Raw Air

Slowenien gewinnt Team-Skifliegen in Vikersund

Slowenien kehrt zum Skifliegen in die Weltspitze zurück und feiert überraschend deutlich den Sieg bei der Weitenjagd auf der weltgrößten Schanze in Vikersund. Auch das DSV-Team mischt bei der „Raw Air“ endlich mit.

Kaum ist Skifliegen, schon sind die Slowenen zurück in der Weltspitze. Eine Woche vor dem traditionellen Saison-Finale im heimischen Planica waren die slowenischen Skispringer aus mannschaftlicher Hinsicht das Maß aller Dinge.

Beim vorletzten Wettbewerb im Rahmen der diesjährigen Raw-Air-Tour erzielte die Mannschaft von Cheftrainer Gorazd Bertoncelj insgesamt 1632,9 Punkte und sicherte sich damit überraschend deutlichen den Sieg vor Deutschland (Constantin Schmid, Richard Freitag, Karl Geiger, Markus Eisenbichler; 1606,3 P.) und Österreich (Michael Hayböck, Philipp Aschenwald, Daniel Huber, Stefan Kraft; 1562,8 P.). Allen voran Domen Prevc glänzte mit Weiten von 232 und 235,5 Metern – seine Teamkollegen Anze Semenic, Peter Prevc und Schlussspringer Timi Zajc leisteten sich keine Ausfälle.

Freitag knackt zweimal die 230-Meter-Marke

Der deutschen Mannschaft ist auf der größten Skiflugschanze der Welt nach einer weitgehend enttäuschenden „Raw Air“ die Trendwende gelungen. Eingeleitet von Youngster Constantin Schmid, der vor allem im Finaldurchgang mit 222 Metern ein Ausrufezeichen gesetzt hat, duellierte sich das DSV-Quartett mit den überragenden Slowenen – und ließ zwischenzeitlich sogar auf den ersten Team-Erfolg beim Skifliegen seit 19 Jahren hoffen. „Es ist berauschend und wahnsinnig schön, zweimal an einem Tag über 220 Meter zu fliegen“, sagte der 19-jährige Oberaudorfer.

In starker Flug-Form präsentierte sich auch Richard Freitag. Der Sachse, der den ersten Teil der „Raw Air“ wegen Erkrankung noch verpasst hat, konnte in beiden Durchgängen die 230-Meter-Marke knacken und kassierte einmal sogar die Höchstnote von 20,0. Karl Geiger und der traditionell Skiflug-starke Markus Eisenbichler sicherten den zweiten Platz mit stabilen Sprüngen ab.

Stoch schwächelt, Kobayashi fliegt Bestweite

Geschlagen geben im Kampf um die Podiumsplätze mussten sich die Polen. Die Mannschaft von Cheftrainer Stefan Horngacher lag nach dem ersten Durchgang nur auf dem sechsten Platz, verbesserte sich im Finale aber noch auf Position vier. Ausgerechnet Superstar Kamil Stoch tut sich auf dem Vikersundbakken bisher schwer, kam zweimal nur knapp über 200 Meter.

» Re-LIVE: So lief das Team-Skifliegen in Vikersund

Deutlich weiter ging es für Ryoyu Kobayashi, der sich weiterhin seine Chancen im Kampf um den Gesamtsieg offen hält. Phänomenale 241,5 Meter stand der japanische Gesamtweltcup-Sieger im ersten Durchgang. Für die japanische Mannschaft (1530,1 P.) reichte es am Ende dennoch nur für den fünften Platz vor Norwegen (1503,6 P.) und Russland (1341,2 P.).

Peier wartet weiter auf 200-Meter-Flug

WM-Bronzemedaillengewinner Killian Peier muss weiterhin auf den ersten 200-Meter-Flug seiner Karriere warten. Deutlich besser geschlagen hat sich in der Schweizer Mannschaft (1334,6 P.) Routinier Simon Ammann, der nach 234,5 Metern im ersten Durchgang in Jubel ausbrach.

Die Mannschaften aus Finnland und Tschechien sind nach dem ersten Durchgang ausgeschieden.

8,5 Punkte trennen Kraft von Kobayashi

Vor dem abschließenden Einzel-Skifliegen bleibt es beim Zweikampf zwischen Stefan Kraft und Ryoyu Kobayashi um den Gesamtsieg der dritten „Raw Air“. In der Gesamtwertung trennen den Österreicher nur 8,5 Punkte vom Japaner. Der drittplatzierte Norweger Robert Johansson hat kaum noch Chancen.

» Event-Übersicht: Programm & Infos zur Raw Air in Vikersund

Am Sonntag folgt mit dem Einzel-Skifliegen das große Finale der diesjährigen Raw-Air-Tour. Um 16 Uhr startet zunächst der Probedurchgang, bevor um 17 Uhr (alles live bei skispringen.com) der Wettkampf folgt.

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Über Marco Ries 878 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegründet. Studiert an der Universität Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „Unnützes Skisprungwissen“).

9 Kommentare

  1. Weiß jemand, ob die Schanze in Vikersund auch neu vermessen wurde? Irgendwie kommt es mir so vor, als sei der Hillsize noch weiter unten als letztes Jahr. Oder ist es nur die Kameraperspektive?

  2. Irgendwie vermisse ich die alte Vikersund-flugkurve. ich finde man hat es beim Umbau, auch wenn er dringend nötig war, ziemlich übertrieben.

  3. Allerdings gewinnt wohl nicht unbedingt der Athlet, der am weitesten springt. Der Abstand zwischen Kraft und Kobayashi beträgt aktuell 8,5 Punkte. Dabei hat Kraft insgesamt 19,5 Haltungsnoten mehr erhalten als Kobayashi. Bei gleichen Haltungsnoten würde Kobayashi jetzt mit 11 Punkten führen. Besonders amüsant fand ich heute den Punktrichter aus Norwegen, der im ersten Durchgang Kobayashi mit einer 16,5 und Stoch mit einer 17,5 „beglückte“. Man vergleiche die beiden Sprünge und die beiden Landungen und bilde sich dann ein Urteil. Sehr erfreulich: Die Windbedingungen waren für Kraft und Kobayashi bisher nahezu identisch, Kraft mit insgesamt 6,01 Aufwind und Kobayashi mit 5,65.

  4. Gratulation an Slowenien, scheinbar sind sie rechtzeitig vor dem Heimwettbewerb in Planica in Form gekommen. Das deutsche Team hat auch überzeugt, Skifliegen zählte bisher eigentlich nicht gerade zu den Stärken der Deutschen. Sehr spannend ist die „Raw Air“ – Wertung. Kraft führt nur hauchdünn, hoffentlich bleibt morgen alles fair (im Gegensatz zu 2017, als Wellinger um 60.000 EUR betrogen wurde).

  5. Mich freut der Erfolg der Deutschen Mannschaft. Wieder ein Podium.Hervorzuheben die starke Leistung von Richard Freitag.Insgesamt ein Team das gut abgeliefert hat.Eines verwundert mich aber doch, wieso gibt das deutsche Jurymitglied für die eigenen Jungs im Durchschnitt mind. eine halbe Note schlechter, bei Freitag sogar nur eine 18.5, wobei er von einem anderen Jurymitglied sogar die 20.0 bekommen hat?Gibt es da eine Erklärung?

    • Der deutsche Punktrichter hat nahezu allen Athleten (unabhängig von Nation und Name) im Verhältnis zu den anderen Wertungsrichtern 0,5 Punkte weniger gegeben. Er hat seine Linie konsequent durchgehalten, scheinbar legt er bei jedem Flug strengere Kriterien an. Deshalb ist dagegen nichts einzuwenden, dadurch wird kein Athlet bevorzugt oder benachteiligt. Andere Punktrichter (siehe Norweger) fallen da schon wesentlich eher auf. Der Herr aus Norwegen scheint Kobayashi nicht zu mögen, Stoch und Kraft dafür umso lieber. Wir wollen nicht hoffen, dass sich Norwegen jetzt bei Österreich „bedankt“ für die Wertungen bei der WM der Damen in Seefeld. Da hat der Punktrichter aus Österreich das Rennen um Platz eins und zwei zwischen Lundby und Althaus entschieden. P.S. Der Sprung von Freitag war zwar schön und gut, aber auf dieser Schanze für 231,5m eine 20 zu geben, das halte ich schon für übertrieben. Kraft sprang 239,5m mit ebenfalls hervorragendem Flug und sehr guter Landung und bekam vom selben Punktrichter aus Italien eine 19,5.

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