Wer geht? Wer bleibt?

Trainerkarussell der Skispringer nimmt Fahrt auf

Die Weltcup-Saison ist noch nicht beendet, da deuten sich schon interessante Entwicklungen auf dem Trainermarkt an. Ein Cheftrainer hat schon die Reißleine gezogen – andere könnten freiwillig oder unfreiwillig folgen. skispringen.com gibt einen Überblick.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass es bei den Mannschaften nach einer Saison mit Olympischen Winterspielen zu Veränderungen kommt. Viele Verbände vergeben die Verträge an ihre Cheftrainer im Olympia-Zyklus – dazu sorgen ausbleibende Erfolge bei einem Top-Höhepunkt im Kalender natürlich ebenso für Trainerdiskussionen. Wie geht es nach dem Weltcup-Finale in Planica weiter? Wo deuten sich Veränderungen an?

Deutschland: Schuster hat Vertrag

In Deutschland wird es zunächst keine Veränderungen geben. Der Vertrag von Bundestrainer Werner Schuster läuft erst nach der WM-Saison 2018/2019 aus, Gespräche über eine mögliche Verlängerung will der Deutsche Skiverband (DSV) im Hebst führen. „Erfolg weckt Begehrlichkeiten, doch Werner hat Vertrag bis April 2019 und bisher hat er all seine Zusagen und Absprachen auch eingehalten“, sagte Horst Hüttel im Interview bei skispringen.com.

Zuletzt hatte Schuster erklärt, er wünsche sich mehr Zeit für die Familie, vor 2019 wird es aber kaum zu Veränderungen kommen. „Es ist schon viel passiert, aber es sollte jetzt kein Abgesang sein. Ich habe noch nicht vor aufzuhören. Ich möchte meinen Vertrag erfüllen“, sagte der Österreicher jüngst der ‚Deutschen Presse-Agentur‘.

Österreich: Kuttin in der Kritik

Anders sieht es in Österreich aus: Heinz Kuttin hat ebenfalls einen Vertrag bis 2019, steht in Österreich nach einer weitgehend erfolglosen Olympia-Saison aber massiv in der Kritik. Zu hoch sind die Erwartungen der Alpenrepublik nach den erfolgreichen Jahren in der Ära von Alexander Pointner. Der Vorgänger von Kuttin gilt zugleich als sein größter Kritiker.

Und auch in den Reihen des Verbands scheint der Rückhalt für Kuttin zu schwinden, obwohl mit Stefan Kraft zumindest ein Österreicher zuletzt bei der „Raw Air“-Tour einen deutlichen Aufwärtstrend verzeichnet hat. Bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang hatte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel noch angekündigt, vor der Heim-WM in Seefeld 2019 keinen Trainerwechsel vorzunehmen – inzwischen hat er diese Aussage relativiert. „Ich habe keine Jobgarantie abgegeben. Ich diskutiere das nicht jetzt, sondern frühestens nach der Saison“, wird Schröcksnadel in der ‚Tiroler Tageszeitung‘ zitiert.

Finnland: Mitter hört auf

Andreas Mitter ist frisch auf dem Trainermarkt. Der 36-jährige Österreicher hat 2016 in Finnland angeheuert, sein Vertrag in der ehemals großen Skisprungnation läuft nach dieser Saison aber aus. Eine Verlängerung hat Mitter schon jetzt ausgeschlossen. „Der Hauptgrund dafür ist der Mangel an Geld. Ich würde gerne ein Team aufbauen und weiterentwickeln, das kann mit diesem Budget aber nicht gelingen“, sagte Mitter der finnischen Zeitung ‚Ilta-Sanomat‘.

Wer Nachfolger wird, steht nach Auskunft des finnischen Verbands noch nicht fest. Am wahrscheinlichsten scheint eine interne Lösung, also keine erneute Verpflichtung eines Trainers aus dem Ausland.

Slowenien: Unsichere Zukunft für Goran Janus

Das slowenische Skispringen hat mit den Prevc-Brüdern in den vergangenen Jahren einen regelrechten Höhenflug hingelegt, doch ausgerechnet im olympischen Winter sind die Athleten der Weltspitze weitgehend hinterher gesprungen. Jernej Damjan und Anze Semenic ließen mit ihren Überraschungssiegen in Kuusamo und Zakopane vereinzelt aufhorchen, konnten danach aber nicht mehr daran anknüpfen.

Cheftrainer Goran Janus ist massiv in die Kritik geraten, weil aus dem fünfköpfigen A-Kader nur Semenic und Peter Prevc konkurrenzfähig waren. Nachwuchsathleten wie Tilen Bartol, Timi Zajc, Ziga Jelar und Domen Prevc werden von einem anderen Trainer betreut. Nach skispringen.com-Informationen hat der 47-jährige Janus Vertrag bis 2020, von Verbandsseite deuten die Zeichen aber eher auf einen vorzeitigen Abschied.

Tschechien: Richard Schallert vor dem Aus?

Auch in Tschechien ist mit Richard Schallert ein Österreicher im Amt des Cheftrainers. Vermutlich nicht mehr lange: Denn ausgerechnet in der Olympia-Saison lief es für die tschechische Mannschaft so schlecht wie lange nicht mehr. Magere 45 Weltcuppunkte haben Cestmir Kozisek, Roman Koudelka und Vojtech Stursa in diesem Winter bislang zu dritt erzielt, in der wichtigen Nationenwertung reicht das nur für den neunten Platz – innerhalb eines Jahres ist man damit hinter der Schweiz, Russland und Finnland zurückgefallen.

Noch hat der Verband keine offizielle Entscheidung verkündet, eine Vertragsverlängerung scheint derzeit aber unwahrscheinlich.

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Über Marco Ries 878 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegründet. Studiert an der Universität Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „Unnützes Skisprungwissen“).

13 Kommentare

  1. Es ist überall gleich….. Hat ein Sportler keinen Erfolg mehr,
    wird der Trainer kritisiert (in jeder Sportart). Hat der Sportler Erfolg, ist es nur *seine Leistung*. Es ist Schade, dass bei einem kurzen Misserfolg
    die falschen Leute dafür bezahlen müssen obwohl sie über Jahre Erfolg hatten.
    Wahrscheinlich müsste man einmal bei den Verbandspräsidenten ausmisten.

  2. Ohne (ganz viel)Geld ist in diesem Zirkus schon lange nichts mehr zu holen. Geht neben den Finnen ja auch den Tschechen genau so, mit Bruchteilen von Budgets, das den großen Nationen zur Verfügung steht, ist man nicht einmal annähernd konkurrenzfähig in der Weltelite.

  3. Heinz Kuttin hätte in Österreich nie Trainer werden sollen. Zu verdanken haben wir das Schlierenzauer aber wer sich noch daran erinnert weiß, dass mit Kuttin damals Morgis Heimtrainers verpflichtet wurde und eben nicht Schlierenzauers. Jetzt trägt der ÖSV die Konsequenzen, verwehrt Heinz Kuttin den nötigen Rückhalt und wird höchstwahrscheinlich einen Trainerwechsel vornehmen. Vollständige Misspolitik des Verbandes.

  4. Einen Erfolgreichen Trainer wie Alex Pointiert gehen lassen, ist auch nur beim OESV möglich. Heinz Kuttin hat von ihm ein erfolgreiches Team übernommen, was ist davon übrig geblieben???

    • Hallo Edith ,du solltest nicht vergessen das Heinz 2 sehr erfolgreiche Springer in der Ära Pointex trainiert hat ( Morgi und Koch Martin ) Pointex war nur Manager,trainiert hat er eigentlich keine Springer: und nebenbei profitierte er von den Strukturen die ihn Anton Innauer aufgebaut hat,man sollte alles wissen.lg aus Tirol

    • Edith und Martin: Der österreichische Ex- Trainer heisst immer noch POINTNER… Ist das mit den richtigen Namen sooo schwer? Die muss man doch nur richtig abschreiben. Liebe Grüsse an „man sollte alles wissen“-Martin aus Rheinland-Pfalz

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