Am Freitag beginnt mit der Qualifikation in Klingenthal der erste Heimweltcup für die deutschen Skispringer. Erstmals mit dabei sind auch die Damen. Für dieses Wochenende hat der DSV 14 Starter nominiert.
Zwei Wochen vor der Vierschanzentournee gibt es für die deutschen Skispringer den ersten Form- und Stimmungstest. In der Vogtland Arena zu Klingenthal stehen am kommenden Wochenende ein Einzel- und ein Teamspringen für die Herren an. Auch die Damen gastieren erstmals im Weltcup in Sachsen, nachdem es 2018 schon eine Qualifikation für das Sommer-Grand-Prix-Finale gab, was aufgrund des Windes seinerzeit abgesagt werden musste. 14 Athleten des DSV werden an den Start gehen, angeführt werden die Teams von Karl Geiger und Katharina Althaus.
Herren-Bundestrainer Stefan Horngacher setzt dabei auf jene sechs Springer, die seit Saisonbeginn im Weltcup unterwegs sind. Das bedeutet auch, dass der schwach in die Saison gestartete Markus Eisenbichler im Team bleibt. Horngacher begründete die Entscheidung schon in der ersten Analyse nach dem Wochenende in Nischni Tagil: „Es macht wenig Sinn, ihn rauszunehmen. Wir müssen mit ihm in Ruhe und ohne Stress arbeiten.“
Klingenthal als Wendepunkt für Eisenbichler?
Angesichts der Tatsache, dass der Doppel-Weltmeister von Seefeld als einziger Deutscher an beiden Tagen in Russland das Finale verpasste, war spekuliert worden, ob er zunächst aus dem Team genommen werde. Doch beim DSV hofft man, dass der 28-Jährige auf der Großschanze in Klingenthal wieder in die Spur findet. Mit dieser hat Eisenbichler ambivalente Erfahrungen gemacht: Bei seinem Weltcup-Debüt 2010 stürzte der Siegsdorfer in der Qualifikation. Bei den letzten Besuchen im Weltcup sprang er im Einzel zweimal unter die Top 10 (Sechster 2016 und Achter 2014) und mit dem Team sogar zweimal aufs Podest (2016 Zweiter und 2014 Erster).
Keine Sorgen muss man sich dagegen um Karl Geiger machen. Der Oberstdorfer ist als Dritter im Gesamtweltcup klar der beste im Team und sorgte mit seinem zweiten Platz am vergangenen Samstag für den ersten deutschen Podestplatz in der laufenden Saison. Constantin Schmid erzielte als Siebter sein bestes Saisonergebnis und ist damit ebenso im Soll wie Pius Paschke, der neben Geiger und Richard Freitag nur einer von drei Deutschen ist, die in jedem Springen in die Punkte kamen. Am Sonntag gelang Paschke mit Rang Elf sogar sein bestes Weltcupergebnis.
Freitag wiederum haderte in Nischni Tagil mit Windpech und wird in Klingenthal, dem zu seiner Heimat nächstgelegenen Weltcup, auf Wiedergutmachung brennen. Zudem freue er sich auf den ersten gemeinsamen Weltcup mit seiner Schwester Selina, die im Damen-Team ist. „Ich würde mich freuen, wenn es das noch häufiger gibt“, sagte Freitag über den ersten gemeinsamen Weltcup für Damen und Herren auf deutschem Boden. Dieser sollte eigentlich vor einem Jahr in Titisee-Neustadt stattfinden, fiel jedoch dem schlechten Wetter zum Opfer.
Für Stephan Leyhe, der bis dato „maximal solide Sprünge“ gezeigt hatte, war das Wochenende in Russland „Balsam auf meine Seele“. Mit Platz zehn und 26 platzte beim Willinger jener Knoten, der bei Eisenbichler momentan so starr zu sein scheint. Der siebte Mann im Bunde, Moritz Baer, kam zuletzt nach Startschwierigkeiten bei seinen ersten Weltcups außerhalb von Deutschland immer besser in Tritt. Auf der für ihn neuen Schanze in Nischni Tagil holte er nicht nur seine ersten Weltcuppunkte, sondern sprang am Samstag mit Platz 19 erstmals unter die Top 20.
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Die Maßgabe von Horngacher für das Wochenende ist klar: „Ziel für Klingenthal ist es, unseren Aufwärtstrend fortzusetzen, und dazu werden wir wieder an den technischen Details arbeiten. Wir wollen uns Schritt für Schritt nach vorne arbeiten.“
Althaus und Co. erstmals beim Weltcup in Klingenthal
Für die Damen um Katharina Althaus wird es der erste Auftritt bei einem Weltcup in Klingenthal sein. Auch wenn die angepeilten Podestplätze in Lillehammer ausblieben, war die Oberstdorferin „schon ganz zufrieden.“ Selbiges galt auch für Agnes Reisch, die als 15. zweitbeste Deutsche im Gesamtweltcup ist und mit Rang 13 am Sonntag ihr bestes Weltcupergebnis einstellte. Auch Svenja Würth, Selina Freitag und Rückkehrerin Luisa Görlich erfüllten die an sie gesteckten Erwartungen.
Ein kleines Fragezeichen hinterließen die Auftritte und Ergebnisse von Juliane Seyfarth, denn mit den Plätzen 15 und 21 war die Gesamtweltcupdritte der vergangenen Saison überraschend weit weg von der Spitze. „Juliane hatte vor allen Dingen ein Timingproblem am Schanzentisch, war dort oft deutlich zu spät – an diesen Problemen haben wir aber auch schon wieder über das Athletiktraining gearbeitet. Sie ist in Klingenthal Deutsche Meisterin geworden, die Schanze liegt ihr. Wir hoffen, dass Juliane am Wochenende ihr erstes Erfolgserlebnis einspringen kann“, sagte Bundestrainer Andreas Bauer.
Zunächst war von Veranstalterseite von neun deutschen Starterinnen die Rede, schlussendlich wurden es jedoch lediglich sieben. Mit Pauline Heßler vom WSV 08 Lauscha wird eine zweite Thüringerin neben Seyfarth nach zur Mannschaft stoßen. Heßler absolvierte unter der Woche in Seefeld in Tirol ihre ersten Schneesprünge, nachdem sie im November bei der teaminternen Ausscheidung die Top 6 verfehlte.
Ernst erleidet zweiten Kreuzbandriss in elf Monaten
Dass es nicht mehr als sieben DSV-Damen wurden, hat auch mit Gianina Ernst zu tun. Wie die 20-Jährige erst jetzt auf Instagram bekanntgab, zog sie sich schon vor einem Monat beim Sprungtraining in Garmisch-Partenkirchen einen Kreuzbandriss zu – den zweiten in nicht einmal einem Jahr. Erst Anfang Oktober war sie auf die Schanze zurückgekehrt und nahm kurz danach sogar schon bei der deutschen Meisterschaft am Schauplatz des Weltcup, der Vogtland Arena in Klingenthal, teil.
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Damit ist Ernst neben Carina Vogt und Ramona Straub die dritte DSV-Dame, die für den Rest der Saison ausfällt. Anna Rupprecht kehrt nach ihrer Meniskusverletzung voraussichtlich im Januar auf die Schanze zurück.
Dennoch betonte Bauer vor dem Wochenende: „Wir hatten im Oktober die Deutschen Meisterschaften in Klingenthal und dort auch zwei längere Trainingslager absolviert. Wir sind gut auf diese Schanze eingestellt.“
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…und Klingenthal hat wieder Pech…. Genau an diesen Wochenende
ziehen Sturmböen auf bis Windstärke 8. Mal schauen, ob sichs trotzdem
springen lässt, die Schanze liegt in einem Seitental, wo es immer etwas ruhiger ist. Aber irgendwie haben die immer Pech, ab Montag soll es wieder fast windstill werden.