Nur noch ein Weltcupsieg fehlt Gregor Schlierenzauer, um in der ewigen Bestenliste mit Matti Nykänen gleichzuziehen. Doch ist er wirklich der beste Skispringer aller Zeiten? Zwei skispringen.com-Redakteure argumentieren.
Pro: Schlierenzauer ist die Nummer eins
von Marco Ries
46 Weltcupsiege – das klingt fast unglaublich. Noch unglaublicher wird es, wenn man betont, dass dieser Sportler vor wenigen Tagen seinen 23. Geburtstag gefeiert hat. Wenn Gregor Schlierenzauer seine Motivation beibehält und keine schwerwiegende Verletzung dazwischen kommt, stehen ihm noch viele Jahre in einer bisher fast durchgehend erfolgreichen Skisprungkarriere bevor.
Freilich konnte der bisherige Rekordhalter Matti Nykänen gar nicht so viele Weltcup-Wettkämpfe pro Saison bestreiten, doch selbst hier muss man einschränken: Nykänen feierte in seiner erfolgreichsten Saison zehn Weltcupsiege bei insgesamt 20 Wettkämpfen – Siegesquote exakt 50 Prozent. Schlierenzauer sammelte in der Saison 2008/2009 gleich 13 Weltcupsiege – bei insgesamt 27 gewerteten Weltcups fällt die Bilanz hier nur geringfügig schlechter aus. Und auch wenn sich die unterschiedlichen Zeiten nur schwer vergleichen lassen, muss man feststellen, dass sich das Skispringen in den vergangenen Jahren gerade im technischen Bereich sehr rasant entwickelt hat. Schlierenzauer ist einer der wenigen Athleten, der trotzdem seit seinem Weltcup-Debüt durchgehend in der absoluten Weltspitze mithalten konnten.
Doch vor allem auf der nicht-sportlichen Ebene hat Gregor Schlierenzauer dem Noch-Rekordhalter etwas voraus: Er macht durch keinerlei Eskapaden oder Skandale Schlagzeilen, er ist sich seiner Vorbildfunktion bewusst und erfüllt diese voll und ganz. Auch das gehört zu einem großen Sportler. Aktuell ist Schlierenzauer unter den Skispringern der Größte.
Contra: Ausnahmeathleten wird es immer wieder geben
von Annika Kläsener
Eines sei gleich zu Beginn klargestellt: Ich möchte Gregor Schlierenzauers Leistungen in keiner Weise schmälern. Er hat etwas erreicht, was selbst Skisprunggrößen wie Janne Ahonen oder Adam Malysz nicht gelang: nur noch ein Erfolg trennt ihn davon, die Rekordmarke von 46 Weltcupsiegen zu egalisieren. Und es ist alles andere als unwahrscheinlich, dass er sie sogar weit übertreffen wird.
Dennoch glaube ich nicht, dass er der beste Springer aller Zeiten ist. Denn wer hätte zu Matti Nykänens Zeiten geglaubt, dass noch einmal einer kommen würde, der in der Lage ist, diese Marke anzugreifen? Und doch wackelt sie nun. Wer kann also mit Sicherheit sagen, dass so etwas nicht noch einmal passieren kann? Es wäre doch schade, wenn die Skisprunggemeinde nun wüsste: Das war’s, das ist das Ende der Fahnenstange.15Ich glaube, dass es wieder so ein Naturtalent geben kann, wie Schlierenzauer eines ist. Vielleicht ist es noch nicht einmal geboren, vielleicht erleben wir es auch schon in den kommenden Jahren. Und das ist aus meiner Sicht das Schöne daran, zu sagen, dass Schlierenzauer eben nicht der Beste aller Zeiten ist: Denn es liegt noch eine spannende Zeit vor uns!
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