Nur einen Tag nach dem Weltcup in Val di Fiemme hat sich der tschechische Verband völlig überraschend von Cheftrainer David Jiroutek getrennt. Sein Nachfolger wird Antonin Hajek, die Reaktionen sind gemischt.
Trainerbeben kennt man eigentlich nur aus dem Fußball, doch man übertreibt nicht, wenn man sagt, ein solches erschüttert nun das tschechische Skispringen. Fast zwei Monate nach dem Beginn des Weltcups und damit mitten in der Saison hat der tschechische Verband SLCR die Beendigung der Zusammenarbeit mit David Jiroutek bekanntgegeben. Als Grund führte SLCR die unzureichenden Ergebnisse in der laufenden Saison an.
„Auch wenn die jüngsten Resultate – insbesondere von Roman Koudelka – die Aussicht auf weitere Besserung geben: Die Zielsetzung war eine höhere, insbesondere auf die Teamergebnisse. Ich möchte mich bei David Jiroutek für seine Arbeit bedanken und ihm für seine weitere Laufbahn alles Gute wünschen“, wird Jakub Janda, seines Zeichens Skisprung-Direktor beim SLCR, auf der Website des Verbandes zitiert. Die Bekanntgabe dieser Entscheidung hat schnell hohe Wellen in der Skisprungszene geschlagen.
Koudelka von Entscheidung geschockt
Roman Koudelka, derzeit bester tschechischer Skispringer, veröffentlichte ein ausführliches Statement auf seiner Facebook-Seite. Darin äußerte er großes Unverständnis über die Entscheidung. „Ich habe heute nach der Landung in Prag erfahren, dass David entlassen worden ist, weil die Ergebnisse zu schlecht waren. Und das nach den besten Wochenendergebnissen des Teams in dieser Saison!“ Koudelka war in Predazzo als 11. und 14. stabil im vorderen Mittelfeld unterwegs, auch Viktor Polasek konnte als 24. und 27. zum ersten Mal im Winterverlauf zwei Mal in Folge punkten.
Der 26. des Gesamtweltcups bedankte sich im Text mehrfach beim Skisprunglehrer für dessen Arbeit, der im April 2018 seine zweite Amtszeit begann. „Ich dachte erst, es sei ein April-Scherz, musste aber feststellen, dass dem nicht so war“, beschrieb der 29-Jährige seine Gefühlslage. Für ihn sei die Nachricht ein echter Schock gewesen: „Mir schossen die Tränen in die Augen, ich habe keine Ahnung, wer sich das ausgedacht hat. Ich hätte es noch verstanden, wenn sie es vor der Vierschanzentournee gemacht hätten. Aber jetzt komme ich mir betrogen vor. Es fühlt sich an, als hätte uns jemand ein Messer in den Rücken gerammt.“
Hajek übernimmt bis Saisonende
Der fünffache Weltcupsieger deutete jedoch an, dass die Entscheidung von der Verbandsspitze diktiert worden war und nicht von der Skisprungsektion, welche Jiroutek seinerzeit einstimmig zum Chefcoach bestimmt hatte. Bis zum Saisonende wird nun Antonin Hajek das Sagen haben. Hajek hält seit der Skiflug-WM 2010 in Planica den tschechischen Landesrekord mit 236 Metern, hat jedoch keinen allzu großen Erfahrungsschatz als Trainer. Der 32-Jährige wurde vom Assistent zum Chefcoach befördert, nachdem er zuvor auch die tschechischen Damen betreut hatte.
Koudelka stellte sogleich auch klar, dass sämtliche seiner Äußerungen nichts mit dem neuen Chef zu tun haben, sondern kritisierte den Verband: „Wir haben gerade einmal einen einzigen Ort, um zu trainieren, der vergleichbar mit den anderen Nationen ist (die Jested-Schanzen in Liberec, Anm. d. Red.). Ist nicht das das viel größere Problem? Sollte man sich nicht darauf konzentrieren, anstatt den Coach zu feuern?“
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Zuvor war durchgesickert, dass dem tschechischen Team gerade einmal 80.000 Euro Saisonbudget zur Verfügung stehen. „Nicht einmal Chuck Norris hätte es besser gemacht“, meinte der Achte des Neujahrsspringen reichlich angefressen.
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Man muss die Vereine stärken und nicht den Nationaltrainer
entlassen. Kein Geld für Schanzenrenovierung, keine Unterstützung
der Wintersportvereine – aber das ärmste „Schwein“, den Nationaltrainer
entlassen. Um die Skispringer in Tschechien zu unterstützen, kann auch
eine Zusammenarbeit deutscher und tschechischer WSVs im Erzgebirgsraum helfen, aber man
muß es anpacken !
Was soll denn da an der Basis nicht stimmen? Mal eben ein vages Gerücht in die Welt setzen, wird schon was dran sein?
Ja, die Trainer sind nur die Spitze des Eisberges. Wenn es an der Basis nicht stimmt, sind Hopfen und Malz verloren. Ich hoffe dennoch, dass der tschechische Skiverband bald wieder bessere Ergebnisse einfährt! Konkurrenz belebt schließlich das Geschäft 😉