Nach den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang spricht Horst Hüttel, Sportlicher Leiter des DSV, bei skispringen.com über eine mögliche Vertragsverlängerung mit Bundestrainer Werner Schuster, den Erfolg von Andreas Wellinger und die Situation in Österreich.
Mit vier Medaillen alleine im Skispringen waren die Olympischen Winterspiele von Pyeongchang die erfolgreichsten für den Deutschen Skiverband (DSV). Im Interview spricht Horst Hüttel, Sportlicher Leiter für Skispringen und Nordische Kombination, über seine Eindrücke von den Titelkämpfen in Südkorea, den Olympiasieg von Andreas Wellinger und die anstehenden Vertragsverhandlungen mit Bundestrainer Werner Schuster.
Herr Hüttel, können Sie überhaupt schon begreifen und einordnen, was in den letzten knapp drei Wochen in Pyeongchang passiert ist?
Horst Hüttel: Ja, das kann ich schon. Es waren nach Vancouver 2010 und Sotschi 2014 meine dritten Olympischen Spiele in dieser Funktion und ich konnte Vieles mit mehr Routine und Gelassenheit angehen, wie dies noch 2010 der Fall war. Auch wenn die einzelnen Wettkämpfe teilweise extrem emotional und aufreibend waren, gelang es mir immer wieder recht schnell einzuordnen, was da gerade passiert ist. Das hilft dabei, den Fokus wieder auf die nächsten Aufgaben und den nächsten Wettkampf zu legen.
Wie haben sie persönlich die Rahmenbedingungen vor Ort empfunden? Die Zuschauerakzeptanz in den Stadien lies ja beispielsweise zu wünschen übrig?
Hüttel: Ja, das ist richtig. Vor allem in der ersten Woche kam keine richtige Stimmung auf. Ab Beginn der zweiten Woche wurde es jedoch zunehmend besser, auch wenn man es nicht mit Oberstdorf oder Willingen vergleichen kann. Gesamt gesehen muss ich jedoch sagen, dass die Sportstätten in einen perfekten Zustand waren, es sehr kurze Wege zwischen Olympischen Dorf und Wettkampfstätten waren und wir die Südkoreaner als sehr liebenswertes und gastfreundliches Volk kennenlernen durften.
„Jeder hat mit sehr hohem Engagement und Leidenschaft gearbeitet“
Was sind für Sie persönlich die Hauptgründe, warum gerade auch im Skispringen solche herausragende Erfolge gefeiert werden konnten?
Hüttel: Diese Frage wurde mir in den letzten zwei Wochen sehr oft gestellt. Erfolg in Leistungssport lebt einerseits von Kontinuität und Nachhaltigkeit und andererseits von Innovationen und neuen Ideen. Wenn man langfristig erfolgreich sein will, dann braucht man beides. Man braucht aber auch die Leute und ein Team, das das umsetzt. Hier ist es gelungen, ein Team um Werner Schuster herum zu finden und zu entwickeln, das auf eine tolle Art und Weise zusammenarbeitet. Jeder hat hier sehr aufgabenbezogen mit sehr hohem Engagement und Leidenschaft gearbeitet. Das war toll anzusehen.
DSV-Präsident Franz Steinle lobt ihre Arbeit sehr und bezeichnet die Ereignisse als „Ergebnisse der Superlative“.
Hüttel: Das waren sie ja auch. Franz Steinle weiß ziemlich gut, was notwendig ist, um im internationalen Weltmaßstab solche Ergebnisse einzufahren. Schon lange bevor er Präsident wurde, unterstützte er meine Arbeit und meine Projekte und war 2006 Mitbegründer meiner Initiative „Arbeitsgruppe Nachwuchs“, in der der Grundstein für die heutigen Erfolge gelegt wurde. Er hat meine persönliche Entwicklung und die der beiden Disziplinen sehr hautnah verfolgt und meinen Konzepten von Anfang an vertraut, dafür bin ich sehr dankbar. Dieses Vertrauen habe ich ihn und den DSV aber auch in den letzten Jahren zurückgezahlt.
Andreas Wellinger wurde Olympiasieger von der Normalschanze und gewann dazu noch zweimal Silber. Mit drei Medaillen ist noch kein Deutscher Skispringer von Olympischen Spielen zurückgekehrt. Kann er der neue Skisprung-Superstar werden?
Hüttel: Naja, dagegen hätte ich persönlich natürlich nichts, doch wir als Verband sind nicht für Superstars, sondern nur für gute Skispringer verantwortlich. Nein, im ernst, er hat in den letzten beiden Jahren eine tolle persönliche Entwicklung genommen und diese Entwicklung sehe ich als Fundament für seine sportliche Leistung und für das was bisher in der Saison passiert ist. Wir werden sehen, wo sein Weg noch hinführt.
„Ich hoffe sehr, dass Werner Schuster dem DSV erhalten bleibt“
Wird es nicht schwer, nach solchen Erfolgen die Erwartungshaltung für die Zukunft nicht zu hoch werden zu lassen und haben sich nicht auch ein wenig Angst davor, immer wieder an diesen Erfolgen gemessen zu werden?
Hüttel: Angst war noch nie mein Begleiter, mein Ansatz ist hier ein anderer: Egal, was bei unseren Athleten, Betreuern oder mir selbst in der Zukunft sportlich passieren wird, wir alle waren Teil dieser sportlich erfolgreichen Spiele 2018 und durften diese mitprägen. Das werden wir alle mitnehmen und darauf können wir ein Leben lang zurückblicken. Punkt. Was kommen wird, wird kommen, und wenn wir wieder etwas schwächer werden sollten, dann wäre das eben so. Das sind die Mechanismen im Leistungssport. Aber wird sollten es nie zulassen, dass Erfolg Angst macht.
Apropos Mechanismen im Leistungssport: Besteht jetzt die Gefahr, dass beispielsweise Werner Schuster von Österreich oder anderen Nationen abgeworben werden könnte?
Hüttel: Natürlich, Erfolg weckt Begehrlichkeiten, doch Werner hat Vertrag bis April 2019 und bisher hat er all seine Zusagen und Absprachen auch eingehalten. Ich persönlich hoffe sehr, dass er auch darüber hinaus den Deutschen Skiverband erhalten bleiben wird. Wir werden im Herbst dieses Jahres über alles in Ruhe sprechen.
In Österreich steht Heinz Kuttin nach dem schlechten Abschneiden bei den Olympischen Spielen stark in der Kritik. Wie beurteilen Sie die Situation im Nachbarland?
Hüttel: Wenn über einen gewissen Zeitraum der erhoffte Erfolg ausbleibt, dann kommt man im Leistungssport immer in Erklärungsnot, gerade in einer erfolgsverwöhnten Skisprungnation wie Österreich. Dennoch muss man eines festhalten: Es ist einmal gerade eine Saison her, als das Team von Heinz Kuttin drei Leute unter den Top Ten im Gesamtweltcup hatte und den zweiten Platz in der Nationenwertung belegt hat. Stefan Kraft wurde als erster ÖSV-Athlet überhaupt 2017 Doppelweltmeister, dazu kam noch sein Skiflug-Weltrekord. Vor diesem Hintergrund finde ich es respektlos und auch teilweise charakterlos, wie hier manche Leute glauben, ungefragt die Situation einschätzen zu müssen.
Das heißt, Sie würden an Heinz Kuttin festhalten?
Hüttel: Die Frage stellt sich für mich nicht. Heinz Kuttin hat ja früher schon einmal für den DSV gearbeitet, deswegen kennt man sich ein stückweit. Ich persönlich schätze ihn als Mensch und als Trainer, mehr ist dazu von meiner Seite nicht zu sagen.
Vielen Dank für das Interview.
Eintagsfliege? Stoch ist als Skispringer erfolgreicher als schlierenzauer wenn man die Geamterfolge sieht
Wir haben tolle Trainer im Wintersport. Hoffentlich bleiben sie uns erhalten!
Bleibt alle 4 , Du, Werner Schuster, Hermann Weinbuch und Andi Bauer zusammen und arbeitet gemeinsam auf einer Linie.weiterhin viel Erfolg.
Super Mann! Hoffentlich kann er Werner Schuster in Deutschland halten. Es wäre ein Segen für das deutsche Skispringen.
Das muss ich euch allen Recht geben. Hoffentlich bleibt Werner Schuster weiter Trainer in Deutschland. Er ist eine große Bereicherung für das Skispringen und was er bis jetzt geleistet hat ist einfach nur top.