Emotionale Verkündung

Maren Lundby verzichtet auf Olympia-Teilnahme

Foto: tramplin.perm.ru

Der Skisprung-Winter 2021/2022 wird ohne Maren Lundby stattfinden, das gab die Großschanzen-Weltmeisterin von Oberstdorf in einem emotionalen Interview bekannt. Die Entscheidung hat körperliche Gründe.

Das Skispringen muss im Olympia-Winter 2021/2022 ohne eine der größten Athletinnen auskommen: Maren Lundby, die im März in Oberstdorf noch als erste Großschanzen-Weltmeisterin überhaupt Geschichte schrieb, wird vorerst keine Wettkämpfe mehr bestreiten. Dies gab die Norwegerin in einem emotionalen Interview mit dem Staatsfunk ‚NRK‘ bekannt. Lundby wird somit also auch nicht bei den Olympischen Spielen in Peking antreten, nachdem sie 2018 in Pyeongchang noch Gold gewann.

„Im Skispringen wird dir vieles abverlangt. Und eine dieser Sachen ist das Gewicht, auf das es zu achten gilt. Mein Körper hat sich in letzter Zeit auf natürliche Weise verändert. Aus diesem Grund möchte ich nicht alles opfern, nur um in Peking auf Top-Niveau zu sein“, begründete die 27-Jährige mit zitternder Stimme und unter Tränen ihren Entschluss. „Es ist sehr schwierig, weil ich unbedingt springen möchte. Aber diese Saison geht es einfach nicht“, gestand die 30-malige Weltcupsiegerin und dreimalige Gesamtweltcupsiegerin.

Lundby geht ihren eigenen Weg

So weh ihr diese Entscheidung tue, so wohl fühle sie sich dennoch derzeit, so Lundby weiter: „Ich habe eine tolle Zeit und bin sehr glücklich. Gesundheitlich geht es mir gut, vielleicht so gut wie noch nie. Nur ist mein Körper ist derzeit nicht fürs Skispringen geeignet. Es muss erlaubt sein, das zu sagen und ich hoffe, die Menschen da draußen erkennen an, dass ich so offen darüber rede.“ Im Verlauf des Interviews wurde immer deutlicher, wie sehr sie diese Ankündigung erleichtert. „Ich habe gefühlt, dass ich diese Sache nicht mehr so für mich behalten kann“, offenbarte sie.

Ihre letzten Sprünge hatte Maren Lundby in der WM-Entscheidung auf der Großschanze in Oberstdorf absolviert. Danach beendete sie die Saison aufgrund eines Infekts vorzeitig und kündigte später im Frühling an, auch während der Mattensaison keine Sprünge machen zu wollen. Schon seinerzeit erntete sie Kritik für diesen Ansatz – viele Fachleute hielten diese Vorbereitung im Hinblick auf die Olympia-Saison für fragwürdig – obwohl sie im Jahr zuvor aufgrund einer Patellasehnenreizung bereits nur sehr reduziert auf der Schanze trainieren konnte.

Auch ihre Teilnahme an der Tanzshow ‚Skal vi danse‘ (das norwegische Pendant zu ‚Let’s Dance‘), die Teil eines angepassten Lebens- und Trainingsstils ist, sorgte für Verwunderung. Langläufer Emil Iversen sprach gar von „Unprofessionalität“ und entfachte damit eine große öffentliche Debatte in Norwegen. Doch darüber könne sie nur lachen, so Lundby: „Ich bin sicher, dass es genau das Gegenteil ist, sonst würde ich nicht hier sitzen. Ich war immer schon sehr professionell in allem und werde es auch weiterhin bleiben.“ Und ein weiteres Versprechen gab sie ebenso ab: „Ich möchte weiterhin Ski springen.“ Es sei alles nur eine Frage der Zeit.

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Über Luis Holuch 538 Artikel
Seit 2010 als Journalist tätig und hat 2017 sein erstes Buch veröffentlicht. Wie es die Leidenschaft wollte, ging es darin um das Damen-Skispringen. Genau dafür ist er bei skispringen.com auch primär zuständig. Kommentierte den offiziellen Live-Stream der Junioren-WM 2020, sowie die FIS-Classics-Serie und die Continentalcup-Finals der Nordischen Kombination.

5 Kommentare

  1. Es gibt etwas namens Lipöden, an dem nicht wenige Frauen leiden. Da kann man Diät halten und Sport machen wie man will, die krankhaften Fettdepots (meistens an den Beinen und Hüften verteilt) lassen sich davon wenig beeindrucken. Die Betroffenen neigen zu blauen Flecken und haben Schmerzen, leider bekommen sie aufgrund ihres Erscheinungsbildes sogar von Ärzten nur den unsinnigen Rat es mit Abnehmen zu versuchen. Es wird deshalb alles, auch Fragwürdiges, versucht und es dauert nicht selten Jahre, bis endlich die richtige Diagnose gestellt wird. Auch so etwas halte ich bei Maren Lundby für möglich und wünsche ihr von Herzen alles Gute.

    • tombert: Sie spricht doch eindeutig vom Gewicht auf das es zu achten gilt. Das muss nicht unbedingt heissen dass sie schwanger ist. Viele der Springerinnen haben Probleme das Gewicht zu halten. Das ist doch kein Geheimnis…und das führt oft zu sehr fragwürdigen Dingen.

  2. Tja! Das Körpergewicht! Es kann und darf nicht sein dass Athletinnen und Athleten gezwungen sind zu hungern bis zur Magersucht um „wettbewerbsfähig“ zu bleiben. Das gilt gleichermaßen für Leichtathleten (hier vor allem Mittel- und Langstreckenläufer) wie für Skispringer. Gut dass eine aktive Topathletin den Mut hat darüber zu sprechen! Im Skispringen geht das nämlich schon seit einer ganzen Weile wieder in die falsche Richtung!

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