, daß Kuttin nicht gerade der beste Motivator ist. Und wirklich gute junge Springer werden bei Weltcupspringen zu selten oder nie eingesetzt wie E.Tollinger, P.Aschenwald, M.Steiner, S.Greiderer, u.s.w.
    Und er hat manchmal absolut
    fragwürdige Aussagen.
    Daß Pointner über den nach wie vor überheblichen, erfolglosen und nach wie vor eingesetzten Schlierenzauer, der immer als 1ster er in den Medien sichtbar ist, seinen Job verlor ist ja bekannt. Seine Zeit als Springer dürfte vorbei sein.
    Neue Trainer-Besen kehren nicht immer erfolgversprechend. Das beweisen auch die Trainer der anderer Nationen.
    Und der ÖSV ist sowieso ein verkruster
    Verein ohne Weitblick für die Zukunft, nicht nur bei den Skispringern. Ähnlich unserem Bildungssystem.
    …Schöne Grüße H.Sawilla

  5. Man müsste mal alle Schlauberger-Journalisten zwangsweise die Piste von Garmisch runterjagen, ob sie wollen oder nicht. Die sind immer ganz groß im Kritisieren. Sollen sie‘ s mal selber machen! Das Problem unseres Journalismus: Sie übersteigern sich im Schlechtreden. Dann ist Kuttin das Opfer, als ob die Schlechtschreiberei nicht auch ein wichtiger Beitrag zur Verunsicherung wäre.

  6. Kann mich nur anschließen. Unsere deutschen Springer haben auch schon schwere Zeiten durchgemacht. Das wird bei den Österreichern auch wieder. Man darf nicht so auf 7hnen herumhacken. Die Jungs wollen ja auch gut springen. Zur Zeit sind wir mal dran.

  7. Was sollen denn die Finnen sagen? Jede Nation macht solche Phasen durch. Die einen gehen dann in sich, hinterfragen alles und ziehen ihre Schlüsse daraus und dann klappt es auch wieder (siehe Norwegen oder Deutschland). Andere reagieren zickig und es kommt einer Majestätsbeleidigung gleich Kritik zu üben. Es kann ja nicht sein. Ich finde es auch wenig hilfreich, wenn bei ehemalige Weltklasseflieger bei einem einzelnen mal gelungenen Sprung gleich von Comeback, Knoten geplatzt und was noch reden und am Ende der Saison muß man sich eingestehen, dass es halt wie bei Martin Schmitt läuft, der auch ab und an mal einen guten Sprung gehabt hat, aber in den letzten Jahren nie wieder an die Spitze kommen konnte. Einfach mal etwas weniger Druck machen wäre sicher hilfreich. Amman bekrabbelt sich ja auch langsam wieder…

  8. Es wäre viel wichtiger, den Springer mitzuteilen „ihr habt schon so viel geschafft! Wir glauben an euch und freuen uns schon darauf, wenn’s wieder klappt! Wer schimpft? Wer jammert? Würde sich jemand von denen überhaupt zutrauen zu springen? Also, Kopf hoch, Jungs! Wenn man mal ganz tief unten ist, kanns nur mehr nach oben geh’n! Ich freu mich schon aufs nächste Springen – egal wie es ausgeht. Och bewundere euren Mut und eure Ausdauer und drück euch Fest die Daumen!

  9. Die deutschen Springer haben das Tal der Tränen hinter sich, jetzt sind mal die Ösis dran. Was ist da dabei, wenn sie mal nicht die absolute Spitze sind? Sie sind in den letzten Jahre Siegverwöhnt worden, jetzt sind eben mal die anderen da. da brauchen sie doch nicht gleich zu heulen. Nach Hannawald war es auch in Deutschland so und es hat Jahre gedauert bis mit Freund wieder ein Siegspringer da war.

  10. Ist echt traurig dieses Schauspiel, aber die Springer sind auch nur Menschen und keine Maschinen. Sicher wäre es schön, wenn die Erfolgsserie der vergangenen Jahre weiterginge, ist aber nicht so. Es kommen sicher wieder bessere Zeiten. Hut ab vor Georg Schlierenzauerer, der sich nach seiner schweren Verletzung ganz gut zurückgekämpft hat. Wir sind leider zu erfolgsverwöhnt und haben nicht gelernt mit Niederlagen entsprechend umzugehen. Nur weilunsere Schifahrer derzeit super sind heißt das nicht, dass es auch bei Springern so muss. Die Polen und Deutschen sind eben heuer gut drauf, da hilft kein jammern und lamentieren

    • Ich glaube einer der besten Skisprungtrainer die Österreich je gehabt hat, war Alex Pointner. Er hat ein sehr kompaktes Skisprung Team geformt, und das über Jahre. So einen Mann hätte man nie ziehen lassen dürfen, mir unverständlich warum man den internen Streit mit Gregor Schlierenzauer nicht anders lösen konnte. Kuttin hat von Pointners Arbeit noch eine Zeit profitieren können. Jetzt ist diese Bonus aber verbraucht. Stefan Kraft hat voriges Jahr einiges gewonnen, aber wo war der Rest?

  11. Wieder ein etwas glücklichere Kamil Stoch! Aber auch der“Ritsch“ hat schon fast wie gewohnt ein Superspringen gezeigt. Schade um Team Austria

  12. Manchmal frage ich mich, was diese Kritik soll. Auch im Team der deutschen Skispringer gab es in den letzten Jahren viele Tiefen. Ich denke daher, so traurig das jetzt auch für das österreichische Team ist, dass es völlig falsch ist, das Trainerteam zu kritisieren. Auch das deutsche Team musste so manche Tiefs durchstehen und jetzt können sich die Deutschen über ihre Leistungen freuen. Ich denke dass auch das österreichische Team bald wieder Erfolge haben wird, aber sicher nicht, wenn es nur Kritik hagelt. Damit verunsichert man die Springer doch nur noch mehr.

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