Während die DSV-Adler und die starken Norweger in Kuusamo zwei Podiumsplätze feiern, offenbaren Polen und Österreich im Norden Finnlands einige Schwächen. Überraschungssieger Damjan überstrahlt die slowenische Krise. Die Tops und Flops.
Die deutsche Kurve zeigt nach oben
Zwei Wettkämpfe, zwei Podestplätze – für die deutsche Mannschaft war der Trip nach Kuusamo sehr erfolgreich. Am Samstag holte die Besetzung Markus Eisenbichler, Pius Paschke, Andreas Wellinger und Richard Freitag Rang zwei hinter den erneut überragenden Norwegern.
Alle Sprünge jenseits der 130-Meter-Marke – und ein überzeugendes Team-Debüt von Pius Paschke. Der 27-Jährige vom WSV Kiefersfelden bestätigte die Nominierung durch Bundestrainer Werner Schuster mit einer souveränen und stabilen Leistung. „Man kann auch mit Nervosität gut Skispringen“, sagte der Springer vom WSV Kiefersfelden, der sich den siebten Startplatz für Deutschland mit starken Leistungen im Continentalcup sichern konnte.
Zu den eindeutigen Gewinnern des Wochenendes zählt auch Andreas Wellinger, der sich am Sonntag das erste deutsche Einzel-Podium der Saison sicherte. Äußerlich sprang der Ruhpoldinger völlig unbekümmert, so als hätte es den schweren Sturz vor drei Jahren an selber Stelle nie gegeben. Die Unsicherheit auf der Rukatunturi-Schanze scheint endgültig verflogen.
Damjan überrascht und beeindruckt
Der große Gewinner des Ruka-Wochenendes war sicherlich Jernej Damjan. Eigentlich nur als Nachrücker für den noch unerfahrenen Newcomer Timi Zajc aufgestellt, gelang dem Slowenen der große Coup: Mit Sprüngen auf 140 und 142 Metern ließ er die gesamte Weltelite hinter sich und holte sich seinen zweiten Weltcupsieg. Auch die Art und Weise seines Sieges war beeindruckend: Als Halbzeitführender musste er im Finaldurchgang als Letzter vom Bakken und behielt trotz der für ihn ungewohnten Situation die Nerven. Der 34-Jährige konterte die Angriffe von Johan Andre Forfang und Andreas Wellinger mit einem tollen Flug auf 142 Meter.
Für die schwach gestarteten Slowenen kann dieser Sieg wie eine Initialzündung sein. Zumindest verschafft es den Slowenen Ruhe auf Zeit – denn nach den zuletzt ausbleibenden Erfolgen der Prevc-Brüder war Cheftrainer Goran Janus in die Kritik geraten.
Heja Norge!
Ganz anders, die Norweger: Beim zweiten Teamspringen des olympischen Winters sicherte sich das Team von Alexander Stöckl souverän den zweiten Sieg und bringen sich schon jetzt in eine Favoritenstellung für die Olympischen Winterspiele und die Skiflug-WM.
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Auf der großen Schanze waren die Flieger aus dem Norden in ihrem Element. Am Samstag gelang den Norwegern als Einzigen Sprünge über 140 Meter. Während sie im Einzel in Wisla enttäuschten, gelang es insbesondere Johan Andre Forfang und Daniel-André Tande die guten Leistungen aus dem Mannschaftsspringen in der Einzelkonkurrenz zu wiederholen. Belohnt wurde Forfang mit Rang zwei und Tande als Vierter.
Polen erleben ein kleines Debakel
Mit deutlich schlechterer Miene reisen die Polen aus Kuusamo ab. Das Team erlebte ein kleines Debakel. Im Mannschaftsspringen wurde Piotr Zyla im ersten Durchgang aufgrund eines irregulären Anzugs disqualifiziert. Damit waren alle Hoffnungen auf einen Podestplatz dahin. Aber auch mit drei gewerteten Athleten gelang ihnen der Einzug in den zweiten Durchgang. Am Ende betrieben die Polen mit Rang sechs Schadensbegrenzung.
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Auch am Sonntag sprang das Team von Stefan Horngacher den eigenen Erwartungen hinterher. Einzig Sommer-Überflieger Dawid Kubacki erreichte als Achter annähernd Normalform, alle anderen mussten sich mit Plätzen weiter hinten begnügen. Superstar Kamil Stoch verpatzte den ersten Sprung und landete schon bei 126 Metern, musste sich mit Rang 20 zufrieden geben.
Ernüchterndes Wochenende für rot-weiß-rot
„Das war absolut nicht zufriedenstellend“ – das Resümee von Österreichs Cheftrainer Heinz Kuttin fasst das Wochenende der ÖSV-Adler ganz gut zusammen. Im Teamspringen leistete sich Neuling Daniel Huber mit 118,5 Metern einen Ausrutscher – trotz des Schanzenrekords von Stefan Kraft auf 147,5 Metern und der polnischen Disqualifikation kam das ÖSV-Quartett nicht über den vierten Platz hinaus.
Schade auch, dass die Punktrichter mit Höchstnoten weiterhin sparsam umgehen: Kraft setzte im hohen Weitenbereich einen butterweichen Telemark – viel besser geht’s nicht. Die Note 20,0 erhielt Kraft dennoch nicht. „Hier hätte eine 20,0 fallen müssen“, sagte Chefcoach Kuttin im Anschluss.
Materialkontrolle sorgt für Diskussionen
In Erinnerung bleiben wird von diesem Wochenende die bereits erwähnte Disqualifikation von Piotr Zyla. Kurios: Nachdem der Pole seinen ersten Sprung wegen eines irregulären Anzugs gar nicht erst antreten konnte, durfte er im zweiten Durchgang noch einmal ran.
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Wie Cheftrainer Stefan Horngacher und Zyla selbst im Anschluss betonten, ging der 30-Jährige im Finaldurchgang mit demselben Material an den Start, wurde diesmal aber nicht disqualifiziert. Wie das sein kann, konnte auch der Weltskiverband FIS bislang nicht beantworten – die Verantwortlichen zweifeln die Aussagen aus dem polnischen Lager sogar an.
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