Unter der Leitung von Cheftrainer Thomas Thurnbichler will der polnische Verband den Generationenwechsel voranbringen – entsprechend gestalten sich auch die neuen Trainingsgruppen. Die große Ausnahme ist Kamil Stoch.
Dass das polnische Skispringen einen Generationenwechsel braucht, um auch weiterhin erfolgreich zu sein stand bereits vor der Ernennung von Thomas Thurnbichler zum Cheftrainer vor zwei Jahren fest. Vollzogen ist dieser jedoch längst nicht, was sich im vergangenen Winter offenbarte, in dem einzig Aleksander Zniszczol Podestplätze erzielen konnte. Entsprechend ausführlich fiel die Analyse der Saison aus, die nun in Strukturveränderungen und auch neu zusammengestellten Trainingsgruppen mündet.
„Ich denke, es ist klar, dass im Moment Dawid Kubacki, Kamil Stoch, Pawel Wasek, Aleksander Zniszczol und Piotr Zyla die besten Springer in Polen sind. Aus diesem Grund sind sie in meiner Gruppe, und wir hoffen, dass vor allem die erfahrensten Athleten auch in den kommenden Jahren in der Lage sein werden, die Nationalmannschaft anzuführen. Gleichzeitig werden sich die jüngeren Athleten weiterentwickeln“, sagte Thurnbichler in einer Presseaussendung des polnischen Verbands PZN.
Polnischer Verband verpflichtet Flug-Coach
Neu ist jedoch die regionale Unterteilung der Athleten auf ihre Stützpunkte in Zakopane (Podhale) und Szczyrk (Beskiden). „In beiden Gruppen befinden sich die vielversprechendsten Springer der jüngeren Generationen“, erklärte der Österreicher: „In den Beskiden sind dies neben Wasek und Zniszczol Jan Habdas, Kacper Juroszek und Tomasz Pilch, die über das größte Potenzial in Polen verfügen. Wir haben sie ausgewählt, um mit voller Konzentration und Motivation auf das Ziel hinzuarbeiten. Das alles, um in den nächsten ein bis zwei Jahren die Generationslücke zu schließen.“
Die Gruppe am Stützpunkt in Szczyrk wird von Krzysztof Mietus trainiert, während Thurnbichler mit seinem neuen Assistenztrainer Maciej Macusiak in Zakopane arbeiten wird. Mit Arvid Endler wurde zudem ein weiterer Trainer verpflichtet, der die Athleten im fliegerischen Bereich verbessern soll. „In den letzten zwei Jahren habe ich bereits bei mehreren kleinen Camps mit Thomas zusammengearbeitet und sie auf der Schanze begleitet. Von nun an wird meine Basis in Krakau sein, und ich werde jedes Mal beim Training dabei sein. Darüber hinaus werden wir nach Stockholm zurückkehren, um im Windkanal zu trainieren“, so der Deutsche, der aus dem Wingsuitfliegen kommt.
Kamil Stoch trainiert individuell – B-Kader üppig besetzt
Seinen eigenen Weg geht derweil Nationalheld Kamil Stoch, dessen Wunsch auf ein individuelles Training vom Verband als „Geste des guten Willens“ und „basierend auf den Leistungen des Athleten stattgegeben“ wurde. Ob er dafür auch einen Privattrainer beschäftigen wird, steht derzeit noch nicht fest. Nachdem der ehemalige polnische Nationaltrainer Michal Dolezal seinen jüngsten Posten als Co-Trainer des deutschen Nationalteams geräumt hatte, entstanden Spekulationen über eine Zusammenarbeit zwischen ihm und Stoch. Bestätigt ist das bis heute aber nicht.
Ausschlaggebend für die Zusammenstellung der Aufgebote für die Weltcups im Winter seien aber ohnehin die Leistungen, so Thurnbichler. Dessen ehemaliger Assistent Wojciech Topor ist neuer Cheftrainer des B-Kaders, in dem die Gruppenaufteilung ebenfalls eingeführt wurde. Dies ist auch der Grund, weshalb Adam Niznik weiterhin dort gelistet wird, obwohl er formal in die A-Mannschaft aufgestiegen ist. „Er hat sehr gute körperliche Eigenschaften, die er mit guter technischer Arbeit untermauert. Er hat alles, was ein Springer braucht“, lobte Thurnbichler.
Erfahrenster Athlet des B-Kaders ist Maciej Kot, dem der 34-Jährige eine gute Entwicklung bescheinigte und erwartet, „dass er den nächsten Schritt macht.“ Hinzu kommen mit Marcin Wrobel ein Athlet, der im November 20 wird und somit den Juniorenbereich verlässt, sowie mit Tymoteusz Amilkiewicz und Klemens Joniak zwei vielversprechende Junioren (beide 19). Die Basis-Gruppe in Zakopane besteht derweil aus Jan Galica (20), sowie den Routiniers Klemens Muranka (30) und Andrzej Stekala (28). In Szczyrk trainieren derweil Szymon Jojko, Jaroslaw Krzak (beide 23) und Jakub Wolny (29), der in der vergangenen Saison nach öffentlicher Kritik am geschassten Trainer David Jiroutek in Ungnade gefallen war.
Bachleda betreut fünfköpfiges Frauen-Team
Deutlich übersichtlicher gestaltet sich das Organigramm bei den Frauen. Als Nachfolger von Harald Rodlauer betreut Marcin Bachleda nun ein fünfköpfiges Team aus Paulina Cieslar, Wiktoria Przybyla und Anna Twardosz, sowie Pola Beltowska und Natalia Slowik, die ihren Status im Laufe der Vorbereitung durch die Erfüllung von Qualifikationskriterien absichern müssen. Nicole Konderla, die bereits unter Rodlauer nach internen Differenzen außen vor war, trainiert derweil auf eigenem Wunsch nicht mit dem Team, sondern mit ihrem Skiclub.
Unbesetzt ist dagegen derweil noch die Stelle des Physiotherapeuten im Nationalteam, sowie des Cheftrainers des Junioren-Nationalteams. Die Jungen-Nationalmannschaft wird von Daniel Kwiatkowski betreut, der somit Lukasz Lukaszczyk, Wiktor Szozda und Kacper Tomasiak unter seinen Fittichen hat. „Sie werden von uns in Bezug auf Ausrüstung und Training unterstützt, aber wir haben sie in der Junioren-Nationalmannschaft belassen. Das macht die logistischen Abläufe einfacher. Sie sollten ihre schulische Ausbildung abschließen. Wenn sie gut in Form sind, können sie im Sommer mit uns in einige Trainingslager fahren, um Erfahrungen zu sammeln und die Arbeitsweise der Trainer beider Gruppen kennen zu lernen“, erklärte Thurnbichler.
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