Die Corona-Saga im ÖSV geht weiter: Nach der Entlassung von Co-Trainer Robert Treitinger verschickte die Weltcup-Mannschaft der Österreicher nun eine Petition ans ÖSV-Präsidium, um dort ein Umdenken zu bewirken.
Unmittelbar vor der Skiflug-WM in Planica folgt nun das nächste Kapitel in der Corona-Saga im Österreichischen Skiverband (ÖSV). Nachdem die ÖSV-Vertretung um die positiv getesteten Daniel Huber, Jan Hörl, Manuel Fettner und Thomas Lackner auf Wirken der Regierung und der Verbandspitze noch am Montag in einer Privatmaschine heimgeflogen wurde, veröffentlichte die ‚Tiroler Tageszeitung‘ tags darauf Auszüge aus einem Petitionsschreiben der Trainingsgruppe I, welches an das ÖSV-Präsidium ging.
Darin baten die Springer Präsident Peter Schröcksnadel, Generalsekretär Christian Scherer und Sportdirektor Toni Giger um ein Umdenken im Falle des kürzlich entlassenen Robert Treitinger. Zwar habe man die Entscheidung „mit allem gebotenen Respekt sowie der gegebenen Wertschätzung gegenüber der Führung des Österreichischen Skiverbandes zur Kenntnis“ genommen, wolle jedoch „mit der notwendigen Dringlichkeit darum bitten, diese Entscheidung zu prüfen und falls irgend möglich zu überdenken.“
Treitinger bezieht erstmals selbst Stellung
Innerhalb der Trainingsgruppe I, die aus Philipp Aschenwald, Michael Hayböck, Jan Hörl, Daniel Huber, Stefan Kraft und Gregor Schlierenzauer besteht, genießt Treitinger weiterhin großes Ansehen, wie auch aus dem Schreiben hervorgeht. Bis zu seiner Kündigung war der Assistent von Bundestrainer Andreas Widhölzl „seit zwei Jahren ein wesentlicher und von allen geschätzter Bestandteil unseres erfolgreichen Nationalteams“. Unter seinem Mitwirken wurde Österreich vergangenen Winter Zweiter im Nationencup, zudem gewann Stefan Kraft zum zweiten Mal den Gesamtweltcup.
Der ehemalige Co-Trainer soll sich laut Sportdirektor Giger nicht vollends an die Hygienemaßnahmen gehalten haben, was schließlich zu einem Vertrauensbruch geführt habe. Treitinger selbst äußerte sich gegenüber der ‚TT‘ nun erstmals selbst zur Lage. Er sei nach dem Weltcup-Auftakt in Wisla, nach einem negativen Test, im ÖSV-Gebäude zur Abrechnung gewesen und habe dabei in einem Büro, ebenso wie sein Gegenüber, den Mund-Nasen-Schutz abgenommen.
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„Man kann mir mangelnde Sensibilität angesichts der Situation unterstellen, aber keine Rücksichtslosigkeit“, urteilte der Tiroler über sein Verhalten, nachdem er öffentlich in die Kritik geraten war. Erst am Folgetag, nachdem Gregor Schlierenzauer über Symptome geklagt hatte, habe er sich „mit anderen aus dem Team erneut privat testen lassen“. Dieser PCR-Test fiel positiv aus, danach wurde Treitinger schließlich vom ÖSV entlassen.
ÖSV-Adler setzen sich für Treitinger ein
Aschenwald, Hayböck, Hörl, Huber, Kraft und Schlierenzauer betonten, sie seien sich darüber bewusst, dass jeder im Team zu ersetzen sei, „aber gute Trainer sind schwer zu finden“. Gerade in der gegenwärtigen Situation sei es schwierig, jemand Neues ins Gefüge zu integrieren: „Es braucht viel Zeit und Fingerspitzengefühl, um die richtigen, die zusammenpassenden und sich gegenseitig ergänzenden Personen, wie bei einem Puzzle, zu einem erfolgreichen Team, zu einer Einheit zu formen.”
„Die fristlose Entlassung von Robert Treitinger, den wir als wesentlichen Bestandteil unseres erfolgreichen Nationalteams erachten, trifft uns als Mannschaft zum gegenwärtigen Zeitpunkt unvorbereitet und schränkt die Arbeit im Team ein“, stellten die Athleten klar. Deshalb baten die sechs Springer das ÖSV-Präsidium darum, „die Entscheidung zu überdenken und hoffen inständig darauf, dass intern eine andere Lösung gefunden werden kann.“
Also irgendwer beim ÖSV hat den Schuss nicht gehört. Da sollte man mal durchgreifen. Und zwar mit Worten und Händen.