Aufgregung in Polen

Jan Ziobro: Vorläufiges Karriereende und scharfe Anklage

Der Pole Jan Ziobro verkündet, seine Karriere unterbrechen zu wollen und findet scharfe Worte bezüglich der Startplatzvergaben im polnischen Skispringen. Der polnische Skiverband versucht die Wogen zu glätten.

Während ganz Polen immer noch seinen Ausnahmeathleten Kamil Stoch und dessen Sieg bei der 66. Vierschanzentournee feiert, meldet sich Stochs Teamkollege Jan Ziobro mit schweren Vorwürfen zu Worte und verkündet per Facebook-Videobotschaft seine Karrierepause.

Ziobro: „Viele wollen mich als Sportler kaputt machen“

„Ich habe mich dazu entschieden, meine sportliche Karriere zu unterbrechen. Es ist nicht so, dass ich nicht springen möchte. Die Fortführung meiner Karriere macht nur keinen Sinn, weil viele Menschen mich als Sportler kaputt machen wollen. Es gibt eine ganze Reihe skandalöser Entscheidungen und seit einiger Zeit werden mir Steine vor die Füße geworfen. Auf jedem Schritt werde ich übergangen und erniedrigt“, so der 26-jährige Pole vom WKS Zakopane in der Nachricht an seine Fans.

Ziobro, der 2013 mit einem dritten Platz beim Sommer-Grand-Prix in Hakuba und einem Weltcup-Sieg im schweizerischen Engelberg seine besten Karriere-Resultate erzielen konnte, fühlt sich im polnischen Team übergangen. Unter diesen Umständen will der Athlet aus Zakopane, der bereits auf einen Start bei den polnischen Meisterschaften am zweiten Weihnachtsfeiertag verzichtete, als Sportler nicht mehr weiter aktiv sein. So sei ihm vor Silvester deutlich geworden, wie sehr man ihn als Sportler kaputt machen wollen.

„Wie sehr man mich kaputt machen will, ist mir bei der Auswahl für den Continentalcup in Titisee-Neustadt klar geworden. Vor Silvester sind wir in Zakopane gesprungen. Ich bin 122 bis 126 Meter gesprungen. Mein Mannschaftskollege Andrzej Stekala, bei dem ich mich hier entschuldigen möchte, weil ich persönlich nichts gegen ihn habe, landete um die 105 bis 110 Meter herum. Aber ich wurde nicht für den Wettbewerb nominiert.“ Dies seien aber nur Kleinigkeiten im Gegensatz zu den Situationen, die sich bereits Monate zuvor zugetragen hätten und über die er nicht mehr schweigen könne, so Ziobro.

Skiverband und Ministerium haben volles Vertrauen in den Trainerstab

Während zahlreiche Fans in den sozialen Medien die Entscheidung des 26-Jährigen bedauern, hat mittlerweile auch Apoloniusz Tajner, Vorsitzender des polnischen Skiverbands, die Angelegenheit gegenüber dem Radiosender ‚Onet Rano‘ kommentiert: „Janek ist ein sehr großes Talent. In der Vergangenheit hat er einen Weltcup gewonnen, damit das passiert, muss man ein hohes Niveau zeigen. Ich habe Janek schon schriftlich geantwortet. Ich beobachte diese Sache, überlasse sie aber vor allem dem Trainerstab. Es wäre schade, Janek zu verlieren, aber wir warten darauf, dass er sich dem Sport mit ganzer Beständigkeit widmet.“

Ziobro will es spannend machen

Ebenso der polnische Sportminister Witold Banka äußerte sein Bedauern, verwies aber gleichzeitig darauf, dass die Entscheidungsgewalt bei Cheftrainer Stefan Horngacher liege. Dieser genieße das volle Vertrauen des Ministeriums. „Ich weiß überhaupt nicht, wie diese Sache so aufgeblasen wurde. Es handelt sich hierbei um eine rein sportliche Angelegenheit. Das liegt nicht in unserem Kompetenzbereich. Uns bleibt, darauf zu vertrauen, dass die Entscheidung von Trainer Horngacher in der Angelegenheit Jan Ziobro auf inhaltlichen Aspekten beruhte“, so Banka gegenüber dem Radiosender ‚RMF FM‘.

Eine offizielle Stellungnahme vom Trainerstab hat es bisher noch nicht gegeben. Nichtsdestotrotz scheint die Diskussion um die Karrierepause von Ziobro, der in dieser Saison in regionalen und zweitklassigen Wettbewerben kaum über Platzierungen im hinteren Mittelfeld hinauskommen konnte, noch nicht beendet. Während seine Teamkollegen schon heute am österreichischen Kulm in die Qualifikation für das morgige Skifliegen gegangen sind, will Ziobro erst einmal zur Ruhe kommen. Gleichzeitig kündigte der 26-Jährige auf seiner Facebook-Seite bereits einen weiteren Videobeitrag an, in dem er die Gründe für seinen Ärger weiter ausführen will.

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Über Anna Baumgartner 11 Artikel
Seit 2011 im Team von skispringen.com. Mit familiären Wurzeln in Polen und der Schweiz skisprungbegeistert seit eh und je. Neben ihrer journalistischen Tätigkeit für das Skispringen arbeitet sie an ihrer Promotion und ist schreibend und organisierend im Kunst- und Kulturbereich unterwegs.

7 Kommentare

  1. Warum wird dieser Sportler nicht ernst genommen? Persönliche Aussprachen, so meine ich,sollten mit jedem Sportler möglich sein und auch erfolgen.Wer hat hier tatsächlich versagt?

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