Auch bei den Skispringerinnen ist die Vorbereitung auf die Skisprung-Saison 2019/2020 schon in vollem Gange. skispringen.com stellt die bisher bekannten Kadereinteilungen der Nationen vor, darunter Deutschland und Österreich.
Konstanz ist der Faktor, der das Team der deutschen Skispringerinnen in den zurückliegenden Jahren so stark gemacht hat und daran hält der Deutsche Skiverband (DSV) fest. Mit Bundestrainer Andreas Bauer und seinem Co-Trainer Christian Bruder betreut ein eingespieltes Trainer-Duo die Nationalmannschaft (Lehrgangsgruppe 1a), die in unveränderter Besetzung in die neue Saison gehen wird. Somit führen also Katharina Althaus und Juliane Seyfarth – die Zweite und Dritte der vergangenen Weltcup-Saison mit drei, respektive vier Weltcupsiegen – das Sextett des DSV an.
Carina Vogt, Anna Rupprecht und Svenja Würth, die im vergangenen Februar auf die Weltcup-Bühne zurückkehrte, sind ebenso Teil der Nationalmannschaft wie Ramona Straub, die derzeit nach ihrem Kreuzbandriss noch in der Reha ist, aber realistische Chancen hat, zum Weltcupauftakt im Dezember wieder fit zu sein. Anders als bei den männlichen Kollegen ist die maximale Zahl eingesetzter Springerinnen pro Nation ja auf sechs limitiert, ansonsten sähe die Besetzung womöglich anders aus. Rupprecht fällt hingegen zunächst aus, nachdem sie sich einen Meniskusriss im rechten Knie zugezogen hat.
DSV-Nachwuchs: Rotation im Unterbau
In der Lehrgangsgruppe 1b sind mit Pauline Heßler, die die letzte Saison vorzeitig im Februar beendete, Luisa Görlich, die nach 355 Tagen Verletzungspause im März wieder ihre ersten Sprünge machte und Gianina Ernst, die sich beim COC in Notodden (Norwegen) im Dezember ebenfalls das Kreuzband riss, aber wieder auf dem Weg der Besserung ist, die drei Springerinnen dabei, die diese Gruppe in der letzten Saison bildeten. Neu hinzu kommt Agnes Reisch, die sowohl im Sommer-Grand-Prix als auch im Weltcup punkten konnte und von der Lehrgangsgruppe 2a aufrückt.
Diese besteht nun aus insgesamt acht Athletinnen: Selina Freitag und Arantxa Lancho gehörten dieser schon 2018/2019 an, ebenso wie Sophia Maurus und Jenny Nowak, die beide auch als Nordische Kombiniererinnen aktiv sind, die beim DSV jedoch (noch) keine eigene Sparte haben und im Förderprogramm der Skispringerinnen integriert sind. Neu sind Alina Ihle und Josephin Laue, die ebenso wie Reisch, Freitag und Lancho zur Nationalen Gruppe des DSV in Oberstdorf gehörten, und auch die Kombiniererinnen Maria Gerboth und Anna Jäkle.
Noch mehr Bewegung gab es in der Lehrgangsgruppe 2b: Von den 15 Springerinnen der vergangenen Saison sind zehn (vier Aufrückerinnen, sechs Springerinnen tauchen nicht mehr auf) nicht mehr dabei, zudem wurde die Gruppe um drei Springerinnen verkleinert. Somit blieben nur fünf Athletinnen der Vorsaison übrig, ganze sieben haben es erstmals in einen DSV-Kader geschafft, davon sechs aus dem 2005er-Jahrgang. Einzige Springerin im neugeschaffenen Förderkader ist Henriette Kraus, die im Juli 2018 ihre Karriere nach einer nicht verheilten Knieverletzung eigentlich schon beendet hatte, nun aber dank einer speziellen Therapie wieder beschwerdefrei ist und nochmal einen neuen Anlauf wagt.
Österreich: Die Spitze wird breiter
Auch den Österreichische Skiverband (ÖSV) zeichnet Kontinuität und professionelles Arbeiten aus – und das schon seit der ersten Stunde. Im Jahr 2003 wurde die erste Nationalmannschaft für Skispringerinnen überhaupt ausgerufen und diese hat bis heute ein permanentes Mitglied: Veteranin Daniela Iraschko-Stolz. 35 Jahre ist die Grande Dame des Skispringens mittlerweile alt und geht doch noch neue Wege. Sie trainiert fortan am Olympiastützpunkt Innsbruck und genießt dort alle Freiheiten. Gemeinsam in Salzburg trainieren Chiara Hölzl (letzte Saison schon in der Nationalmannschaft), sowie die Rückkehrerin Jacqueline Seifriedsberger und Eva Pinkelnig, die ein nicht mehr für möglich gehaltenes Comeback landete und vor allem dank zweier dritter Plätze im Weltcup und zweier WM-Medaillen nicht nur beste ÖSV-Dame im Gesamtweltcup wurde, sondern auch noch den Aufstieg vom B-Kader schaffte.
Übrig aus dem letzten A-Kader bleibt Lisa Eder, die die fünfte Österreicherin der vergangenen Saison war, der Punkteergebnisse im Weltcup gelangen. Sie litt zuletzt unter Pfeifferschem Drüsenfieber und betreibt derzeit Fitness- und Formaufbau. Mit Marita Kramer, Claudia Purker, Elisabeth Raudaschl und Sophie Sorschag beförderte der ÖSV vier Springerinnen vom B- in den A-Kader, was wiederum darauf hindeuten könnte, dass öfter als zuvor die volle Starterquote von sechs Springerinnen ausgenutzt werden soll, was in einer Übergangssaison wie der kommenden ohne WM oder Olympia logisch erscheint.
Die mit 1,83 Meter wohl größte aktive Skispringerin, Julia Huber, bleibt im B-Kader, dorthin auf rückt Vanessa Moharitsch, die gemeinsam mit Huber, Kramer, Purker, Raudaschl und Sorschag in der Nationalen Gruppe des ÖSV in Hinzenbach sprang. Dort nicht mit dabei und zurück in den C-Kader gestuft wurde Sophie Mair. Katharina Ellmauer war hingegen beim ÖSV-Heimweltcup am Start und bleibt im C-Kader, der von Julia Mühlbacher und Hannah Wiegele komplettiert wird, die erstmals in einem Kader des ÖSV stehen.
Norwegen: Stensrud neu im Trainerteam
Die norwegische Nationalmannschaft wird wenig überraschend von der erfolgreichsten Springerin der letzten beiden Saisons, Maren Lundby, angeführt, die schon bei der Kaderbekanntgabe verkündete, den Rekord Adam Malysz‘ von drei Gesamtweltcupsiegen in Folge angreifen zu wollen. Mit im Team sind auch wieder Anna Odine Stroem (zwei Podestplätze im Weltcup und zwei Bronzemedaillen bei der WM in Seefeld) und Silje Opseth.
Erstmals Teil der Nationalmannschaft ist eine der Aufsteigerinnen der vergangenen Saison, nämlich Ingebjoerg Saglien Braaten. Sie komplettiert das diesjährige Quartett, was in dieser Besetzung die Bronzemedaille bei der Premiere des Damen-Teamspringens bei der WM in Seefeld holte, welche die deutsche Mannschaft gewann. Auch im Trainerstab gibt es eine Veränderung und die trägt den prominenten Namen von Henning Stensrud. Der ehemalige Top-Springer, der zuletzt mit dem COC-Team der norwegischen Herren unterwegs war, wird Co-Trainer von Christian Meyer. Jermund Lunder bleibt im Trainerteam, arbeitet jedoch auf eigenen Wunsch vermehrt in Norwegen und geht weniger auf Reisen.
Italien: Schwesternpower und Erfahrung – die Mischung macht’s
Auch in Italien gibt es eine Veränderung auf der Position des Assistenztrainers: Romed Moroder, Entdecker aller Skispringerinnen aus dem Grödner Tal, verlässt das Team auf eigenen Wunsch und wechselte nach Österreich, somit müssen sich der Verband und Cheftrainer Janko Zwitter (auch Privattrainer von Sara Takanashi) nach einem Ersatz umsehen. Bisweilen ist Ex-Springer Sebastian Colloredo mit dem Team unterwegs. Erfreuliche Nachrichten gibt es unterdessen von Manuela Malsiner, die acht Monate nach ihrem Kreuzbandriss auf der 60-Meter-Schanze in Stams ihre ersten Sprünge absolvierte. Gemeinsam mit ihrer Schwester Lara Malsiner, die als 18. des Gesamtweltcups mit drei Top-Ten-Plätzen beste Italienerin der vergangenen Saison wurde, und Elena Runggaldier (23. und zwei Top-Ten-Ergebnisse) bilden sie das Nationalteam.
Zwei neue Gesichter gibt es im B-Kader mit Martina Ambrosi, die beim Alpen-Cup-Finale im französischen Chaux-Neuve ihr Comeback nach einem Kreuzbandriss gab und Giada Tomaselli. Auch sie, die bei der WM in Seefeld mit dem Team den achten Platz erreichte und zuvor bei ihrem FIS-Cup-Debüt in Villach Erste und Zweite wurde, kam erst zum letzten Winter nach einem Knieschaden zurück und muss nun aufgrund eines Meniskusriss und Kreuzbandschaden wieder pausieren. Im C-Kader steht mit Jessica Malsiner, der jüngsten der Malsiner-Schwestern, lediglich eine Springerin.
Frankreich und USA: Geben der Jugend eine Chance
In Frankreich, wo weiterhin Damien Maitre und Ex-Skispringer Emmanuel Chedal das Trainer-Duo bilden, sticht vor allem der Aufstieg von Josephine Pagnier in den A-Kader ins Auge. Die 16-Jährige war insbesondere in der Schlussphase der Saison mit zwei Top-15-Ergebnissen die auffälligste Springerin der Equipe Tricolore. Nach der Rückstufung von Lea Lemare und Lucile Morat in den B- ist sie die einzige Springerin im A-Kader. Oceane Avocat Gros bleibt ebenso wie die rekonvaleszente Julia Clair (Kreuzbandriss) im B-Kader. Romane Dieu und die derzeit verletzte Oceane Paillard, die beide im B-Kader standen, werden nicht geführt.
Bei den USA, die im April, zum Zeitpunkt der Kaderbekanntgabe, noch einen Cheftrainer suchten, nun wohl aber doch mit dem Slowenen Igor Cuznar weitermachen, kehrt Nita Englund nach einem Jahr B-Kader wieder in den A-Kader zurück. Athletensprecherin Sarah Hendrickson bleibt trotz ihrer Pause im Winter im B-Kader, Nina Lussi rückt nach zwei Punkteergebnissen nach ihrem Kreuzbandriss dorthin auf. Tara Geragthy-Moats scheidet nach ihrem endgültigen Wechsel zur Nordischen Kombination aus dem C-Kader aus. Dort verweilen Annika Belshaw, Samantha Macuga und Logan Sankey, Anna Hoffmann und Paige Jones stoßen neu dazu. Der neue Junioren-Kader besteht aus Rachael Haerter, Jillian Highfill und Cara Larson, der Schwester von Casey Larson.
Tschechien und Finnland: Wenige Mittel, wenig Möglichkeiten
Die tschechische Nationalmannschaft besteht aus drei Springerinnen: Karolina Indrachkova, Zdenka Pesatova und Stepanka Ptackova, die allesamt in der vergangenen Weltcup-Saison Punkte holen konnten. Das Geld im tschechischen Verband ist knapp, die Trainingsmöglichkeiten (insbesondere im Winter) arg überschaubar. Während im Sommer zumindest die Schanzen in Liberec (Groß- und Normalschanze) und die Normalschanze in Frenstat pod Radhostem zur Verfügung stehen, muss das Team nach der Sperrung der baufälligen Schanzen in Harrachov im Winter im Ausland trainieren.
Wenig Geld, dafür gute Trainingsmöglichkeiten haben die finnischen Skispringerinnen, die ihre Zelte hauptsächlich in Lahti, aber auch in Kuopio, aufschlagen. Dennoch entschied sich Julia Kykkänen, wie schon in der Vorsaison, dazu, sich mit ihren Trainern Toni Nieminen und ihrem Vater Kimmo Kykkänen individuell vorzubereiten, woraufhin der Verband keinen Kaderplatz für sie vorsieht. Somit kümmert sich Cheftrainer Ossi-Pekka Valta (wie Nieminen auch ehemaliger Springer) um das Challenger Team, das neben den letztjährigen Mitgliedern Susanna Forsström und Julia Tervahartiala mit Jenny Rautionaho nun ein drittes Mitglied zählt.
Polen, und Ukraine: Alles neu
Der polnische Verband entschied sich erstmals eine Damen-Nationalmannschaft zu berufen, nachdem es zuvor nur den Junioren-Kader gab. Lukasz Kruczek, der Slawomir Hankus als Cheftrainer ablöst, betreut ab sofort mit Kamila Karpiel, Kinga Rajda und Anna Twardosz jene drei Athleten, die Polen in der vergangenen Saison international vertraten. Hinzu kommen Nicole Konderla und Joanna Szwab, die in der Saison 2013/2014 schon vereinzelt im Weltcup sprang und mit 22 Jahren die Älteste im Team ist. Ins Junioren-Team schafften es ebenfalls fünf Springerinnen, namentlich Marcelina Beltowska, Paulina Cieslar, Joanna Kil, Wiktoria Polanowska und Wiktoria Przybyla.
Zuletzt nominierte auch die Ski-Föderation der Ukraine ihre Teams, darunter sogar eine Nationalmannschaft. Diese besteht aus Landesrekordhalterin Khrystyna Droniak und Vitalina Herasymyuk. Zudem gibt es einen Juniorenkader mit vier, international noch unbekannten Athletinnen (Oksana Grushskaya, Daria Ilchuk, Evgenya Matarzuk und Anastasiya Parashchuk) und die Reserve, die nur aus Tetyana Pylypchuk besteht.
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