Nach Dreifachsieg in Oberstdorf

„Verdächtig“: Österreichische Dominanz bei Vierschanzentournee sorgt für Spekulationen

Foto: imago / Eibner

Nach dem österreichischen Dreifachsieg beim Auftakt der Vierschanzentournee in Oberstdorf wird über einen möglichen Materialvorteil spekuliert: Insbesondere Skispringer aus Norwegen äußern vor der zweiten Tournee-Station einen Verdacht.

Die Dominanz der österreichischen Skispringer beim Auftakt der 73. Vierschanzentournee bleibt auch vor der zweiten Station in Garmisch-Partenkirchen ein zentrales Gesprächsthema – vor allem bei der Konkurrenz. Die norwegische Mannschaft befeuert nach dem Auftaktspringen das Rätselraten: Hat das Team von Cheftrainer Andreas Widhölzl einen Vorteil im Materialbereich?

„Wenn ich Gregor Deschwanden oder Pius Paschke wäre, würde ich wahrscheinlich ziemlich misstrauisch sein. Es ist verdächtig und sehr ungewöhnlich, dass eine Nation so dominiert, wie sie es jetzt tut“, sagte Halvor Egner Granerud dem norwegischen Fernsehsender ‚NRK‘ mit Blick auf den Schweizer und den Deutschen, die im Vorfeld des österreichischen Dreifachsiegs beim Auftakt in Oberstdorf als Mitfavoriten gehandelt wurden.

„Es ist offensichtlich, dass sie etwas haben“

Der Tourneesieger der Saison 2022/2023 wird bei seiner Vermutung unterstützt von Teamkollege Johann Andre Forfang. „Wir kratzen uns nur am Kopf“, wird der Oberstdorf-Fünfte von der norwegischen Boulevardzeitung ‚Dagbladet‘ zitiert: „Es ist offensichtlich, dass sie etwas haben. Sonst wären sie nicht kollektiv so stark.“

Auch Jan-Erik Aalbu, seit diesem Sommer als Sportdirektor für das Skispringen beim norwegischen Verband zuständig, bestätigt im Vorfeld der zweiten Tournee-Station in Garmisch-Partenkirchen (Event-Übersicht mit Zeitplan & Infos) entsprechende Spekulationen: „Natürlich wird darüber gesprochen. Es sind nicht nur wir, die darüber reden“, so Aalbu, der gleich in mehreren Bereichen mögliche Materialvorteile Österreichs in Betracht zieht: „Es gibt Möglichkeiten bei Schuhen, Bindungen, Ski und Anzügen.“

Horngacher beteiligt sich nicht an Spekulationen

Angesprochen auf einen Vorteil Österreichs speziell bei den Sprunganzügen will sich Bundestrainer Stefan Horngacher hingegen nicht an den Spekulationen beteiligen.

» Vierschanzentournee 2024/2025: Die aktuelle Gesamtwertung im Überblick

„Von österreichischer Seite glaube ich das nicht. Die springen gut, das müssen wir akzeptieren“, sagte Horngacher nach dem Auftaktspringen in Oberstdorf zu skispringen.com und weist darauf hin, dass die Mannschaft schon seit dem Weltcup-Auftakt in Lillehammer stark aufgestellt ist: „Österreich hat in den letzten Jahren ein sehr gutes Team aufgebaut, auch mit jungen Leuten hinten dran.“

ÖSV-Cheftrainer Widhölzl: „Blödsinn“

Fakt ist, dass die Mannschaften im Vorfeld der Vierschanzentournee neue Sprunganzüge bei der Materialkontrolle anmelden und zulassen konnten. Seit dieser Saison ist die Anzahl der Anzüge pro Saison stark limitiert, die einzelnen Teile eines Anzugs müssen seitdem im Vorfeld angemeldet und vom Internationalen Skiverband (FIS) mit Chips versehen werden.

Österreichs Cheftrainer Andreas Widhölzl weist die Vorwürfe von sich. „Blödsinn. Das sind keine neuen Anzüge, die haben wir bereits seit Lillehammer und sie wurden auch von FIS-Materialkontrolleur Christian Kathol mehrfach abgenommen“, sagte Widhölzl der ‚Kleinen Zeitung‘: „Man muss festhalten, dass unsere Jungs derzeit eben auch technisch besser springen als alle anderen. Und sie haben seit dem Dreifachsieg in Engelberg natürlich auch ein unglaubliches Selbstvertrauen.“

Vierschanzentournee-News direkt aufs Handy: Erfahren Sie hier, wie Sie unseren WhatsApp-Kanal unkompliziert und selbstverständlich kostenlos abonnieren können.

skispringen.com-Newsletter

Aktuelle Nachrichten, spannende Hintergrund-Informationen und Veranstaltungs-Hinweise per E-Mail abonnieren. Weitere Informationen zum Newsletter und Datenschutz

Über Marco Ries 892 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegründet. Studiert an der Universität Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „Unnützes Skisprungwissen“).

9 Kommentare

  1. Es mag ja vielleicht etwas dran sein an diesen Gerüchten. Die Norweger sind… ja ich sag mal vielleicht neidisch auf die Ösiländer, weil sie selbst nicht die großen Erfolge haben zur Zeit. Irgendwie ist es für mich ein Zeichen auch von Unsportlichkeit der Norweger, solche Gerüchte jedes Jahr ohne klare Beweise in die Welt zu setzen. Beispiel Olympia 2022: Beim Mannschaftsspringen des Männer hat Deutschland mit ein paar Zehntel Punkten Vorsprung vor Norwegen die Bronzemedaille gewonnen.. und schon ging das unfaire unsportliche Gequake der Norweger los, Karl Geigers Anzug wäre viel zu groß gewesen. Warum geht es nicht, dass alle einen Anzug der gleichen Firma bekommen – natürlich an den Körperbau des jeweiligen Sportlers angelehnt- und diese Firma alles über die Anzüge offenlegt?

  2. Ich gehe einmal davon aus, dass es keine „!Geheimnisse“ bei den Anzügen gibt. Mich ärgert, dass die Bewertung der Haltungsnoten immer sehr gut sind, egal wie diese landen. Pius, Andreas Wellinger und K. Geiger haben – selbst bei einem vorbildlichen Telemark – garantiert schlechtere Noten als die Ösis. Kraft z. B. sitzt halb im Schnee , oder das Bein steht schräg im Schnee – und bekommt trotzdem hohe Haltungsnoten. Das ärgert mich schon seit Jahren. Übrigens gibt D den eigenen Sportlern fast immer die niedrigsten Noten. Das ist schon sehr auffällig.

  3. Die sollen sich um ihren eigenen Dreck kümmern! Erst den Trainer rausmobben, und dann Lügen über Konkurrenten verbreiten! Gerade Forfang und Sundal sind mir gerade massiv unsympathisch!

    • War ja klar, daß du das sagst.
      Es ist wirklich seltsam, daß ein Kraft z.B. jedes Jahr so „erfolgreich“ sein kann … egal, welche Regeländerung kommt.
      Auch die restlichen Ösis sind davon nicht ausgeschlossen. DIE sind MIR total unsympathisch.

      Man bedenke: Es wurde noch NIE ein Ösiländer disqualifiziert, höchstens mal ein Unbedeutender.
      Dann hat Kraft 2017 bei seinem „Weltrekord“ im Skifliegen mit dem Arsch im Schnee gesessen, aber KEINEN hat’s interessiert. (Der Norweger hat’s gesehen, die anderen hatten offenbar die Augen woanders)

      Es ist echt verdächtig (um mal beim Thema zu bleiben), was die Ösiländer haben. Ich würde anstelle der FIS mal Nachforschungen in diese Richtung anstellen.

      • @Skiflieger ich finde Kraft auch nicht sympathisch, aber die Tatsache, das die Ösis fast nie disqualifiziert werden, hat eher damit zu tun, m
        dass sie zu den reichsten Teams gehören. Die Norweger wiederum sollen erstmal schauen, dass sie Leistungen zeigen, sonst ist das Verhalten echt erbärmlich

      • Klar, gute Leistungen über Jahre kann man nur mit Schummeln erreichen. Ahonen hat ein Jahrzehnt lang vor dem Springen heimlich Helium inhaliert (drum hat der bei Interviews nie was gesagt). Malysz sprang mit Heuschreckensalbe. Weißflog hatte Propeller in den Ohren versteckt. Und da gibt’s noch viele mehr. Gut, das umsichtige wahre Sportsmen so etwas durchschauen!

  4. Werden jetzt jedes Jahr pünktlich zur Vierschanzentournee irgendwelche Spekulationen losgetreten? Letztes Jahr erst das Loch im Anzug von Wellinger nach der Oberstdorf-Quali. Damals meinte Granerud schon, die Deutschen hätten ein Geheimnis mit ihrer Bindung. Jetzt ein Geheimnis bei den Österreichern und und und…

  5. Denkt zurück an die erfolgreichen Jahre der Norweger und Slowenien.
    Damals wurden von der FIS zeitnah die Regeln (Keile, etc.) zum Nachteil dieser Länder „angepasst“ und die Nebenakteure waren der DSV und ÖSV !!!
    Ich plädiere schon lange für einen hautengen Anzug, so wie bei den alpinen Speedläufern, der nur von einem Hersteller geliefert wird !!!

Kommentar schreiben

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Bitte beachten Sie unsere Diskussionsregeln, die Netiquette.


*