Trotz eines Weltcups in Oberstdorf ist die Vierschanzentournee für die Frauen immer noch graue Theorie. DSV-Bundestrainer Andreas Bauer und seine Springerinnen möchten Fortschritte sehen.
Völlig neu wäre eine Vierschanzentournee für die Frauen nicht, denn einen Wettbewerb mit diesem Namen gab es bereits in den 2000er-Jahren. Also zu Zeiten, als der Continentalcup noch die höchste Wettbewerbsklasse war. Das hat sich mit der Einführung des Weltcups 2011 geändert – viele Ausrichter verschwanden ganz von der Bildfläche und so auch die Vierschanzentournee. Doch seit der jüngsten Ausgabe des wohl bekanntesten Skisprungereignisses wird über die (Wieder-)Einführung für die Damen heiß diskutiert.
Den Stein ins Rollen brachte DSV-Bundestrainer Andreas Bauer, der aus seiner positiven Einstellung gegenüber diesem Thema keinen Hehl machte. „Ich habe mich natürlich sehr gefreut, als das Thema rund um die Tournee aufkam und erst recht, als die Tournee-Präsidenten dann den Beschluss gefasst haben, diese Sache anzugehen. Die Vierschanzentournee hat mittlerweile seit 68 Jahren Tradition, dementsprechend sollte man die Damen auch dort aufnehmen“, äußerte Bauer bei einem Pressegespräch am Rande des Weltcups in Oberstdorf.
Tourneeorte sind „einstimmig“ für Damen-Tournee
Peter Kruijer, Vorsitzender des SC Oberstdorf, bestätigte, dass die vier Tourneeorte „schon seit mehr als einem Jahr“ in Gesprächen seien. „Einstimmig“ habe man für eine Tournee für die Damen votiert, „nur das ‚wie?‘ konnten wir bis jetzt nicht klären.“ Eine zentrale Frage sei, ob sie zeitgleich mit der der Herren stattfinden würde, „oder beispielsweise im Sommer“. Das lehnte Katharina Althaus stellvertretend für die Athletinnen ab: „Wir reden hier von einem Wintersport, dementsprechend wünsche ich mir, dass so etwas im Winter stattfindet.“
Ein von Bauer ins Spiel gebrachter Vorschlag ist, dass die Damen ihre Wettkämpfe am Tag der Qualifikation der Herren austragen. „Nehmen wir mal die Qualifikation bei der letzten Tournee als Beispiel: Da habe ich als passiver Zuschauer von vielen gehört, dass sie es schade finden, Karl Geiger eben nur einmal gesehen zu haben. Deswegen wäre es doch eine Überlegung wert, die Damen genau an diesen Tagen mit unterzubringen“, begründete der ehemalige Skispringer.
Man wisse um die Auslastung der Unterkünfte zu den Tournee-Terminen, das sei jedoch kein Problem. „Vor zwei Wochen haben wir in Yamagata gewohnt und sind dann eben 50 Minuten hinauf nach Zao zur Schanze gefahren. Das wäre in etwa so, als würden wir in Oberstdorf springen und in Kempten wohnen. Da sehe ich kein Problem“, führte Bauer aus. Teammanager Horst Hüttel zog Parallelen zu anderen Sportarten: „Das Damen-Skispringen wäre soweit und wir sollten uns den Biathlon als Beispiel nehmen, wo Damen und Herren viel gemeinsam unterwegs sind.“
Die entscheidende Frage ist das „Wie?“
Hüttel ist sich sicher, „dass man den Herren in keiner Weise auch nur irgendetwas wegnehmen würde.“ Dennoch gebe es entscheidende Knackpunkte, an denen noch gearbeitet werden müsse. Es sei zu klären, ob die Damen-Tournee Bestandteil des Weltcups werden würde, „oder wäre auch ein Einladungsspringen mit den besten 15 oder 20 denkbar?“, stellte der 51-Jährige in den Raum. Für diesen Fall müsste dann der ausgeschriebene Preis dementsprechend attraktiv sein, „um auch den Stellenwert des Damen-Skispringens darzustellen und den Damen eine entsprechende Wertschätzung entgegenzubringen.“
Die Gegenargumente für Einladungsspringen liegen auf der Hand und sind durchaus schwerwiegend. In der öffentlichen Wahrnehmung wäre dieser Wettkampf keineswegs vollwertig, vor allem deshalb, weil der bei der Vierschanzentournee einzigartige K.o.-Modus bei den Damen eben kein Bestandteil des Ganzen wäre. Gleichwohl „bin ich davon überzeugt, dass alle vier Tournee-Schanzen für die Damen hervorragend geeignet wären“, so Hüttel. Wichtig sei nun, dass „man in den Gesprächen Mitte April vorankommt und in der Planung mit allen Parteien konkreter wird.“
Skispringerinnen zwischen Werben, Hoffen und Warten
Jüngst hatte Walter Hofer in den Raum gestellt, dass Damen und Herren die vier Tourneeorte entgegengesetzt absolvieren: Sprich: Die Herren bleiben bei der gewohnten Reihenfolge, während die Damen in Bischofshofen begännen und in Oberstdorf dann das Finale austrügen. Juliane Seyfarth zeigte sich vom Vorschlag des scheidenden FIS-Renndirektors überrascht, aber durchaus aufgeschlossen: „Wenn das etwaige logistische Probleme lösen würde, muss man darüber reden. Für uns wäre diese Lösung natürlich besser, als gar keine Vierschanzentournee zu haben.“
Die Skispringerinnen würden eine Einführung eines solchen Formats wenig überraschend begrüßen, da dadurch auch der Kalender werden dichter würde. Katharina Althaus hob hervor: „Man muss schon sehen, dass wir in unserem Kalender nach dem Weltcup in Klingenthal ein ziemlich großes Loch gehabt haben, ehe wir wieder nach Japan geflogen sind.“ Zu der bereits angesprochenen Pause kommen zudem ein freies Wochenende nach dem Weltcup in Hinzenbach, sowie zwei freie Wochenenden zwischen Ljubno und dem Auftakt der Raw Air hinzu. Deshalb „versuchen wir das Thema präsent zu halten und uns in den Medien immer wieder zu positionieren“, erläuterte Althaus.
Andreas Bauer brachte seine Wünsche und die seiner Athletinnen aus seiner Oberstdorfer Sicht in einem Plädoyer deutlich zum Ausdruck: „Wenn man hier im Stadion ist, ob einmal oder immer wieder, und erlebt, auf welchem Level dieses Ereignis organisiert wird und mit welcher Begeisterung die Zuschauer dabei sind, dann läuft es einem immer wieder eiskalt den Rücken runter. Natürlich strebt man als Sportler, Trainer oder Mannschaft dann auch danach, so etwas auch mal erleben zu dürfen.“ Ob und wann dieser Wunsch in Erfüllung geht, hat aber auch der Bundestrainer nicht in seiner eigenen Hand.
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Warum lässt man die Damen nicht einfach auch bei der Männer Tournee starten, etweder am gleichen Tag oder einen Tag danach.
Schön und gut, aber warum dürfen die Damen immer noch nicht wieder fliegen? Der Kulm, an dem die Damen ja frei haben, wäre doch schon jetzt geeignet. Die Top 20 oder mindestens die TOP 10 als Vorfliegerinnen, warum denn nicht? Welche Dame schafft über 200 m, seit 2003 die historische Frage, oder?
Ja
das ist tatsächlich nur noch ein Problem der Leistungsdichte, welche unterhalb der Top 20 spätestens nicht mehr vorhanden ist und bereits unter den Top 10 deutlich sichtbar wird. Je größer die Schanze je dramatischer wird diese Lücke. Hat sich in der Saison schon oft gezeigt, da sind 50 Punkte Differenz von 1-10 der Standard gewesen. Das sie die 200m überfliegen ist ja gar keine Frage, nur, wie auf allen anderen Schanzen, eine Sache der Anlauflänge.