Traum vom Autokino geplatzt

Skiflug-WM in Planica wird ohne Zuschauer stattfinden

Der Traum vom Autokino ist geplatzt: Die Skiflug-WM 2020 in Planica wird ohne Zuschauer stattfinden, das gaben der slowenische Verband und das Organisationskomitee auf einer Pressekonferenz bekannt.

Bis zuletzt wurde alles versucht, doch nun herrscht Gewissheit: Die in einer Woche anstehende Skiflug-WM in Planica wird erstmals in der Geschichte ohne Zuschauer stattfinden. Diese Nachricht überbrachten er slowenische Verband und das Organisationskomitee (OK) bei einer Pressekonferenz. Damit wird sich auch die Vision, dass Skisprungfans der Weitenjagd in ihren eigenen Autos vor Ort beiwohnen können, erübrigt. Die Umstände und die nun gefällte Entscheidung trifft die Verantwortlichen hart.

„Planica wird in vielerlei Hinsicht besonders sein. Wir fliegen im Dezember, zum ersten Mal am Nachmittag unter Flutlicht und uns tut es im Herzen weh, das alles ohne unseren treuen Fans zu machen“, äußerte sich der niedergeschlagene OK-Präsident Tomaz Sustersic. Noch nie zuvor gab es im Tal der Schanzen, in dem Anfang der 1930er-Jahre die erste Skiflugschanze gebaut wurde, ein Springen von größerer Bedeutung, bei dem keine Zuschauer anwesend waren. In den letzten Jahren fanden sich pro Wettkampftag stets um die 30.000 Fans am Auslauf der Letalnica ein.

Verlust von über einer Million Euro

Der Weg zur Entscheidung ohne Zuschauer planen zu müssen, sei ein schleichender Prozess gewesen, schildert Sustersic: „Wir haben bis zum Ende gehofft, dass wir zumindest eine gewisse Anzahl an Zuschauern zulassen können. Doch diese Hoffnung ist mehr und mehr gesunken, weil sich das epidemische Geschehen nicht verbesserte. Auch die Idee mit dem Drive-In lässt sich nicht erfüllen, da das Dekret der Regierung besagt, dass zwischen Gemeinden und statistischen Regionen nicht verkehrt werden darf.“

Nachdem bereits das Weltcup-Finale zu Beginn der Corona-Pandemie abgesagt werden musste, wird der finanzielle Schaden nun nur noch größer. „Dadurch haben wir bereits eine Million Euro Verlust gemacht, was wir seitdem mit uns herumschleppen. Wir können bereits jetzt festhalten, dass wir mit dieser Skiflug-WM rote Zahlen schreiben werden“, so Sustersic. Den größten Teil davon, wohl rund eine halbe Million Euro machte die Installation der Flutlichtanlage aus. Diese wurde nötig, nachdem man sich dazu entschied, die Startzeiten auf den späten Nachmittag zu legen, um so bessere Einschaltquoten im Fernsehen zu erreichen.

Veranstalter geben Versprechen ab

Enzo Smrekar, der Präsident des slowenischen Verbandes bekräftigte jedoch: „Diese Wettkämpfe haben eine enorme Wichtigkeit für den Sport und die Athleten“, weshalb man weiterhin alles investieren werde. Jene Fans, die bereits Tickets für die Skiflug-WM gekauft hatten, haben nun die Möglichkeit diese in Gutscheine für das Weltcup-Finale im März 2021 umzutauschen. Diese seien grundsätzlich sogar für 24 Monate gültig, so OK-Chef Sustersic.

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Wettkampfleiter Dr. Jelko Gros versicherte zudem, dass alles für hervorragende Wettkämpfe bereitet sei. Über den Sommer wurde bereits Schnee gelagert, der bei der Präparierung der Riesenschanze wertvoll gewesen sei. Vor drei Wochen habe man dann auch mit der Präparierung des Anlaufs begonnen. „Vor rund einer Woche waren wir damit fertig und können versprechen, dass die Spur sauber ist, die Athleten können sich also voll auf ihren Sprung konzentrieren“, kündigte Gros an. Er erwarte rund 70 Teilnehmer aus 16 Nationen im Einzelwettkampf, von denen zehn auch ein Team stellen können.

So sieht das Hygienekonzept in Planica aus

Alle Mitwirkenden werden zunächst am Hauptstadt-Flughafen Ljubljana PCR-Tests unterzogen und erst bei negativen Testergebnissen in die sogenannte „Schneeflocke“, die für dieses Event gebildet wird, gelassen. Dr. Robert Carotta, der Chef des Medizinischen Services erklärte, dass es in dieser Schneeflocke eine grüne und eine graue Zone geben werde. Die grüne Zone beinhalte alle Athleten und Teammitglieder. „Diese Personen müssen einen negativen PCR-Test, der nicht älter als fünf Tage sein darf, vorweisen“, so Carotta.

Die graue Zone besteht demnach aus etwa 400 Leuten, die direkt mit der Organisation der Veranstaltung zu tun haben. „Bei ihnen werden wir Schnelltests auf Antikörper durchführen und es wird keine Kontakte zwischen beiden Zonen geben, wenn es keine außergewöhnlichen Umstände gibt“, sagte der Mediziner. Für ihn könnte die Skiflug-WM in Planica zukunftsweisend sein: „Es ist das erste Großereignis in Slowenien während der Pandemie und wird ein Vorbild für weitere sein.“

Auch interessant: Auch das zweite große Saisonhighlight wird vor leeren Zuschauerrängen stattfinden: Nachdem Oberstdorf nun auch auf die bisher geplanten 2.500 Zuschauer verzichtet, wird die anstehende Vierschanzentournee wohl erstmals komplett ohne Fans stattfinden.

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Über Luis Holuch 536 Artikel
Seit 2010 als Journalist tätig und hat 2017 sein erstes Buch veröffentlicht. Wie es die Leidenschaft wollte, ging es darin um das Damen-Skispringen. Genau dafür ist er bei skispringen.com auch primär zuständig. Kommentierte den offiziellen Live-Stream der Junioren-WM 2020, sowie die FIS-Classics-Serie und die Continentalcup-Finals der Nordischen Kombination.

4 Kommentare

  1. Der Veranstalter vom Holmenkollen Skifest hat uns bis auf eine Gebühr alles zurückerstattet. Da ist wohl der Staat eingesprungen. Ich hatte das Geld eigentlich abgeschrieben, aber im Juni kam die erfreuliche Mitteilung.

  2. Könnte heulen, die armen Vwranstalter tun mir leid…hab mein Dauer-Ticket aus Solidarität gespendet, will kein Geld zurück. Die gehen doch alle Pleite so…

      • Sowas konnte nicht mal ein guter Unternehmer mit einberechnen. Bist Du Beamter??? Hört sich so an, ja dann hast Du keine Sorgen…
        Anders kann ich Deinen merkwürdigen Kommentar nicht einordnen. Welcher Veranstalter hat bitte irgendeine Schuld? Im Gegenteil, die haben wirklich alles getan um den Anforderungen zu entsprechen und dafür auch noch viel investiert. Dein Kommentar ist ziemlich unreflektiert.

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