Hochspannendes Finale auf der Normalschanze

Drama pur in Oberstdorf! Ema Klinec ist Normalschanzen-Weltmeisterin 2021

Foto: imago / GEPA

In einem dramatischen Finale krönt sich Ema Klinec zur Normalschanzen-Weltmeisterin in Oberstdorf. Sehr unglücklich lief es hingegen für Marita Kramer, die nach dem ersten Durchgang noch führte. Die deutschen Damen landeten im Mittelfeld.

Die erste Entscheidung bei der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf war gleich ein echter Krimi. Bis zum Schluss wurde gehofft, gezittert und dann den Freudentränen freien Lauf gelassen. Ema Klinec krönte sich mit ihren Sprüngen auf 105 und 100,5 Meter und 279,6 Punkten zur neuen Normalschanzen-Weltmeisterin. Silber ging an Titelverteidigerin Maren Lundby aus Norwegen (102,5 und 99,5 m; 276,5 P.), die nur 3,1 Punkte hinter ihrer Nachfolgerin lag. Nicht minder dramatisch gewann Sara Takanashi (104 und 100 m; 276,3 P.) Bronze und lag dabei nur 0,2 Punkte hinter Lundby.

Die Siegertränen waren noch nicht ganz getrocknet, da wurde sie auch schon zum Interview gebeten: „Ich kann es noch gar nicht glauben, das fühlt sich so surreal an. Ich kann nur vielen Dank an alle sagen, die an mich geglaubt und das ermöglicht haben.“ Klinec‘ Goldmedaille ist in zweierlei Hinsicht eine besondere: Die 22-Jährige ist damit die erste slowenische Skispringerin, die Edelmetall bei einer Weltmeisterschaft gewinnt, zudem gelang ihr dieser Erfolg, ohne dass sie vorher einen Weltcupsieg feiern konnte.

Bitteres Ende für Kramer – ÖSV legt Protest ein

Tränen des Frusts gab es derweil bei Marita Kramer. Die Österreicherin lag nach ihrem fulminanten Schanzenrekord von 109 Metern nach dem ersten Durchgang noch in Führung. Kurz vor ihrem Sprung entschloss sich die Jury, den Anlauf nochmals zu verkürzen, obwohl die Bedingungen bis dahin stabil geblieben waren. Genau das nahm der ÖSV zum Anlass, einen Protest einzulegen. Kramer kam dann nicht über 98 Meter hinaus und verpasste Bronze schließlich um 1,1 Punkte.

Die 19-Jährige suchte die Schuld im ‚ORF‘ jedoch ausschließlich bei sich: „Der Sprung war leider einer von meinen schlechten. Ich wollte einfach jeden Meter rausholen und bin dann auch noch schlecht gelandet. Ich habe gestern gesagt, wenn man schlecht landet, wird man Vierte und jetzt bin ich es. Ein verdienter vierter Platz.“ Die Verkürzung vor ihr habe sie aber nicht aus dem Konzept gebracht: „Damit muss man als Skispringerin umgehen. Das sind Sachen, die passieren in jedem Wettkampf.“

Von Kramers Teamkolleginnen kam überraschenderweise einzig Daniela Iraschko-Stolz ins Finale und wurde am Ende Achte. Die stärksten Mannschaftsergebnisse lieferten analog zum bisherigen Saisonverlauf die Sloweninnen und die Norwegerinnen, die jeweils zu dritt in den Top Ten zu finden waren. Klinec‘ Teamkolleginnen Nika Kriznar und Jerneja Brecl fuhren als Fünfte und Neunte ihre besten WM-Resultate ein, ebenso wie Silje Opseth und Thea Minyan Bjoerseth auf den Rängen Sechs und Sieben.

Die Medaille Maren Lundbys hatte sich nur bedingt angedeutet, schließlich stand sie in der laufenden Saison noch nicht auf dem Podium und war dementsprechend überglücklich: „Das bedeutet mir sehr viel, es war ein harter Kampf bis hierhin. Von August bis Dezember war ich aufgrund einer Verletzung draußen und so wieder auf das Podest zurückzukehren, fühlt sich unglaublich an. Seit März habe ich alles in meinem Leben auf die Tage hier in Oberstdorf ausgerichtet, deswegen bin ich sehr glücklich.“

Althaus beste Deutsche – Vogt enttäuscht

Als einzige Deutsche schaffte Katharina Althaus (91 und 98 m; 241,8 P.) den Sprung in die Top Ten, nachdem sie nach dem ersten Durchgang noch auf Rang 14 lag. „Mein erster Sprung war leider nichts, der zweite lief schon eher so, wie ich es mir vorstelle. Für mehr reicht es dann halt leider nicht“, kommentierte die Lokalmatadorin knapp ihre Leistung knapp. Anna Rupprecht fiel im Finale von Platz elf auf 14 zurück und war ebenfalls nicht gänzlich zufrieden: „Mein erster Sprung war echt gut, aber der zweite war zu viel Hauruck am Tisch und dann kam noch sehr viel Rückenwind dazu.“

Hinter ihr landete Jessica Malsiner auf einem starken 15. Platz und damit bei ihrem WM-Debüt vor ihrer Schwester Lara, die 18. wurde. Zwischen den beiden Italienerinnen ordneten sich die beiden Französinnen Julia Clair und Josephine Pagnier ein. Juliane Seyfarth belegte als drittbeste DSV-Athletin den 21. Platz. Die Japanerin Yuka Seto, die hinter Seyfarth 22. wurde, erzielte ihr bestes Saisonergebnis. Karolina Indrackova holte mit dem 25. Platz das beste Ergebnis einer tschechischen Skispringerin bei Nordischen Ski-Weltmeisterschaften. Als einzige Nordamerikanerin schaffte Abigail Strate die Qualifikation fürs Finale. Dort konnte die Kanadierin bei ihrem WM-Debüt sogar noch zwei Plätze gutmachen und wurde so 27..

Carina Vogt profitierte im ersten Durchgang von der Disqualifikation Sophie Sorschags. Die Österreicherin hätte die Top 30 sicher erreicht, wurde dann aber wegen eines nicht regelkonformen Anzugs aus der Wertung genommen, sodass Vogt, die sonst 31. geworden wäre, nachrückte. Nach 81 Metern im ersten Sprung kam die fünffache Weltmeisterin im Finale nicht über 70 Meter hinaus und belegte dadurch abgeschlagen Platz 30.

„Das ist so ziemlich das bitterste, was mir bisher passiert ist. Ich kann es mir auch nicht so richtig erklären. Ich habe das Gefühl komplett verloren und es tut weh, dass ich hier so aufgetreten bin“, gestand Vogt nach ihrem enttäuschenden Auftritt und schloss einen Einsatz im Teamspringen aus: „Ich muss versuchen, nächste Woche auf der Großschanze von vorne anzufangen.“ Somit bekommt Luisa Görlich am Freitag ihre Einsatzchance.

Eva Pinkelnig verpasst Finale

Vogts Weiterkommen hatte zur Folge, dass die Finnin Jenny Rautionaho den Finaldurchgang als 31. um hauchzarte 0,3 Punkte verpasste. Wiederum nur 0,5 Punkte hinter ihr landete Eva Pinkelnig, die nicht über 81 Meter hinauskam und somit neben Sorschag die zweite ÖSV-Dame wurde, die den zweiten Durchgang nicht erreichte. Rautionahos Landsfrau Susanna Forsström erreichte mit Platz 34 ihr bestes WM-Ergebnis, hinter ihr landeten mit Ausnahme der Polin Kinga Rajda ausschließlich WM-Neulinge, darunter auch die erste schwedische WM-Teilnehmerin Frida Westman auf Platz 35.

Am morgigen Freitag steht mit dem Teamspringen auf der Normalschanze bereits die nächste WM-Entscheidung an. Um 16 Uhr gibt es zunächst den Probedurchgang, ehe um 17:15 Uhr der erste Wertungsdurchgang beginnt (alles live bei skispringen.com).

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Über Luis Holuch 536 Artikel
Seit 2010 als Journalist tätig und hat 2017 sein erstes Buch veröffentlicht. Wie es die Leidenschaft wollte, ging es darin um das Damen-Skispringen. Genau dafür ist er bei skispringen.com auch primär zuständig. Kommentierte den offiziellen Live-Stream der Junioren-WM 2020, sowie die FIS-Classics-Serie und die Continentalcup-Finals der Nordischen Kombination.

9 Kommentare

  1. Es läuft doch in allen Bereichen des DSV nicht. Egal ob Männer, Frauen, Nachwuchs, B-Kader und auch die Kombinierer waren schon deutlich besser auf der Schanze. Das liegt nicht an einzelnen Trainern. Vielleicht wurde etwas in der Technik verpasst oder in der Sprung Technik. Aber irgendetwas scheint grundsätzlich falsch zu laufen.

  2. Es läuft doch in allen Bereichen des DSV nicht. Egal ob Männer, Frauen, Nachwuchs, B-Kader und auch die Kombinierer waren schon deutlich besser auf der Schanze. Das liegt nicht an einzelnen Trainern. Vielleicht wurde etwas in der Technik verpasst oder in der Sprung Technik. Aber irgendetwas scheint grundsätzlich falsch zu laufen.

  3. Das eine Slowenin führt, darf eine slowenisch geführte Juri nicht veranlassen moralisch fragwürdige Entscheidungen zu gunsten dieser Sportlerin zu treffen.

  4. Hi liebe Freunde des Skisprungsports das heute bei den Frauen war ein Debakel für den DSV wie schon der ganze Winter im Weltcup. Auch bei der JWM waren die Mädels schlecht. Ich denke der Trainer ist schon zulange im Amt da fehlt frischer Wind!!!!!! Sollte dr DSV schon mal darüber nachdenken.

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