Paukenschlag in Österreich – noch vor Beginn des Olympia-Winters: Gregor Schlierenzauer beendet im Alter von 31 Jahren seine aktive Karriere als Skispringer. Einer der erfolgreichsten Skispringer aller Zeiten ist für immer gelandet.
Was sich über mehrere Wochen angedeutet hatte, ist nun offiziell: Gregor Schlierenzauer beendet seine Karriere im Skispringen. Das hat der 31-Jährige am Dienstag offiziell mitgeteilt, der schon im Mai aus den Kaderlisten des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) ausgeschieden war.
„Die letzten Monate waren für mich herausfordernd. In positiver Hinsicht. Durch die Verletzungspause, hatte ich ausreichend Zeit und den nötigen Abstand, um Vergangenes aufzuarbeiten und zu schauen, wo ich jetzt stehe. Meine aktive Karriere zu beenden ist mir nach all dem, was ich als Spitzensportler erleben durfte, nicht leicht gefallen – aber die Entscheidung fühlt sich ebenso wie der Zeitpunkt richtig an“, erklärte der 31-Jährige in seinem persönlichen Blog.
Der Tiroler gilt als einer der erfolgreichsten Skispringer aller Zeiten, gewann in seiner Karriere 53 Einzel- und 17 Team-Springen im Weltcup – Rekord. Je zweimal gewann er den Gesamtweltcup und die Vierschanzentournee. Dazu kommen vier Olympia-Medaillen, sechs WM-Titel im Skispringen und vier im Skifliegen, nur Einzel-Gold bei Olympia ist ihm verwehrt geblieben.
Den letzten Weltcup-Sieg feierte er am 6. Dezember 2014 in Lillehammer – mit damals gerade einmal 24 Jahren. In den folgenden Jahren konnte er daran nicht mehr anknüpfen, die letzte Saison seiner Karriere endete kurz vor Beginn der Nordischen Ski-WM mit einer Knieverletzung.
„Der Skisprung-Sport verliert eine Galionsfigur“
Schon als Teenager eroberte Schlierenzauer die Skisprungwelt praktisch im Sturm, als er mit nur 16 Jahren in Lillehammer seinen ersten Weltcupsieg gefeiert und seinen Weg an die Spitze der ewigen Bestenliste gestartet hat. „Ich weiß auch die Unterstützung meiner Trainer und Partner, die mir buchstäblich Flügel verliehen haben, sehr zu schätzen. Sie haben mich geformt, gepusht und aufgefangen, aber niemals verbogen“, so Schlierenzauer, der sich auch ausdrücklich beim ÖSV und „den vielen inspirierenden Menschen, die ich auf und abseits der Schanzen kennenlernen durfte“ bedankt hat.
„Der Skisprung-Sport verliert eine Galionsfigur“, erklärte Mario Stecher, Leiter Ski Nordisch beim ÖSV, und sagte weiter: „Gregor hat fürs Skispringen Großartiges geleistet. Seine außergewöhnliche Karriere ist gespickt mit Superlativen. Er hat im Grunde alles erreicht, was es zu erreichen gibt, fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt, und es ist auch ihm zu verdanken, dass der Sport heute da steht, wo er ist. Er hat über viele Jahre tausende Fans begeistert und war ein Vorbild für den Nachwuchs. Seitens des ÖSV wünschen wir Gregor, dass er sein Privatleben genießen kann und dass er auch die nötige Ruhe abseits des Spitzensports findet. Er wird immer ein gern gesehener Gast bei uns bleiben.“
Zukunft noch offen
Anfang der Woche hat Schlierenzauer frühere Weggefährten über seine Entscheidung informiert. Was er in Zukunft vorhat, ließ er noch nicht durchblicken: „Mein Feuer, das immer voll und ganz für den Sport brannte, brennt jetzt für neue Aufgaben, die da sind und die auf mich warten. Ich schlage dieses neue Kapitel mit Leidenschaft auf, bin voller Tatendrang und Neugierde.“
Mehr dazu gleich hier bei skispringen.com.
Ich ziehe meinen Hut vor so einem großen grandiosen und liebevollen Leistungssportler! Jeder muß für sich selbst wissen was für Ihn richtig ist. Es sollte leider nicht mehr sein, daß unser „Schlieri“ wie wir Ihn alle liebevoll nannten, noch mal zurückkommt und entscheident ins Wettkampfgeschehen eingreift. Es ist vernünftig zu erkennen, daß es keinen Zweck mehr hat. Wir alle wünschen Dir von Herzen alles, alles Gute und vielleicht sieht man Dich abseites der Schanze vielleicht als Trainer oder Übungsleiter mal wieder. Gute Männer werden immer gebraucht!!
Auch mich bedrückt Gregors Abschied sehr! Ich finde, man merkt daran auch, dass man selber alter wird. Wo ist die Zeit nur hin? Nun ist keiner aus der Generation Morgenstern-Kofler-Loitzl-Schlierenzauer mehr übrig. Das macht mich sehr traurig!
Zum Ende dieser großen Skisprungkarriere denke ich an den Anfang auf großer Bühne im TV zurück. Es müsste ein Sommer-Grand-Prix gewesen sein, den Georg Späth gewann und bei dem Gregor Schlierenzauer, ich meine als Zweiter, ebenfalls auf dem Podest stand. Das war der Moment, in dem ich erkannte, dass dieses junge Talent den Skisprungsport im Idealfall für lange Zeit wird (mit-)prägen können und es war unfassbar beeindruckend zu sehen, mit welcher Konstanz es ihm in so jungen Jahren gelang.
Jede Erfolgsserie droht irgendwann zu reißen und alles hat seine Zeit. Ich habe allergrößten Respekt vor Gregor Schlierenzauers sportlicher Karriere, danke ihm für die vielen beeindruckenden, begeisternden Momente und die ehrlichen Aussagen. Für seine Zukunft, beruflich wie privat, wünsche ich ihm das allerbeste. Es wäre schön, wenn er dem Skisprungsport (zu gegebener Zeit) erhalten bliebe.
Alles Gute Gregor. Ich denke er ist auch menschlich nicht schwierig. In Titisee-Neustadt habe ich um Foto mit meinem Sohn gebeten. Er hat sofort zugesagt und war mit meinem Sohn sehr nett. Außerdem sind alle Spitzensportler keine einfache Charaktere.
Toll! Ich hab ihn auch nur freundlich kennengelernt. Als ich aber einmal in Innsbruck zum Urlaub war haben Vereinskameraden nicht so positiv von ihm berichtet.
Dennoch: ein Mensch kann sich weiterentwickeln und ich bin mir sicher dass er das getan hat und weiter tut.
Schade. Er ist eine wahre Legende, auch wenn menschlich offenbar manchmal schwierig. Mach’s gut!