Nach öffentlicher Kritik

Paukenschlag in Polen! Alexander Stöckl tritt als Sportdirektor zurück

Foto: imago / Ulrich Wagner

Nur sechs Monate nach seiner Verpflichtung tritt Alexander Stöckl als Sportdirektor in Polen überraschend und mit sofortiger Wirkung zurück. Der Österreicher reagiert auf die öffentliche Kritik von Verbandspräsident Malysz.

Das Kapitel Alexander Stöckl im polnischen Skispringen ist beendet: Der 51-jährige Österreicher tritt mit sofortiger Wirkung als Sportdirektor zurück. Das berichtet die norwegische Boulevardzeitung ‚Dagbladet‘ am Freitag.

Spannungen zwischen Stöckl und Malysz eskalieren

Erst im August vergangenen Jahres hatte Stöckl das Amt des Sportdirektors für Skispringen und Nordische Kombination in Polen übernommen – nach nur sechs Monaten zieht er nun überraschend die Reißleine. Grund für seinen Rücktritt ist offenbar die angespannte Beziehung zu Verbandspräsident Adam Malysz, der seine Kritik an Stöckl öffentlich äußerte.

„Nach der WM wird erstmals abgerechnet. Wir wollen die Trainer vorerst nicht unter Druck setzen, ich bin aber ein wenig enttäuscht. Ich hatte gehofft, dass wir von Alexander Stöckl mehr bekommen, aber er beruhigt uns nur, will uns Zeit geben, aber diese Zeit hat er nicht“, hatte Malysz gegenüber dem polnischen Fernsehsender ‚TVP‘ gesagt.

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Stöckl zeigte sich von dieser Vorgehensweise irritiert. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass interne Angelegenheiten an die Medien weitergegeben wurden, ohne dass die Betroffenen vorher informiert wurden“, erklärte er gegenüber ‚Dagbladet‘. Besonders sei ihm aufgestoßen, dass Malysz ihn im Fernsehen kritisierte, ohne dies zuvor mit ihm persönlich zu besprechen.

Keine Kommunikation nach TV-Kritik

Nach dem TV-Interview habe Stöckl vergeblich versucht, Malysz zu erreichen. „Ich habe mehrere SMS auf verschiedenen Kanälen verschickt, ohne eine Antwort zu erhalten“, so der Österreicher. Ein darauffolgendes weiteres Interview von Malysz, in dem er erneut auf Stöckls Arbeit einging, brachte das Fass offenbar endgültig zum Überlaufen.

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„Ich schätze Feedback, weil ich dann meine Arbeit anpassen oder meine Sichtweise diskutieren kann. Aber das muss von Angesicht zu Angesicht geschehen“, so Stöckl weiter.

Stöckl: „Nicht mehr bereit, einen Beitrag zu leisten“

In seiner Rücktrittserklärung bedankte sich Stöckl bei den Trainern und Mitarbeitern, die sich mit großem Engagement für das polnische Skispringen einsetzten. Doch er zog ein klares Fazit: „Ich komme jedoch zu dem Schluss, dass ich nicht mehr bereit bin, einen Beitrag zu leisten. Es gibt zu viele Dinge, die mit meinen persönlichen Werten und Überzeugungen in Konflikt stehen.“

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Mit diesen Worten beendete Stöckl sein Engagement in Polen. „Dies ist meine letzte Erklärung in dieser Angelegenheit, verschwenden Sie also nicht Ihre Zeit damit, mich zu kontaktieren“, wird er von ‚Dagbladet‘ abschließend zitiert.

Schwierige Zeiten für Polens Skispringer

Der Rücktritt kommt in einer ohnehin turbulenten Phase für das polnische Skisprung-Team. Die laufende Weltcup-Saison ist bereits die zweite in Folge mit enttäuschenden Ergebnissen. Malysz steht unter Druck, das Team wieder in die Erfolgsspur zu führen.

Schon im vergangenen Winter kam es zu einem Knall um die Personalie Alexander Stöckl: Der Österreicher, damals noch im Amt des Cheftrainers der norwegischen Skispringer, wurde von seinen Athleten in einem Brief deutlich kritisiert.

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Stöckl reiste danach nicht mehr zu den Wettbewerben und einigte sich nach langen Verhandlungen im Mai 2024 mit dem Skiverband auf die Beendigung seines Arbeitsverhältnisses.

Auch interessant: Lesen Sie hier die Rücktrittserklärung von Alexander Stöckl, die er der norwegischen Tageszeitung ‚Dagbladet‘ zukommen ließ, im Wortlaut…

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Über Marco Ries 907 Artikel
Inhaber und Chefredakteur von skispringen.com. Hat sich nach der Jahrtausendwende am Skisprungfieber anstecken lassen und 2009 dieses Angebot gegründet. Studiert an der Universität Heidelberg und arbeitet nicht nur im Winter als freier Journalist und Autor (u.a. das Buch „Unnützes Skisprungwissen“).

12 Kommentare

  1. Was will Deutschland mit einem Stöckl?Er war zwar nicht lange in Polen aber in Verbund mit Adam,hat er nicht das Offensichtliche erkannt ähnlich wie Horngacher in Deutschland.
    Deutschland und Polen sind mit Abstand die ältesten Teams im Skisprung-Zirkus.
    Bei Polen Zyla(38)Stoch(37)Kubacki(35)Kot(34)selbst der momentan erfolgreichste Pole Zniszczol wird im März 31.
    Bei Deutschland sieht es nicht anders aus.Eisei,Pius,Karl,Leyhe alle jenseits der 30er und Welli wird dieses Jahr 30.
    Und die Nachrücker wie Lisso,Schmid und Raimund sind/werden dieses Jahr 25.
    Sprich von den ganz Jungen kommt nix nach,es fehlt der Unterbau vor allem Druck der Jungen auf die Alten.
    Ein Daniel Tschofenig macht es doch vor mit seinen 22 Jahren,er treibt die ganze Mannschaft mit seinem Erfolg an.Und genau das fehlt Polen und Deutschland.Beide Länder brauchen eine grundlegende Skireform.
    Die kleineren Länder wie Österreich und Slowenien bringen junge Talente am Fließband hervor.Vielleicht sollte man sich daran orientieren.

  2. Dass die dt. Skispringer plötzlich komplett leistungsmäßig nicht mehr mithalten können muss Ursachen haben. Zu Beginn der Saison war die Einzelleistung von Pius und Andi Wellinger sehr gut. Wir haben keine so zahlreichen jungen Talente, die den Anschluss an die Weltspitze herstellen können, ganz entgegen dem österreichischen Team. Das ist sicher der Nachwuchsförderung in Deutschland geschuldet. Für den Leistungseinbruch der einzelnen Springer dem Bundestrainer die Schuld zuzuweisen ist unfair. Die Springer müssen die Anweisungen der Trainer umsetzen, was ihnen z. Zt. nicht gelingt. Warum das so ist muss ergründet werden. Das werden die Trainer, die sicher unter enormem Druck stehen, angehen.

  3. Das kann doch nicht sein, dass alle unsere Jungs mit einem Schlag nicht mehr springen können! Wenn ich sehe, wie der sauertöpfische Herr Horngacher sich nach dem Sieg im Mixed Team nicht das kleinste Lächeln abringen konnte, glaube ich an ein mentales Problem. Schade für die Jungs!

  4. Ach Adam. Über Jahre den alten Wagen gegen die Wand fahren und sich dann nicht mal einen Winter zurückhalten und gedulden können.

    Wenn nicht jetzt wann dann? Auf geht’s DSV! Man darf den Job des Nationaltrainers nicht unterschätzen.

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