Karl Geiger fühlt sich in der ungewohnten Rolle des deutschen Hoffnungsträgers bei der Vierschanzentournee wohl. Vor dem Auftakt auf seiner Hausschanze lässt sich der Oberstdorfer trotz der hohen Erwartungen aber nicht aus der Ruhe bringen.
Strahlender Sonnenschein hat die deutschen Skispringer zum Start der 67. Vierschanzentournee empfangen. Am Freitag ist die Mannschaft bei traumhaftem Wetter im Allgäu angekommen – nur die weitgehend grünen Wiesen am Fuße des Schattenbergs haben das Bild am Tag vor dem Start des Wintersport-Klassikers etwas getrübt.
Schon bei der Auftakt-Pressekonferenz des Deutschen Skiverbandes (DSV) waren die Augen vor allem auf einen gerichtet: Nach seinem ersten Weltcupsieg in Engelberg ist Karl Geiger der Hoffnungsträger der deutschen Mannschaft in Hinblick auf das erste Highlight der Saison. Während längst etablierte Athleten wie Andreas Wellinger, Severin Freund und Richard Freitag zuletzt geschwächelt haben, ist Geiger für das Team von Bundestrainer Werner Schuster in die Bresche gesprungen. Aus der zweiten Reihe zum Tournee-Mitfavoriten.
„Ich lese nichts mehr, lasse mir nicht auf die Schulter klopfen“
„Die Aufmerksamkeit ist ein bisschen auf mich gewandert, das habe ich so bisher nicht gekannt“, sagte Geiger, der beim Auftakt in Oberstdorf auch deshalb im Fokus steht, weil er der Lokalmatador ist. Die Schattenbergschanze ist die Hausschanze des 25-jährigen Oberstdorfers, hier hat er das Skispringen gelernt.
Und nur einen Katzensprung davon entfernt hat Geiger die letzten Tage verbracht. Abschalten, Ruhe finden und möglichst wenig an Skispringen denken – das war seine Devise während der Weihnachtstage.
Den Trubel hat er natürlich mitbekommen, aus der Ruhe will er sich dadurch aber nicht bringen lassen. „Ich lese nichts mehr, lasse mir auch nicht mehr auf die Schulter klopfen“, sagte Geiger am Freitag 24 Stunden vor den ersten Trainingssprüngen im Allgäu: „Im Kreis der Familie gibt’s andere Themen als Skispringen.“
25.000 Zuschauer, darunter viele Geigers
Ab Samstag wird das anders sein – dann heißt es neun Tage lang Skispringen. Dann wird Geiger zumindest die Erwartungshaltung von außen zu spüren bekommen. Immerhin gilt er als aussichtsreichster Kandidat, wenn es darum geht, die inzwischen 17 Jahre andauernde Durststrecke der deutschen Skispringer beim traditionsreichen Skisprung-Event zum Jahreswechsel zu beenden. Letzter deutscher Gesamtsieger war Sven Hannawald in der Saison 2002/2003.
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Weder von den 25.000 Zuschauer, die zum Auftakt der Vierschanzentournee im ausverkauften Stadion am Schattenberg für Stimmung sorgen werden, noch von den vielen Angehörigen will Geiger sich aus der Ruhe bringen lassen: „Familie, Freunde und Bekannte unter den Zuschauern zu wissen, ist einfach ein tolles Gefühl und sorgt für gute Laune.“
Sven Hannawald gewann 2001/2002 die Tournee.
2002/2003 startete er zwar mit einem Sieg in Oberstdorf die Tournee gewann aber Janne Ahonen.