Nur zwei statt drei Durchgänge

Silje Opseth im Skiflug-Training von Vikersund tonangebend

An einem schwierigen Trainingstag beim ersten Weltcup-Skifliegen der Frauen ist Silje Opseth tonangebend. Erkenntnisse gibt es wenige, Ernüchterung dafür umso mehr.

Wie schon bei der Skiflug-Premiere 2023 stand der Trainingsfreitag für die Athletinnen in Vikersund unter keinem guten Stern. Permanenter Regen, der zum Schluss in nassen Schneefall überging bestimmte das Bild, genauso wie tiefhängende Wolken. Entsprechend langsam war die Anlaufspur, entsprechend überschaubar der Erkenntnisgewinn für das Wochenende.

Die Norwegerin Silje Opseth, die im Vorjahr beim Wettkampf Zweite wurde, untermauerte dennoch ihre Ansprüche, heuer ganz oben auf dem Treppchen stehen zu wollen. Mit 192,5 und 215,5 Metern, was zugleich der einzige neue Hausrekord einer Teilnehmerin des Vorjahres war, erzielte sie in beiden Durchgängen jeweils die Bestweite. Außer ihr gelang einzig und allein Ema Klinec ein Flug jenseits des K-Punkts: Die Weltrekordhalterin aus Slowenien landete im zweiten Durchgang bei 205,5 Metern.

Jury lässt die Athletinnen nicht ins Fliegen kommen

Was nach ihrem Versuch passierte, war ein Sinnbild für den Tag: Sofort wurde der Anlauf um zwei Luken verkürzt, ohne, dass ein Anlass dazu bestand. Folgerichtig fielen die Weiten fortan wieder kürzer aus, mit Yuki Ito (169 nach 171,5 m), Eva Pinkelnig (149 nach 169,5 m), Katharina Schmid (147 nach 153 m), Jacqueline Seifriedsberger (143 nach 152,5 m) und Nika Prevc (124,5 nach 159 m) blieben ganze fünf Athletinnen im zweiten Durchgang unter ihrer Weite aus dem ersten. Die zweite deutsche Teilnehmerin Selina Freitag kam auf 129,5 und 168,5 Meter.

Aus dem Raster fiel dagegen Eirin Maria Kvandal, die im ersten Durchgang aus Gate 18 statt 20 und im zweiten aus Gate 20 statt 22 losfuhr. Dennoch gelang ihr bei ihrer Skiflug-Premiere Weiten von 181,5 und 196,5 Metern. Freude über den ersten gelungenen Versuch verwandelte sich bei ihr schnell in Selbstbewusstsein und Lust auf das Überfliegen der magischen 200-Meter-Marke.

Neue Hausrekorde fast nur bei Skiflug-Neulingen

Die sieben Skiflug-Neulinge abseits von Kvandal konnten allesamt persönliche Bestweiten verzeichnen: Teamkollegin Thea Minyan Bjoerseth flog 152 und 171,5 Meter und kam ihr noch am nächsten. Auch Sara Takanashi steigerte sich von 151,5 auf 167 Meter. Lisa Eder verzeichnete Weiten von 139 und 160 Metern. Unter dieser Marke blieben jedoch Nika Prevc, die ihre 159 Meter aus dem ersten Durchgang nicht steigern konnte. Gleiches Schicksal widerfuhr Jacqueline Seifriedsberger, die bei 152,5 Metern steht. Den kleinsten neuen Hausrekord hat nun Nozomi Maruyama, die bei den widrigen Bedingungen die undankbare Startnummer 1 hatte und neben 95 Metern (dem einzigen Versuch unter 100 Metern) 146 Meter sprang.

Der geplante dritte Durchgang wurde kurzfristig abgesagt, nachdem der Nassschnee insbesondere der Anlaufspur zu schaffen gemacht hatte. Auch die Tatsache, dass für Samstag ähnliche Bedingungen vorhergesagt sind, macht eine Beurteilung des sportlichen Geschehens geschweige denn eine Vorausschau noch schwieriger. Für mehr Attraktivität würde in erster Linie eine höhere Anlaufgeschwindigkeit sorgen, für die wiederum die Jury sorgen müsste. Diese ließ trotz deutlich schlechterer Bedingungen als noch im Vorjahr mit identischer Anlauflänge starten und reagierte trotz dieser Feststellung nicht ausreichend.

» Weltcup-Kalender 2023/2024 (Damen): Alle Termine im Überblick

Am Samstag steht in Vikersund ab 10 Uhr das erste Weltcup-Skifliegen für die Frauen überhaupt an. Zuvor gibt es um 9:15 Uhr den Probedurchgang (alles live bei skispringen.com).

Mehr dazu gleich hier bei skispringen.com!

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Über Luis Holuch 536 Artikel
Seit 2010 als Journalist tätig und hat 2017 sein erstes Buch veröffentlicht. Wie es die Leidenschaft wollte, ging es darin um das Damen-Skispringen. Genau dafür ist er bei skispringen.com auch primär zuständig. Kommentierte den offiziellen Live-Stream der Junioren-WM 2020, sowie die FIS-Classics-Serie und die Continentalcup-Finals der Nordischen Kombination.

7 Kommentare

  1. und ein weitereres Armutszeugnis was der Respekt der öffentlich-rechtlichen gegenüber den Damen angeht:
    beim heutigen Weltcup Skifliegen der Damen in Vikersund wird es keine Live Übertragung geben!
    ZDF:16.03.2024:
    11:30 Uhr Raw Air / Weltcup (Damen) in Vikersund (Norwegen), Zusammenfassung

    das ist leider auch schon alles 🙁

    Ach ja, Eurosport und ARD übertragen auch nicht!

    • @ Ewige Noriaki. Du hast voll Recht. Schlimmer noch, es gibt auch keinen Live-Stream bei ZDF. Und Eurosport überträgt nicht, Man kann Eurosport einigermaßen entschuldigen, die Zeigen Abfahrt in Saalbach. Aber was ZDF veranstaltet,ist unterste Schublade. Aber was Labern über Gleichberechtigung und so weiter, ist ZDF Weltspitze. Einfach peinlich.

      • Habe mir für das Damenfliegen morgen für 3,99€ einen Discovery-Zugang gebucht. Ist wahrscheinlich besser so, von den Öffis und Eurosport hab ich eh die Schnauze voll

    • Die haben kein Gewehr und schiessen nicht, und stundenlang laufen tun sie auch nicht , dann weisst Du wie dumm die sind die das auswaehlen was im TV kommt. Wichtig ist im TV dass die dummen versorgt werden!

  2. mittlerweile haben die damen doch wohl bewiesen das sie skifliegen koennen. da spielt bei der jury nicht nur Vorsivht mit, sondern eher der Wille die mädels nicht auf Augehöhe zu behandeln…
    trsurig …… immer dieser Kamof um Gleichberechtigung

  3. wirklich schade, dass man den Frauen anscheinend nichts zutraut. die die jetzt dabei sind wissen schon um was es geht und deren Trainer auch. notfalls würden sie selbst den Anlauf verkürzen.Aber so wird den erfahrenen Springerinnen die es sicher auf über 200 Meter schaffen einfach die Chance genommen..

  4. Es ist wirklich ein Krampf mit der Jury.

    Im ersten Durchgang bei den Bedingungen erst nach der Hälfte der Springerinnen zu verlängern und im zweiten Durchgang nach 205,5 m der Weltrekordhalterin sofort zu verkürzen – da fehlt bei 17 Springerinnen und zwei Durchgängen irgendwie der Erkenntnisgewinn.

    Zumindest gibt es noch viel Luft nach oben.

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