Norwegen siegt in Planica, DSV-Quartett Zweiter

Die norwegische Mannschaft triumphiert beim Skiflug-Spektakel in Planica vor Deutschland und Polen. Starker Aufwind sorgt für neue Rekorde auf der Letalnica und ungeahnt weite Flüge von Johansson, Kraft und dem neuen Schanzenrekordhalter Stoch.

Die Norweger sind die besten Skiflieger. Dabei bleibt es auch nach dem letzten Team-Wettkampf der Saison im slowenischen Planica. Wie schon eine Woche zuvor in Vikersund sicherte sich die Mannschaft von Cheftrainer Alexander Stöckl am Samstagvormittag den Sieg auf der berühmten Letalnica-Skiflugschanze. Dass die norwegische Mannschaft im Kampf um den Sieg mitmischen wird, wurde schon beim im Vorfeld ausgetragenen Probedurchgang deutlich. Robert Johansson segelte als erster Springer überhaupt auf der berühmten Letalnica-Skiflugschanze 250 Meter weit. Bei teils wechselnden, insgesamt aber stabilen Bedingungen ging die Weitenjagd im Wettkampf dann weiter – und auch Johanssons Teamkollegen Johann Andre Forfang, Anders Fannemel und Andreas Stjernen lieferten ab. Mit insgesamt 1551,6 Punkten setzten sich die Norweger gegen das deutsche Quartett mit Markus Eisenbichler, Richard Freitag, Karl Geiger und Andreas Wellinger (1502,6 P.) durch. Den dritten Platz belegten die zuletzt schon mannschaftlich starken Polen (Piotr Zyla, Dawid Kubacki, Maciej Kot, Kamil Stoch;  1493,8 P.).

Grandiose Weitenjagd im Finale

Nach dem ersten Durchgang lag die deutsche Mannschaft noch hauchdünn vor den Norwegern in Führung. Im Finaldurchgang folgte dann eine ungeahnte Weitenjagd: Auch mit 250 Metern hatte Robert Johansson, der am vergangenen Wochenende in Vikersund zumindest für eine halbe Stunde den Weltrekord gehalten hat, die Schanze noch nicht ausgereizt. Der designierte Gesamtweltcup-Sieger Stefan Kraft legte 251 Meter nach, der Pole Kamil Stoch verbesserte diese Marke trotz verkürzten Anlaufs noch einmal um einen halben Meter – 251,5 Meter dürften auch den Weltrekord im „Tal der Schanzen“ wieder für möglich erachten lassen.

„Ich war so hoch, dass ich gedacht habe,  der Weltrekord könnte wieder passieren. Aber ich hatte diesmal nicht den Mut und kein so stabiles System und musste den Sprung abbrechen. Morgen möchte ich die 250 Meter aber nochmal angreifen“, erklärte Kraft, der morgen den Gewinn der großen und kleinen Kristallkugel perfekt machen will.

Geiger und Wellinger mit Top-Flügen

Obwohl es nicht für den Sieg gereicht hat, nach dem es zwischenzeitlich ausgesehen hat, zeigte sich Bundestrainer Werner Schuster hochzufrieden mit dem Ergebnis. „Toll, wie sich die Jungs in Summe verkauft haben, speziell Karl und Andreas haben das Team nochmal nach vorne gepusht“, bilanzierte Schuster: „Die Norweger waren heute etwas stabiler als wir. Aber das Podium ist trotzdem ein riesen Erfolg, denn davon waren wir zuletzt weit entfernt.“

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Markus Eisenbichler, der im Probedurchgang den deutschen Rekord auf 248,5 Meter hochgeschraubt hat, tat sich im Wettkampf mit 227 und 225,5 Metern als Startspringer eher schwer. „Es hat holprig angefangen“, meinte Schuster zu seinen ersten beiden Startern.

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Dann folgten der starke Auftritt des Karl Geiger: Der Oberstdorfer, der aus Vikersund „das Aha-Erlebnis mitgenommen“ haben will, knackte im ersten Durchgang mit 243,5 Metern als vierter DSV-Skispringer nach Freund, Wellinger und Eisenbichler die 240-Meter-Marke und lieferte im Finaldurchgang solide 231 Meter ab. Und Schlussspringer Wellinger sicherte den zweiten Platz mit Weiten von 231,5 und 240 Metern ab.

Österreich verpasst Podest

Trotz des starken letzten Fluges von Kraft verpasste das österreichische Quartett, außerdem bestehend aus Michael Hayböck, Manuel Fettner und Markus Schiffner, den erhofften Podestplatz. Mit insgesamt 1471,4 Punkten belegte die Mannschaft von Cheftrainer Heinz Kuttin beim vorletzten Wettbewerb der Saison den vierten Platz. Auch die heimischen Skispringer aus Slowenien mit Anze Semenic, Domen Prevc, Jurij Tepes und Peter Prevc ist mit 1442,4 P.) und dem fünften Platz hinter den Erwartungen geblieben.

Kasai überragend, USA vor Tschechien

Stark präsentierte sich einmal mehr Noriaki Kasai: Der 44-Jährige bewies mit 240 Metern im Finaldurchgang, dass er sich auf Flugschanzen weiterhin am wohlsten fühlt. Gemeinsam mit seinen japanischen Mannschaftskollegen Ryoyu Kobayashi, Taku Takeuchi und Daiki Ito (1327,7 P.) landete er auf dem sechsten Platz.

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Die US-amerikanischen Skispringer um William Rhoads, Casey Larson, Michael Glasder und Kevin Bickner jubelten über den Einzug ins Finale. Mit insgesamt 1229,9 Punkten ließ die Mannschaft von Bine Norcic die Tschechen (Tomas Vancura, Vojtech Stursa, Jan Matura, Roman Koudelka; 1170,5 P.) hinter sich und belegte den siebten Platz.

Die Mannschaften aus Italien (Roberto Dellasega, Davide Bresadola, Sebastian Colloredo, Alex Insam; 591,2 P.), der Schweiz (Killian Peier, Gabriel Karlen, Gregor Deschwanden, Simon Ammann; 580,9 P.), Finnland (Jarkko Määttä, Antti Aalto, Lauri Asikainen, Ville Larinto; 547,9 P.) und Russland (Aleksandr Bazhenov, Mikhail Nazarov, Alexey Romashov, Evgeniy Klimov; 515 P.) haben den Einzug in den Finaldurchgang verpasst.

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Im Kampf um den umkämpften Nationencup, in den alle Wettbewerbe der zu Ende gehenden Weltcup-Saison einfließen, sind die Polen mit insgesamt 5727 Punkten kaum noch einzuholen. Dahinter folgen die Mannschaften aus Österreich (5451 P.) und Deutschland (5358 P.).

» Event-Übersicht: Weltcup Planica, 23.-26.03.2017

Am Sonntag findet in Planica das große Saison-Finale statt: Bereits um 9 Uhr startet der Probedurchgang, um 10 Uhr (alles live bei skispringen.com) folgt der letzte Einzel-Wettkampf der Saison. Dann fällt auch die Entscheidung im Gesamtweltcup – nach seinem Sieg gestern hat der Österreicher Stefan Kraft gegenüber seinem polnischen Konkurrenten Kamil Stoch die besseren Karten.

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Über Marco Ries 878 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegründet. Studiert an der Universität Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „Unnützes Skisprungwissen“).

14 Kommentare

  1. Jetzt teilt sich Stoch zumindest den Weltrekord mit Fannemel. Wurde auch mal Zeit, dass die Polen mal im Rampenlicht stehen.
    Nur diese Saison war eben Kraft der Stärkste, auch Stoch wird ihn nicht mehr den Gesamtweltcupsieg streitig machen. Dann hat Kraft diese Saison praktisch alles gewonnen und Wellinger wurde fast überall Zweiter. Naja, der Andi hätte sich auch noch nen Sieg verdient. Zwei Siege diese Saison sind schon etwas wenig. Aber wenigstens haben wir den deutschen Weitenrekord von Hannwald gebrochen. Das wurde auch wirklich Zeit. Trotzdem, das beste Skiflugteam haben immer noch die Norweger. Zum Saisonende zeigen sie noch mal, was sie wirkllich drauf haben. Nach dem Karriereende von Gangnes und Velta haben sie sich zu Beginn der Saison ja noch schwer getan. Auch die Japaner mischen wieder vorne mit. Kasai ist mit fast 40 Jahren immer noch der beste Skiflieger unter ihnen.
    Na dann hoff ich mal, dass morgen beim letzten Bewerb alles glatt über die Bühne geht. Noch mal muss der Weltrekord nicht verbessert werden, morgen sollte die Jury Vorsicht walten lassen. Es hat hier schon so viele schwere Stürze gegeben (Morgenstern, Ammann…)

    Gruß,
    Jimmy

    • JA – in Planica, kann jeder (kostet 50€) von Kranjska gora mit dem hubschrauber nach Planica einreisen – die strasse ist sehr klein und es gibt immer dem megastau

  2. Unsere Jungs haben sich das redlich verdient. Super Sprünge. Hat Spass gemacht zuzuschauen.Leider morgen die letzten Sprünge.Erholt euch gut und auf ein neues im nächsten Winter.

  3. Gestanden zählt, was die Punktrichter dann am Ende bewerten.

    So eine Hand im Schnee oder den Hintern ein wenig gestreift ist Korinthenkackerei.

    Bei Vassiliev war es dann zu eindeutig. Er ist mit dem Hinterkopf auf den Hang geknallt.

  4. Österreich chancenlos, da nur 2 gute Springer im Team sind.

    Wahnsinnsschanzenrekorde von Kraft und dann Stoch.

    Kraft hätte noch weiter fliegen können, aber ob der stehbar gewesen wäre, ist zu bezweifeln.

  5. Warum Zählt der Flug von Stoch als Schanzenrekord, ich dachte der Schanzenrekord definiert sich als Weitester, GESTANDENER Flug/Sprung.
    Der war garantiert nicht gestanden.

    • Das war doch in Vikersund auch nicht anders, dort zählt ja auch der Sprung von Kraft als Schanzenrekord ( und in dem Fall sogar als Weltrekord), obwohl er nicht gestanden war

      • Doch rekord – so lange die noten 15 bis 16,5 sind – zählt der sprung als rekord und ist nicht mehr zu ändern, höchstens die punktrichter können jetzt paar konsequenzen hören (erleben) – so ist es geschrieben – und Kraft war eindeutig auch mit dem arsch im schnee – rekordhalter für mich Johanson – aber jetzt im ernst – respect vor allen 3

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