Kvandal vergibt sichergeglaubten Sieg

Selina Freitag und Agnes Reisch gewinnen dramatisches Super-Team in Zao

In einem dramatischen Finale gewinnen Selina Freitag und Agnes Reisch das Super-Team-Springen in Zao. Zur tragischen Heldin wird dabei Eirin Maria Kvandal, die den sichergeglaubten Sieg Norwegens vergibt.

Das erste und einzige Super-Team-Springen in der Weltcupsaison der Skispringerinnen bot wortwörtlich Spannung bis zum Schluss – und endete mit einer dramatischen Wendung: Selina Freitag und Agnes Reisch siegten mit 647,4 Punkten nur 4,2 Punkte vor den lange Zeit führenden Norwegerinnen Thea Minyan Bjoerseth und Eirin Maria Kvandal. Letztere kam bei ihrem dritten und dem gleichzeitig letzten Sprung zu Sturz, sodass die drittplatzierten Österreicherinnen Jacqueline Seifriedsberger und Eva Pinkelnig nur 0,1 Punkte hinter Norwegen landeten.

„Ich bin überglücklich! Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass wir heute gewinnen. Wir wollten einfach nur gute Sprünge zeigen und Spaß haben“, zeigte sich Freitag im Anschluss überrascht über den Erfolg. Für Reisch, die zum ersten Mal ein Weltcuppspringen gewann, war das Gefühl „großartig! Ich fühle mich von Woche zu Woche besser und würde am Liebsten jeden Tag springen, um mich noch weiter zu verbessern.“ Mit dem Schlusssatz spielte sie vor allem auf die wacklige Landung im Finaldurchgang an, nach der sie kurzzeitig sogar den zwischenzeitlichen zweiten Platz fürchtete.

Kvandal wird zur tragischen Heldin

Auf eben jenem zweiten Rang lagen Freitag und Reisch vom ersten bis zum letzten Sprung. Sie lieferten konstant gute Sprünge, büßten aber vor allem gegen Kvandal Punkte ein. Das hatte wiederum damit zu tun, dass sie im ersten aus zwei und in den beiden weiteren Durchgängen aus einer Luke niedriger losfuhr und stets die Bonuspunkte für die Anlaufverkürzung ihres Trainers Jermund Lunder einfahren konnte. So auch im letzten Versuch, der mit 102,5 Metern sogar einen halben Meter über Hill Size ging, bei dem sie aber zunächst in den Schnee griff und dann ganz zu Fall kam. Zwar kam sie körperlich unversehrt davon, erhielt aber nur 26 Haltungspunkte, was ihr und Bjoerseth schließlich den Sieg kostete.

Seifriedsberger und Pinkelnig, die sich mit ihren 34 und 36 Jahren im Vorfeld scherzhaft als „Team Grannies“ (zu deutsch: Team Omas) bezeichnet hatten, waren mit ihrem Abschneiden und dem zehnten Podestplatz für Österreich in einem Teamspringen bei den Frauen in Serie zufrieden. „Dieser Podestplatz war nicht einfach nur zum Abholen da. Man sieht, dass es einige Teams gibt, die sehr gut Ski springen können“, analyisierte Pinkelnig. Ihre Teamkollegin bekundete: „So gut sind mir die Sprünge gar nicht gelungen, erst der Letzte war so, wie ich mir das vorstelle. Aber Eva hatte auch einen richtig guten dabei.“

Italien und USA mit Bestleistungen

Nachdem Slowenien die letztjährige Ausgabe des Super-Teams in Zao noch gewonnen hatte, musste sich das Team diesmal mit Rang vier begnügen. Ema Klinec und Vortagssiegerin Nika Prevc fehlten fast 20 Punkte aufs Podium, von denen viele aus Klinec‘ durchwachsenem dritten Sprung auf lediglich 84,5 Meter resultierten. Auch deshalb war ihr Vorsprung auf die fünftplatzierten Kanadierinnen Abigail Strate und Alexandria Loutitt mit lediglich sieben Punkten nicht besonders deutlich. Vor allem Loutitt überzeugte mit einem starken Finaldurchgang, in dem sie auf 97 Meter kam.

Das japanische Duo Sara Takanashi und Yuki Ito verpasste zum dritten Mal im dritten Super-Team das Podest und kam nicht über Position sechs hinaus. Für die Italienerinnen Annika Sieff und Lara Malsiner verlief das Springen mit Rang sieben dagegen zufriedenstellend. Sieff war zum ersten Mal in diesem Format am Start und trug auch ihren Teil zum bisher besten Ergebnis für die Azzurre bei. Das US-Duo aus Paige Jones und Annika Belshaw belegte derweil den achten Platz, womit sie es erstmals in den dritten Durchgang in einem Super-Team schafften.

Ukrainerinnen bei Super-Team-Premiere chancenlos

Keinen dritten Durchgang gab es dagegen für die Teams aus Finnland, China, Frankreich und Polen. Zwar egalisierten Julia Kykkänen und Jenny Rautionaho mit Platz neun das beste Ergebnis für ihr Land, verpassten aber zum dritten Mal im dritten Versuch die Top acht im Super-Team. Die Chinesinnen Bing Dong und Qi Liu, die erstmals in dieser Zusammenstellung dabei waren, hielten sich bis auf eine Gruppe stets auf dem zehnten Platz. Frankreich mit Emma Chervet und Josephine Pagnier verpasste dagegen erstmals das Finale der besten Acht und landete auf einem enttäuschenden elften Rang. Deutlich erwartbarer war dagegen der zwölfte Rang der Polinnen Anna Twardosz und Nicole Konderla, die damit den letzten Punkteplatz belegten.

Abgeschlagen auf dem 13. und damit letzten Platz landete das Duo aus der Ukraine bestehend aus Tetiana Pylypchuk und Zhanna Hlukhova. Beide Athletinnen kamen nicht über 59,5 Meter hinaus und durften deshalb lediglich einen Sprung absolvieren, was zugleich auch bedeutete, dass sie bei ihrer ersten Teilnahme an einem Super-Team im Frauen-Weltcup keine Punkte für den Nationencup sammeln konnten.

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Am morgigen Sonntag steht in Zao für die Skispringerinnen mit dem zweiten Einzelspringen der dritte Wettkampf des Wochenedes an. Die Qualifikation beginnt um 7 Uhr MEZ, der erste Durchgang folgt um 8 Uhr (alles live bei skispringen.com).

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Über Luis Holuch 561 Artikel
Seit 2010 als Journalist tätig und hat 2017 sein erstes Buch veröffentlicht. Wie es die Leidenschaft wollte, ging es darin um das Damen-Skispringen. Genau dafür ist er bei skispringen.com auch primär zuständig. Kommentierte den offiziellen Live-Stream der Junioren-WM 2020, sowie die FIS-Classics-Serie und die Continentalcup-Finals der Nordischen Kombination.

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