Nach dem erfolgreichen Saisonstart müsste die Welt im Damen-Team des ÖSV in Ordnung sein, würde man meinen. Doch ein Interview von Daniela Iraschko-Stolz sorgte für Missmut – und nun für Konsequenzen.
Es war ein Bilderbuchstart, denn die österreichischen Skispringerinnen in Lillehammer hingelegt haben: Sieben Top-Ten-Platzierungen durch vier Springerinnen, die nun unter den Top 10 im Gesamtweltcup stehen, dazu drei Podestplätze durch Chiara Hölzl (Dritte und Zweite) und Eva Pinkelnig (Zweite) konnten sich sehen lassen. „Das freut mich irrsinnig für die Mädels und das Trainer- und Betreuerteam. Wir haben alle sehr gut gearbeitet“, gab Cheftrainer Harald Rodlauer zufrieden zu Protokoll. Alles im grünen Bereich möchte man meinen, doch der Schein trügt.
Denn trotz der Glanzlichter, unter anderem auch durch die erst 18-jährige Marita Kramer, die Zehnte und Neunte wurde, war längst nicht alles eitel Sonnenschein im ÖSV-Team. Und das liegt an einer Athletin, die aus ihrer Sicht „einfach nur schlecht“ sprang: Daniela Iraschko-Stolz. Mit den Plätzen 23 und 15 war die Weltmeisterin von 2011 alles andere als zufrieden und brachte das schon am Sonntag gegenüber dem ‚ORF‘ zum Ausdruck: „Ich möchte eine andere Technik springen, bringe es derzeit aber nicht auf den Punkt. Was ich derzeit mache, sieht richtig patschert aus.“
ÖSV mit Interview nicht einverstanden
Harte Worte der 36-Jährigen, die mit ihrer Meinung selten hinterm Berg hält. Doch sie redete sich noch weiter in Rage und kündigte an: „Diese Blöße gebe ich mir nicht mehr. Ich werde den nächsten Weltcup in Klingenthal auslassen und zu Hause mit meinem Wunschtrainer trainieren.“ Rodlauer wollte diese Aussagen „lieber nicht kommentieren“ und betonte: „Wir haben eine super funktionierende Mannschaft und lassen uns das jetzt sicher nicht kaputtmachen.“
ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher ging das jedoch zu weit und so stellte er die Gesamtweltcupsiegerin der Saison 2014/2015 zu Rede. Doch auch in diesem, wie auch in anderen Gesprächen, war Stecher nicht mit dem Verhalten und den Aussagen seiner Athleten einverstanden. Insbesondere die durchklingende Kritik am Trainerteam, das im Sommer mit Romed Moroder einen neuen Co-Trainer bekam, missfiel ihm: „Das aktuelle Trainerteam arbeitet super, das zeigen die Ergebnisse“, verdeutlichte Stecher und kündigte an, dass das Interview nicht ohne Folgen bleiben werde.
Iraschko-Stolz in Klingenthal am Start
Zwischenzeitlich, nämlich schon am Sonntagabend, hatte sich Iraschko-Stolz, die für ihre Selbstkritik viel Zuspruch erntete, für ihr Frust-Interview entschuldigt. Auf ihrer Facebook-Seite schrieb sie: „Es tut mir leid, dass ich oft jene Menschen mit überhasteten Aussagen verletze, die nur das Beste wollen. Ich werde die Konsequenzen tragen und daraus lernen.“ Da war allerdings noch nicht klar, welche Konsequenzen dieser Auftritt für die Weltrekordhalterin haben würde.
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Zuhause bleiben muss sie jedoch nicht, im Gegenteil: Der ÖSV gab am Mittwoch bekannt, dass die 16-malige Weltcupsiegerin, „nachdem intern Konsequenzen vollzogen wurden“, neben Chiara Hölzl, Eva Pinkelnig, Jacqueline Seifriedsberger, Marita Kramer und Lisa Eder (noch fraglich wegen Grippe) zum österreichischen Team in Klingenthal gehören werde. Eine vom Verband angeordnete Zwangspause wird es also nicht geben – diese hätte auch, angesichts dessen, dass Iraschko-Stolz, diese von sich aus gefordert hatte – auch seltsam angemutet.
Muss man soetwas immer nach Außen tragen? Wenn ich Trainer wäre,
würde mir das auch nicht passen. Mit 36 Jahren sollte sie auch wissen,
welche Trainingsmethoden für sie gut sind und das intern klären. Evtl.
sollte sie auch abtreten und den Nachwuchs eine Chance geben.
Als zukünftige Trainierin kommt sie mit ihrer Art eher nicht in Frage.