Der Umbau der Skiflugschanze in Oberstdorf läuft auf Hochtouren. Doch was wird eigentlich verändert? skispringen.com erklärt, ob man auch in Oberstdorf zukünftig Jagd auf den Weltrekord macht und was Severin Freund mit dem Umbau zu tun hat.
In Hinblick auf die Skiflug-Weltmeisterschaften 2018 wird die Skiflugschanze in Oberstdorf aktuell umgebaut. Nach dem letzten Skiflug-Weltcup im Jahr 2013 ist das FIS-Zertifikat ausgelaufen, der Internationale Skiverband (FIS) fordert eine grundlegende Modernisierung.
Dabei soll die auffällige Architektur der Schanzenanlage erhalten bleiben. Immerhin ist der „schiefe Turm von Oberstdorf“ oder der „Zeigefinger Gottes“, wie viele die eindrucksvolle Schanzenanlage mit ihrem 72 Meter hohen, frei schwebenden Anlaufturm nennen, nicht nur Austragungsstätte von Skiflug-Weltmeisterschaften und -Weltcups, sondern auch beliebtes Touristenziel im Allgäu. Im Zuge der Umbaumaßnahmen wird der Schanzentisch um sieben Meter nach hinten und um fünf Meter nach oben verschoben, wodurch sich eine Vergrößerung der Schanze von einem Hill-Size von 213 zu 225 Metern ergibt.
Weltrekord ist nicht das Ziel
Trotzdem legen die Verantwortlichen Wert darauf, sich nicht an dem ständigen Überbieten an Schanzengrößen zu beteiligen. Zuletzt haben sich speziell das norwegische Vikersund und das slowenische Planica um den Weltrekord regelrecht gestritten – und auch Kulm-Chef Hubert Neuper mischte sich, wenn auch ohne Erfolg, immer wieder in das Thema ein.
Severin Freund bringt Ideen ein
„Es war klar das Ziel des Deutschen Skiverbandes und der Architekten, keine deutliche Vergrößerung der Schanze vorzunehmen. Stattdessen haben wir Wert darauf gelegt, eine sehr harmonische Fluggestaltung zu erreichen“, erklärt Horst Hüttel, Sportlicher Leiter beim Deutschen Skiverband (DSV), im Gespräch mit skispringen.com. Dazu hat man sich auch erfahrene Skiflieger ins Boot geholt: Severin Freund, Skiflug-Weltmeister von 2014, und der inzwischen vom aktiven Sport zurückgetretene Michael Neumayer haben sich an den Planungen beteiligt. „Das letzte Wort haben natürlich die Architekten, aber sie haben ihre Erfahrungen eingebracht“, so Hüttel. Der verantwortlicher Architekt für die Umbaumaßnahmen, Hans-Martin Renn, ist Vorsitzender des FIS-Komitees für Skisprungschanzen und war bereits für die Schanzen der Erdinger-Arena in Oberstdorf und die Olympiaschanzen in Sotschi zuständig.
Am Ende bleibt es abzuwarten, ob Oberstdorf nicht unerwartet doch in Weltrekord-Regionen vorstoßen kann. „Es ist immer schwer abzuschätzen, welche Weiten am Ende möglich sind“, sagt Hüttel. Die reinen Zahlen sehen so aus: Mit einem Hill-Size von 225 Metern und einem K-Punkt von 200 Metern ist die neue Heini-Klopfer-Skiflugschanze auf dem Papier genauso groß wie die Schanzen in Planica, Vikersund und am Kulm, nur das tschechische Harrachov ist kleiner.
Die Zeit drängt: Baumaßnahmen liegen im Zeitplan
Die Kosten in Höhe von 11,8 Millionen Euro teilen sich der Bund, der Freistaat Bayern, der Landkreis und die Marktgemeinde Oberstdorf. Im Dezember wurde mit den ersten Abbrucharbeiten begonnen und im April sind die umfangreicheren Umbaumaßnahmen angelaufen. Viel Zeit bleibt nicht: Schon Anfang Februar 2017 soll in Oberstdorf ein Skiflug-Weltcup als Test für die Skiflug-Weltmeisterschaften im darauffolgenden Jahr stattfinden. „Natürlich stehen wir unter Druck, weil wir diese Wettkämpfe austragen müssen, aber aktuell liegen die Umbaumaßnahmen im Zeitplan. Viel Spielraum gibt es ohnehin nicht“, so Horst Hüttel.
Schon in der kommenden Woche erwarten die Oberstdorfer hohen Besuch: Im Rahmen einer FIS-Inspektion werden unter anderem Renndirektor Walter Hofer und FIS-Generalsekretärin Sarah Lewis den aktuellen Stand der Umbaumaßnahmen begutachten.
Neuer Schrägaufzug, Athletendorf bei den Zuschauern
Läuft alles planmäßig, sollen die Baumaßnahmen, die auch den Bau eines neuen Schrägaufzugs, Jury- und Trainerturms sowie die Verlagerung des Athletendorfes in die Nähe des Zuschauerbereichs vorsehen, Endes des Jahres abgeschlossen sein. Im darauffolgenden Jahr könnten jedoch weitere Maßnahmen notwendig sein: Ob die Schanzenanlage durch eine hangnahe Flugkurve am Ende sicher genug ist, wird man erst nach den ersten Sprüngen wissen. „Auch Vikersund und der Kulm wurden nach den Schanzenbaurichtlinien der FIS geplant, trotzdem waren Nachjustierungen nötig“, erklärt Horst Hüttel gegenüber skispringen.com.
Ich fand die alte Oberstdorf-Schanze immer noch hochmodern und fand nicht unbedingt dass man hätte sie umbauen müssen.
Toller und sehr interessanter Bericht! Das neue skispringen.com gefällt mir 🙂