Nationenwechsel bahnt sich an

Team-Weltmeisterin Sophie Sorschag verlässt ÖSV

Foto: tramplin.perm.ru

2021 wurde Sophie Sorschag in Oberstdorf Team-Weltmeisterin, nahm 2022 zudem an Olympia teil. Für den ÖSV wird die Kärntnerin künftig aber nicht mehr antreten. Sie sucht nun nach einer neuen Nation.

Anfang Februar 2022 kam Sophie Sorschag so kurzfristig wie unverhofft zu ihrem vermeintlichen Glück. Nach den Corona-Infektionen von Sara Marita Kramer und Jacqueline Seifriedsberger reiste die Skispringerin neben Lisa Eder als zweite Ersatzfrau des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) zu den Olympischen Spielen nach Peking. Dort wurde sie jedoch zur tragischen Figur: Aufgrund nicht regelkonform überklebter Sponsorensticker wurde sie disqualifiziert. Dass dies ihr letzter Wettkampf als ÖSV-Springerin werden sollte, konnte damals noch niemand ahnen.

In der Zwischenzeit ist viel passiert. Gerade einmal eine Woche nach ihrem unglücklichen Olympia-Debüt war die Saison für Sorschag auch schon wieder beendet. Bei einem schweren Sturz im Training des Continentalcups in Brotterode riss sie sich das Kreuz- und Seitenband und erlitt auch eine Meniskusverletzung. Statt eines realistischen COC-Gesamtsieges hieß es für die Kärntnerin Reha und schuften fürs Comeback. Bei diesem wird sie jedoch nicht mehr für den ÖSV antreten, wie sie am 8. November der ‘Krone-Zeitung’ sagte.

ÖSV widerspricht Sorschags Darstellung

“In Österreich ist die Tür leider zu. Am 27. April wurde ich total unvorbereitet vom Verband ausgeschlossen. Deshalb und da ich meinen geliebten Sport weiterhin ausüben möchte, musste ich den Nationenwechsel beantragen”, so die 23-Jährige. Im Oktober keimten erstmals Gerüchte über einen Nationenwechsel auf, nachdem das estnische Portal ‘Ohtulet’ berichtet hatte, Sorschag sei auf dem Sprung nach Estland. Über die Gründe herrschte seinerzeit noch Unklarheit.

Der ÖSV widersprach Sorschags Version in Person von Sportdirektor Mario Stecher: “Für uns ist es schade, denn wir wollten sie behalten. Aber Sorschag selbst hat im Juni von sich aus den Antrag auf den Nationenwechsel bei der Präsidialkonferenz eingereicht.” Einen Monat zuvor, nämlich am 11. Mai, hatte der Verband seine Kaderlisten veröffentlicht und die Team-Weltmeisterin von 2021 dort noch im A-Kader aufgeführt. Diese PDF-Datei wurde inzwischen ausgetauscht, diesmal fehlt ihr Name.

Kein Start in dieser Saison mehr möglich

Auf besagter Präsidialkonferenz hatte der ÖSV bereits die Freigabe für den Nationenwechsel gegeben, an dem Sorschag nun arbeitet. Mit insgesamt drei Top-Ten-Platzierungen und einem siebten Platz in Titisee-Neustadt Ende Januar 2021 hatte die Skispringerin ihr Potenzial mehr als nur angedeutet und hat deshalb auch Optionen bei anderen Verbänden. “Es gibt mehrere Nationen, hoffentlich können wir das bald abschließen”, sagte sie zum Status Quo.

Die aktuelle Saison mitsamt der Nordischen Ski-WM in Planica und dem ersten Skiflug-Wettkampf für die Damen wird Sorschag aufgrund der FIS-Regularien jedoch verpassen. „Jeder Nationenwechsel muss uns bis Ende Mai gemeldet werden, sonst muss man diese Saison aussetzen. Zudem muss die betroffene Person die neue Staatsbürgerschaft bereits mindestens sechs Monate innehaben“, stellte FIS-Generalsekretär Michel Vion bereits beim Forum Nordicum Ende September klar, als er auf mögliche Nationenwechsel russischer Athletinnen und Athleten angesprochen wurde.

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Über Luis Holuch 536 Artikel
Seit 2010 als Journalist tätig und hat 2017 sein erstes Buch veröffentlicht. Wie es die Leidenschaft wollte, ging es darin um das Damen-Skispringen. Genau dafür ist er bei skispringen.com auch primär zuständig. Kommentierte den offiziellen Live-Stream der Junioren-WM 2020, sowie die FIS-Classics-Serie und die Continentalcup-Finals der Nordischen Kombination.

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