DSV-Teammanager im Interview

Horst Hüttel zum Skisprung-Auftakt: "Für Euphorie ist es noch viel zu früh"

Foto: imago / Sammy Minkoff

Nach einem Traumstart der deutschen Skispringer in die Weltcup-Saison bremst Horst Hüttel die Euphorie und warnt vor zu hohen Erwartungen. Der Teammanager des DSV spricht im Interview ausführlich über das Auftakt-Wochenende unter Corona-Bedingungen.

Herr Hüttel, was war Ihr erster Gedanke, als am Samstag nach langer Zeit der Ungewissheit die Weltcup-Saison eröffnet wurde?

Horst Hüttel: Sicher etwas in der Richtung: Schön, dass es wieder losgeht. Es war schon eine verdammt lange Zeit ohne internationale Standortbestimmung und es war dann auch eine große Erleichterung bei allen Akteuren zu sehen und zu spüren. Wir wollen einfach das tun, wofür wir das ganze Jahr arbeiten: Wettkämpfe bestreiten.

Was waren Ihre Erkenntnisse beim diesjährigen Weltcup-Auftakt?

Hüttel: Dies war definitiv die Erkenntnis, dass die Sportart Skispringen und die Durchführung eines Skisprung-Weltcups unter Anbetracht der derzeit herrschenden Rahmenbedingungen und Corona-Auflagen problemlos funktionieren kann. So richtig hat niemand gewusst, was uns da in Polen erwartet, doch im Nachgang können wir sagen: Fast alles war gut und die Organisatoren haben einen prima Job gemacht.

Neben der sportlichen Leistung standen für Sie also vor allem auch die Rahmenbedingungen bei diesem speziellen Auftakt im Fokus?

Hüttel: Naja, ich will hier nicht aufwiegen, doch wenn in Zeiten wie dieser die Rahmenbedingungen nicht funktionieren, dann wären wir schlichtweg nicht präsent. Dies ist erstmal die Basis von allem. Nur wenn gesprungen werden kann, kann der Athlet seine Leistung zeigen, der Verband Gelder erwirtschaften und die TV-Sender Wettkämpfe übertragen. So banal ist das. Wird nicht gesprungen, dann steht alles andere. Unter diesen Vorzeichen stand dieses Wochenende für viele die im und vom Skisprungsport leben. Nun ist der Anfang getan und die Hoffnung groß, dass es gut weitergehen kann. Dass die Springer jedoch den Fokus auf sich und ihre sportliche Leistung legen ist auch klar.

Mit dem zweiten Platz beim Teamspringen und dem Doppelsieg durch Markus Eisenbichler und Karl Geiger reisen Sie mit der Gesamtführung im Weltcup sowie in der Nationenwertung aus Wisla ab. Die Fokussierung auf den Sport ist Ihrer Mannschaft also äußerst gut gelungen.

Hüttel: Ja, den meisten unserer Jungs auf alle Fälle und darüber freuen wir uns natürlich sehr. Die zeigt erstmal allen Beteiligten, dass der grundsätzliche Weg stimmt und die Maßnahmen der letzten Wochen und Monate in die richtige Richtung gelaufen sind. Ich denke auch, dass es dem Trainerteam gelungen ist, die Mannschaft mental sehr gut auf diesen speziellen Auftakt einzustellen. Die Ansprachen und das Coaching vor und während dieses Wochenendes haben definitiv prima funktioniert, sonst wäre diese Leistung so nicht möglich gewesen.

Die deutsche Mannschaft jubelt über den starken Saisonstart mit einem Doppelsieg durch Markus Eisenbichler und Karl Geiger in Wisla.

Stehen die deutschen Skispringer womöglich vor einer äußerst erfolgreichen Saison?

Hüttel: Bitte langsam, um euphorisch zu werden ist es definitiv noch viel zu früh. So wie wir letztes Jahr nach einem schwächeren Saisonstart nicht hektisch geworden sind, so werden wir sicher jetzt auch nicht übermütig werden. Dennoch die Mannschaft verfügt über ein großes Potential, dies wissen wir nicht erst seit diesem Wochenende. Im diesjährigen A-Kader sind sechs Athleten, die schon einmal einen Einzelweltcup gewonnen haben, dies gab es zuvor so noch nie. Leider wird uns Stephan Leyhe in dieser Saison verletzungsbedingt fehlen. Dennoch, wir werden sehen, wohin uns diese Saison noch führen wird.

Wann geht es für Sie weiter nach Kuusamo?

Hüttel: Ich fliege am Mittwoch zusammen mit dem Skisprung- und Kombinationsteam direkt von München nach Kuusamo. Die FIS hat hier aufgrund der Corona-Situation einen Charterflug organisiert. Das erleichtert für uns vieles – wenigstens eine positive Facette, die der Virus mit sich bringt.

Vielen Dank für das Gespräch und bleiben Sie gesund!

Auch interessant: Die WM in Oberstdorf ist das große Highlight der Saison 2020/2021. Trotz Corona-Pandemie halten die Organisatoren an ihren Plänen fest, die Titelkämpfe vor Zuschauern auszutragen – lesen Sie hier, wie das Konzept aussieht.

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1 Kommentar

  1. Wir freuen uns riesig auf die kommende Saison und wünschen unseren Adlern VIEL Erfolg
    Und das Sie und das ganze Team GESUND BLEIBEN

    LG aus Nürnberg

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