Fast hätte er die Karriere früh beendet, doch inzwischen ist Markus Eisenbichler einer der Leistungsträger der DSV-Mannschaft. Nach seinem besten Karriereergebnis in Lahti spricht er bei skispringen.com über Träume, Rückschläge und die bayrische Kultur.
Er wirkt wie ein großartiger Teamplayer und hat sich spätestens mit seinem Schuplattler-Auftritt bei der Olympia-Feier in die Herzen der Fans getanzt. Letztes Jahr erreichte der 26-jährige Bayer bei der WM in Lahti von der Normalschanze Bronze im Einzel und Gold im Mixed-Teamwettbewerb und zählt zu den wichtigsten Leistungsträgern im DSV-Team. Im Interview mit skispringen.com-Redakteurin Anna Baumgartner zieht Markus Eisenbichler nun seine persönliche Olympia-Bilanz, gibt Einblick in Privates und verrät, was er sich für den Rest der Saison vorgenommen hat.
Markus Eisenbichler, starten wir mit einem kleinen Rückblick: Die Olympischen Spiele in Südkorea sind Geschichte. Platz acht auf der Normalschanze und Platz 14 auf der Großschanze sind gute Ergebnisse, für den Team-Wettbewerb wurden Sie dann aber nicht nominiert. Wie lautet Ihr Fazit?
Markus Eisenbichler: Eigentlich bin ich mit den Olympischen Spielen trotzdem ganz zufrieden. Mein Ziel war zunächst, dabei zu sein. Man weiß ja im Verlauf der Saison nie, ob und wie es weiter geht, ob man mitfahren darf oder nicht. Somit bin ich froh, dass ich meine ersten Olympischen Spiele erleben durfte. Ich hoffe aber, dass ich noch eine Olympiade mitmache und dann noch einmal zu Olympischen Spielen mitfahren kann. Für den Team-Wettbewerb nicht nominiert zu werden, war natürlich eine bittere Erfahrung, aber daraus kann man nur lernen. Ich hatte schon andere Rückschläge, bei denen ich mir auch gesagt habe, dass die Welt dadurch nicht untergeht. Jetzt möchte ich einfach nur gut Skispringen. Das wollte ich bei Olympia auch, leider hat es nicht ganz so geklappt, wie ich es mir vorgestellt hatte. Bei den Spielen waren aber auch gute Dinge dabei. Ich versuche jetzt einfach, daran anzuknüpfen.
Ihr seid als Mannschaft momentan unglaublich stark. Horst Hüttel hat gerade erst im skispringen.com-Interview vom fantastischen Team gesprochen, und gemeint, dass kontinuierliche Arbeit, aber auch Innovationen und neue Ideen die großartigen Erfolge dieser Saison erst möglich gemacht haben. Wie empfinden Sie das aus der Perspektive des Aktiven?
Eisenbichler: Ich glaube, das ist das Geheimrezept. Dass wir ein so gutes Kernteam haben, ist dabei auch unglaublich wichtig. Wenn einer ausfällt, ist es natürlich nicht schön. Aber wir haben dann nicht das Gefühl, dass ein Leistungsträger fehlt, sondern versuchen das auszugleichen. Zudem ist die Atmosphäre im Team einfach angenehm, wir verstehen uns alle sehr gut. Da springt es sich natürlich besser. Jeder versucht, so gut wie möglich zu springen und gönnt dabei dem anderen den Erfolg. Bei uns steht im Vordergrund, dass wir die DSV-Mannschaft repräsentieren und wir freuen uns natürlich, wenn die deutsche Flagge weit vorne ist. Das gelingt uns mittlerweile ganz gut. (lacht)
Sie wirken wie ein super Teamplayer. Wo sehen Sie Ihren Platz in der Mannschaft?
Eisenbichler: Im Team mach’ ich schon gern mal ein Späßchen und sorge für Aufheiterung. Trotzdem konzentriere ich mich natürlich auf meine Leistung. Aber wenn ich jemandem helfen kann, mache ich das so gut wie möglich. Ich denke, wenn man jemandem hilft, dann kommt das irgendwann wieder zu einem zurück. Das versuche ich auch so zu leben. Die Nicht-Nominierung bei Olympia war natürlich hart, aber für mich war dann sofort klar, dass ich das Team unterstützen will. Da habe ich auch gefragt, wie ich helfen kann. Da kamen natürlich Antworten, wie „Kannst du mir das bringen?“, „Könntest du das machen?“. Das habe ich gerne getan.
„Im Flug habe ich das Gefühl, ungreifbar zu sein“
Ihr habt gemeinsam mit den Norwegern die Medaillen im Team gefeiert. Welche Bedeutung hat der Austausch mit den anderen Nationen für Sie?
Eisenbichler: Ich finde es wichtig, sich auch mit anderen Nationen auszutauschen und dabei gar nicht nur über das Skispringen, sondern auch über normale Sachen zu reden. Ich verstehe mich beispielsweise mit den Norwegern wirklich gut, auch mit dem Vincent Descombes Sevoie oder mit den Österreichern. Es gibt keine Mannschaft, die ich nicht mag. Das ist natürlich angenehm, weil man sich die ganze Saison über im Weltcup-Zirkus sieht. Es herrscht eine gute Atmosphäre. Im Endeffekt ist es so, wie wenn man zu Hause mit den Mannschaftskollegen trainiert.
Lassen Sie uns einmal „back to the roots“ gehen: Wie sind Sie zum Skispringen gekommen?
Eisenbichler: Das war zu Hause in Siegsdorf, im Chiemgau, als ich etwa sechs Jahre alt war. Ich habe immer schon viel Sport gemacht: Eishockey, Langlauf, Skifahren, verschiedene Wintersportarten ausprobiert. Im Kindertraining haben dann einmal verschiedene Trainer verschiedene Sportarten vorgestellt. Auch Nordische Kombination war dabei. Mit meinen zwei besten Freunden haben wir entscheiden, dass wir das ausprobieren wollen. Wir sind davor immer schon gern schnell Ski gefahren, haben immer versucht weit zu springen, wenn es irgendwo einen kleinen Berg gab. Mit dem Skispringen hat es sich dann nach und nach entwickelt und war für mich persönlich auch eine ganz gute Entscheidung (schmunzelt).
Im zweiten Teil des Interviews spricht Markus Eisenbichler über den schwierigsten Moment seiner Karriere, Pläne für die Zukunft und Ziele für die anstehende Raw-Air-Tour. Jetzt weiterlesen – Teil 2:
Danke dir!!
Toller Typ, sehr sympathisch. Gut dass er damals nicht aufgehört hat. Ich rechne ihm bei Raw Air gute Chancen so, wahrscheinlich zweitbester Deutscher hinter Wellinger. Richard Freitag zeigt mir zuletzt eindeutig zu wenig.