Favoritencheck

Vierschanzentournee-Favoriten: Konkurrenz für Freitag und Wellinger

Die Euphorie in Deutschland vor der Vierschanzentournee ist riesig. Mit Freitag und Wellinger stellt das DSV-Team die Nummer eins und zwei der Welt. Doch es gibt einige Athleten, die den deutschen Tournee-Traum zunichte machen können. Der Favoritencheck zur Tournee.

Neun Tage, vier Schanzen, zwei Länder – mehr Stichworte braucht man Skisprungfans nicht zu geben, um die Vierschanzentournee zu beschreiben. Am 29. Dezember 2017 ist es wieder soweit. Mit der Qualifikation in Oberstdorf startet die Vierschanzentournee in ihre 66. Auflage. In Oberstdorf (29.-30. Dezember), Garmisch-Partenkirchen (31. Dezember – 1. Januar), Innsbruck (3.-4. Januar) und Bischofshofen (5.-6. Januar) wird traditionell das erste große Wintersport-Highlight der aktuellen Saison ausgetragen.

Auch in diesem Jahr wollen zehntausende Fans an den Schanzen und Millionen vor den TV-Geräten den „Mythos Vierschanzentournee“ miterleben und über die neun Tage verfolgen, wer sich am 06. Januar in Bischofshofen zum Vierschanzentournee-Sieger 2017/2018 krönen wird.

Kein Pokern in der Qualifikation

Also eigentlich ist doch alles wie immer? Nein, nicht ganz! Zum einen ist das Pokern der Favoriten in der Qualifikation nicht mehr möglich, weil es keine Vorqualifizierten mehr gibt. Das heißt ein völlig missglückter Quali-Sprung könnte das Tournee-Aus bedeuten. Daher gilt es bereits vom ersten Sprung die Konzentration hoch zu halten.

Deutsche Euphorie sorgt für Rekorde in Oberstdorf

Und zum anderen herrscht insbesondere in Deutschland eine Tournee-Euphorie wie seit Jahren nicht mehr. Diese Vorfreude hat zwei Namen: Richard Freitag und Andreas Wellinger. Die beiden reisen als aktuelle Nummer eins und zwei der Welt nach Oberstdorf und gelten somit als Top-Favoriten auf den Tournee-Sieg. Sie sollen für den ersten deutschen Gesamtsieger seit 16 Jahren sorgen. Solch eine Ausgangslage hat es noch nie gegeben. Auch nicht während des Skisprung-Booms durch Martin Schmitt und Sven Hannawald zur Jahrtausendwende, der durch Hannawalds Grand-Slam-Triumph 2001/2002 gekrönt wurde.

Diese Ausgangssituation sorgt schon jetzt in Oberstdorf für neue Rekorde: Das Auftaktspringen ist schon im Vorfeld ausverkauft und zur Qualifikation werden über 15.000 Zuschauer erwartet. Das ist Quali-Rekord. Insgesamt werden an beiden Tagen über 40.000 Skisprung-Fans ins Allgäu kommen. Auch die anderen Tournee-Orte melden eine sehr hohe Ticket-Nachfrage.

Doch natürlich sind Rang eins und zwei im Gesamtweltcup keine Garantie für einen deutschen Sieg. Denn die Vierschanzentournee hat bekanntlich ihre eigenen Gesetze. Allein die öffentliche Aufmerksamkeit über die kompletten neun Tage ist mit kaum etwas anderem zu vergleichen. Außerdem gibt es natürlich auch noch ganz starke internationale Konkurrenz aus Norwegen, Polen und Österreich. skispringen.com stellt die Favoriten vor.

Die Top-Favoriten

Richard Freitag (Deutschland): Wer im Gelben Trikot zur Vierschanzentournee reist, ist automatisch Top-Favorit. Insbesondere dann, wenn er im bisherigen Saisonverlauf so überzeugte wie der 26-Jährige. Drei Siege in den bisherigen sieben Springen, seit Nischni Tagil stand er in allen fünf Einzelspringen auf dem Podest. Dazu war er nie schlechter als Rang sechs, was für eine beeindruckende Konstanz. Auch im Training und der Qualifikation leistete er sich kaum eine Schwäche. Genau diese Konstanz ist bei der Tournee gefragt. In Innsbruck gewann er 2015. In diesem Sommer zog er nach Oberstdorf, seit dem ist die Schattenbergschanze sozusagen seine Heimschanze und auch in Garmisch-Partenkirchen und Bischofshofen konnte er schon gute Resultate erzielen. Bisher steckte Freitag die erhöhte Aufmerksamkeit sehr gut weg, gelingt ihm das auch bei der Tournee, dann ist der erste deutsche Sieg seit 16 Jahren möglich.

Andreas Wellinger (Deutschland): Mit einem Saisonsieg und drei Podestplätzen steht der Ruhpoldinger völlig verdient auf Rang zwei im Gesamtweltcup. Er war in dieser Saison noch nie schlechter als Rang neun. Allerdings war er zwei Mal nach dem ersten Durchgang nicht unter den Top 20 zu finden, rettete seinen Wettkampf dann aber mit einem klasse zweiten Sprung. Bei der Vierschanzentournee wird er sich solche Ausrutscher jedoch nicht leisten können. Trotz seiner erst 22 Jahre verfügt Wellinger über viel Erfahrung. Und er weiß wie man sich über einen längeren Zeitraum mental auf hohem Niveau hält, siehe sein dritter Rang beim Raw Air in der vergangenen Saison. Definitiv ein Kandidat für einen Tagessieg, für den Gesamtsieg muss er konstanter werden.

Daniel-André Tande (Norwegen): Der Norweger hat bei der Vierschanzentournee noch etwas gut zu machen. Im vergangenen Jahr gewann er in Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck und fuhr als Führender nach Bischofshofen. Dort zwang ihn jedoch ein Materialfehler im zweiten Durchgang zu einer frühen Landung, weshalb er den Gesamtsieg noch aus der Hand gab. In dieser Saison würde er diese persönliche Tournee-Geschichte gerne erfolgreich zu Ende schreiben, um die Tränen aus dem vergangen Jahr vergessen zu machen. Die Form dazu hat er. Im Einzel sprang er in dieser Saison zweimal aufs Podest und mit dem Team holte er sogar drei Siege. Der 23-Jährige ist ein Top-Favorit.

Kamil Stoch (Polen): Tandes Leid, war Stochs Glück. Durch den Patzer des Norwegers sicherte sich der Pole in der vergangenen Saison den Tournee-Sieg. Als Titelverteidiger steht Kamil Stoch beinahe automatisch auf der Favoritenliste. Dem aktuellen Gesamtweltcup-Vierten gelangen in dieser Saison schon drei Podestplätze, allerdings wurde er auch schon 15. und 20. Durch seinen Sieg im vergangenen Jahr weiß der 30-Jährige wie man die Vierschanzentournee gewinnt, das bringt ihm gegenüber Freitag, Wellinger und Tande einen großen Vorteil. Zudem dürfte er auch in diesem Jahr wieder von zahlreichen polnischen Fans angetrieben werden. Stoch ist ein Top3-Kandidat.

Stefan Kraft (Österreich): Auch der Österreicher weiß, wie man die Vierschanzentournee gewinnt. Vor drei Jahren sorgte er für den vorerst letzten rot-weiß-roten Gesamtsieg. Bei der vergangenen Tournee wurde er Opfer einer Krankheitswelle, die auch Severin Freund und Michael Hayböck erfasste. So verlor nach seinem starken Auftakt mit seinem Sieg in Oberstdorf und Rang drei beim Neujahrsspringen, am Bergisel und in Bischofshofen zahlreiche Punkte. Am Ende wurde er Sechster. Nach der Tournee war er jedoch kaum noch zu schlagen: Doppel-Weltmeister in Lahti, Raw-Air-Sieger und Gesamtweltcupsieger. An diese Form konnte er in dieser Saison noch nicht ganz anknüpfen, dennoch stand der 24-Jährige schon dreimal auf dem Podest. Zur Tournee sind die Österreicher traditionell stark. Kraft wird um den Tourneesieg mitspringen.

Die Geheimfavoriten

In dieser Saison ist die Konkurrenz unfassbar groß. Daher könnte man die Favoritenliste noch um einiges verlängern. Das würde aber den Rahmen sprengen. Daher seien an dieser Stelle noch drei weitere Geheimfavoriten genannt: Johann Andre Forfang aus Norwegen, aktuell Sechster im Gesamtweltcup. Der 22-Jährige war in dieser Saison schon dreimal unter den Top vier und in Nischni Tagil sprang er Schanzenrekord. Junshiro Kobayashi aus Japan ist aktuell Siebter im Gesamtweltcup. Der 26-Jährige gewann etwas überraschend den Weltcup-Auftakt in Wisla, hat sich aber mit durchgängigen Top10-Platzierungen in der erweiterten Weltspitze etabliert. Außerdem gilt es auch Piotr Zyla aus Polen zu beachten. In der vergangenen Saison wurde er Tournee-Zweiter. Das Top-Resultat in diesem Winter fehlt ihm noch, aber in einigen Sprüngen hat er sein Potenzial angedeutet. Im Schatten von Landsmann Stoch, könnte er auch bei der diesjährigen Vierschanzentournee aufdrehen.

Erste Entscheidung fällt am 30. Dezember

Gelingt einem Deutschen nach langen Jahren des Wartens endlich wieder der prestigeträchtige Sieg oder grätscht die internationale Konkurrenz wieder einmal dazwischen? Die Ausgangslage vor der 66. Vierschanzentournee ist spannend wie nie. Die ersten Antworten gibt es am 30. Dezember ab 16:30 Uhr beim Auftaktspringen in Oberstdorf. Einen Tag zuvor geht die Qualifikation über die Bühne.

skispringen.com wird in diesem Jahr wieder ausführlich über alle Ereignisse in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen berichten.

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Über Jonas Klinke 12 Artikel
Seit Februar 2017 im Team von skispringen.com. Verfolgt Wintersport und insbesondere Skispringen seit Kindertagen. Studiert neben seiner Tätigkeit für skispringen.com an der Hochschule Darmstadt und engagiert sich für das Bürgerradio Antenne Bergstraße.

11 Kommentare

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  3. Das Tande die Tournee letztes Mal nur durch einen Materialfehler verloren hat, kann ich mittlerweile nicht mehr hören. Sein Problem hat sicher dazu geführt, dass er nicht Zweiter wurde, aber Stoch hätte aus meiner Sicht sowieso gewonnen. Stoch hat in Bischofshofen die besseren Sprünge in Training, Quali und Ersten Durchgang abgeliefert. Tande hatte außerdem noch Glück mit dem Wind bei seinem 1. Sprung. Er war einer mit Aufwind, genauso wie der führende Tepec, was auf dieser Schanze eine Menge ausmacht. Und trotzdem hatte ihn Stoch schon im 1. Durchgang punktmäßig überholt! Ich kann es deshalb nicht mehr hören/lesen, wenn immer behauptet wird, dass Tande durch diesen Sprung die Tournee nicht gewonnen hat und Stoch nur Glück hatte.

  4. Skisprungrätsel (Vorsicht, sehr schwierig!)

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    -Seine beste Platzierung bei der Vierschanzentournee erreichte er auch einmal bei den Olympischen Spielen
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    -Sein Heimatland hat genauso viele Buchstaben wie sein Geburtsort
    -Seine beste Weltcupplatzierung erzielt er an einem Ort, wo er in jeder Weltcupsaison an mind. einem Weltcupspringen teilnahm
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    -Die Differenz zwischen seiner schlechtesten und seiner zweitschlechtesten Platzierung in der Weltcupgesamtwertung ist 8

    Wer das Rätsel als Erster löst, ist der Skisprungrätselmeister des Jahres 2017!

  5. Die Analyse zu den Chancen von Richard Freitag gefällt mir gut. Den Weltcup-Sechsten J.A. Forfang als Geheimfavoriten zu bezeichnen finde ich allerdings etwas gewagt, ein Geheimfavorit wäre für mich einer, der wie damals Diethart noch nicht einmal in den Top Ten platziert war (24.!)und dann die Tournee gewann. Daran sieht man, dass die Tournee tatsächlich auch für Überraschungen gut sein kann.
    Man muss nicht unbedingt mit einem Sieg in Oberstdorf starten, offensichtlich ist es wichtiger hinten heraus, in Bischofshofen, noch einen Sieg heraushauen zu können – das jedenfalls schafften die letzten 5 Sieger der Tournee.

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