
Im vierten Anlauf gewinnen die norwegischen Skispringerinnen erstmals Team-Gold bei einer Weltmeisterschaft. In einem spannenden Wettkampf holt das DSV-Quartett die zweite Medaille bei der WM in Trondheim.
Die norwegischen Skispringerinnen sind am Ziel ihrer TrĂ€ume: Anna Odine Stroem, Ingvild Synnoeve Midtskogen, Heidi Dyhre Traaserud und Eirin Maria Kvandal krönten sich am Samstagabend in Trondheim mit 904,5 Punkten erstmals zu Team-Weltmeisterinnen. In einem spannenden Springen sicherten Lisa Eder, Julia MĂŒhlbacher, Jacqueline Seifriedsberger und Eva Pinkelnig mit 885,1 Punkten Silber fĂŒr Ăsterreich. Das deutsche Team, bestehend aus Juliane Seyfarth, Katharina Schmid, Agnes Reisch und Selina Freitag sprang mit 846,5 Punkten zu Bronze.
„Es war so aufregend! Dieser Wettkampf war das Hauptziel fĂŒr uns in dieser Saison und wir haben als Team eine groĂartige Leistung gezeigt. Ich bin so glĂŒcklich, dass wir wirklich gewonnen haben“, strahlte Stroem nach dem Wettkampf und schwĂ€rmte obendrein vom Publikum: „Diese LautstĂ€rke hier hat uns echt geholfen. Es war ein groĂes VergnĂŒgen vor so vielen Leuten zu springen.“
Youngster Midtskogen: „VerrĂŒckteste Erfahrung bisher“
Bei allen drei bisherigen Team-Springen bei Nordischen Ski-WMs war Norwegen stets auf dem Bronzerang gelandet, was den Titel umso wertvoller fĂŒr die Springerinnen machte. Insbesondere die erst 17-JĂ€hrige Midtskogen war nach dem Springen bei ‚Eurosport‘ ĂŒberwĂ€ltigt: „Ich weiĂ gar nicht richtig, was ich sagen soll. Damit hĂ€tte ich nie gerechnet. Das war die verrĂŒckteste Erfahrung, die ich bisher machen durfte.“
Pinkelnig hob derweil die mannschaftliche StĂ€rke der österreichischen Adlerinnen hervor: „Eine WM-Medaille zu gewinnen, ist immer etwas besonderes. Und, dass wir Silber gewonnen haben, zeigt, wie stark unser Team ist, weil unsere Besetzung anders war als noch vor zwei Jahren.“ Seinerzeit war Chiara Kreuzer noch als Startspringerin dabei, Sara Marita Kramer fungierte als Ersatzfrau. Beide fehlen in Trondheim, sodass Lisa Eder ihre erste WM-Medaille in Empfang nehmen darf.
DSV-Frauen nur zur Halbzeit in Gold-NĂ€he
Das DSV-Quartett, das als Titelverteidiger in das Springen gegangen war, hatte lediglich nach dem ersten Durchgang noch Aussichten auf die dritte Gold-Medaille in diesem Wettkampf. Doch schon mit dem Finalsprung von Startspringerin Seyfarth wurde der RĂŒckstand nach vorne zu groĂ. „Ich war aufgeregter als sonst, weil ich auch fĂŒr das Team springen wollte. Der erste Sprung war auch der Beste, den ich auf der Schanze gemacht habe, der zweite dagegen leider nicht so. Aber ich freue mich trotzdem ĂŒber Bronze“, bilanzierte sie bei ‚Eurosport‘.
Auch Schmid haderte etwas mit ihrer Leistung, freute sich aber dennoch ĂŒber die Medaille: „Ich habe in den letzten Wochen wirklich zu kĂ€mpfen gehabt, deswegen bin ich sehr happy. Eine Medaille mit diesem tollen Team zu holen, ist wirklich schön.“ WĂ€hrend Freitag ihren zweiten Versuch als „Bombe“ bezeichnete, zeigte sich Reisch fĂŒr ihr erstes WM-Edelmetall ĂŒberaus dankbar und betonte: „Die letzten Jahre waren nicht so einfach fĂŒr mich, deswegen kann ich noch gar nicht glauben, dass ich jetzt eine Medaille habe.“
Slowenien und Japan weitgehend blass
Zum dritten Mal in vier WM-Teamspringen musste das slowenische Team mit Rang vier Vorlieb nehmen. Einzel-Weltmeisterin Nika Prevc konnte als Schlussspringerin alleine nicht die LĂŒcke kompensieren, die Ema Klinec, die erst 17-jĂ€hrige WM-DebĂŒtantin Tina Erzar und Katra Komar zuvor aufgerissen hatten.
Noch blasser war derweil der Auftritt des japanischen Quartetts, das bereits durch Startspringerin Nozomi Maruyama ins Hintertreffen geraten war. Auch Sara Takanashi, die in der vierten Gruppe startete, erwischte keinen guten Tag, sodass auch die soliden Leistungen von Yuka Seto und Yuki Ito nicht weiter als Platz fĂŒnf aufgewertet werden konnten.
Bestes WM-Ergebnis fĂŒr Italien, USA und China
Deutlich zufriedener waren derweil die Italienerinnen, die mit Rang sechs das beste WM-Teamergebnis erzielen konnten. FĂŒr Startspringerin Annika Sieff war es die erste Teilnahme an einem solchen Wettkampf bei einer Weltmeisterschaft. Selbiges galt fĂŒr Jessica Malsiner und Martina Ambrosi, die jedoch analog zu Lara Malsiner ebenfalls jeweils Sechste in der zweiten und dritten Gruppe wurden.
Fast genau 40 Punkte hinter den Azzurre landete das US-Amerikanische Team auf dem siebten Platz. Paige Jones, Josie Johnson, Sandra Sproch und Annika Belshaw sorgten fĂŒr die erste Finalteilnahme eines US-Quartetts in einem WM-Teamspringen und somit auch fĂŒr das beste Ergebnis.
Das chinesische Team, das aus Yangning Weng, Shiyu Zhou, Bing Dong und Qi Liu bestand, erreichte unterdessen wie bereits bei der letzten WM in Planica den achten Platz.
Teilnehmerrekord bei WM eingestellt
Mit zwölf Teams wurde der Rekord an teilnehmenden Nationen von der WM 2021 in Oberstdorf egalisiert, somit mussten vier von ihnen bereits nach dem ersten Durchgang ausscheiden.
Das beste davon war noch Finnland auf Rang neun. Dass der ĂŒbernĂ€chste WM-Gastgeber ein Team stellen konnte, lag an der „Leihgabe“ zweier Nordischer Kombiniererinnen, nĂ€mlich Minja Korhonen und Heta Hirvonen. Beide machten ihre Sache an der Seite von Jenny Rautionaho und Julia KykkĂ€nen ordentlich, schlussendlich fehlten 17,2 Punkte zum Finaleinzug. Dennoch war es das beste finnische Ergebnis in einem WM-Teamspringen.
Der zehnte Platz ging an das tschechische Quartett aus Anezka Indrackova, Klara Ulrichova, Veronika Jencova und Karolina Indrackova, das diese Position vom ersten bis zum letzten Sprung innehatte.
Auch Polen brauchte eine Kombiniererin
Polen konnte nur aufgrund der eingesprungenen Nordischen Kombinierin Joanna Kil ĂŒberhaupt ein Team. Kil, die als erste startete, offenbarte, dass ihre StĂ€rken definitiv im Lauf und nicht auf der Schanze liegen und brachte ihr Team schon mit ihrem Versuch auf den elften Platz, von dem auch Pola Beltowska, Nicole Konderla und Anna Twardosz nicht mehr wegkamen.
Auf dem zwölften und letzten Platz landete völlig abgeschlagen das noch unerfahrene kasachische Quartett bestehend aus Viktoriya Ruleva, Anastassiya Gorunova, Alyona Sviridenko und Veronika Shishkina. Keine der Kasachinnen sprang bei ihrem Versuch weiter als 64 Meter, sodass mit 112,9 Punkten unterm Strich die niedrigste Punktzahl eines Frauen-Teams bei einer WM jemals herauskam – und somit nochmal fast 100 Punkte weniger als 2019 bei der WM in Seefeld (207,8 P.).
» Event-Ăbersicht: Zeitplan & Infos zur Nordischen Ski-WM 2025 in Trondheim
Am morgigen Sonntag steht in Trondheim dann der Einzel-Wettbewerb der MĂ€nner auf der Normalschanze an. Der Probedurchgang beginnt um 16:15 Uhr, der erste Durchgang folgt um 17:15 Uhr (alles live bei skispringen.com).
Mehr dazu gleich hier bei skispringen.com.
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